Science-Fiction-Klassiker: 40 Jahre Blade Runner

Seite 4: Der Regisseur

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(Bild: Warner Home Video)

Für Ridley Scott ist "Blade Runner" der erste Schritt seiner langen Karriere in Hollywood, gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Tony Scott ("Top Gun"), der 2012 stirbt. Sie wachsen in einer Industriestadt im Norden Englands auf. Ridley studiert Grafikdesign und Malerei und arbeitet zunächst unter anderem als Szenenbildner für die BBC und als Werbefilmer. Die ersten Filme "Die Duellisten" und "Alien" entstehen noch in Großbritannien.

Nach "Blade Runner" setzt Ridley Scott den für viele besten TV-Spot aller Zeiten um: "1984". Er wird nur einziges Mal regulär ausgestrahlt, zum Super Bowl. Das bedrückende und schmutzige Werk wirbt für den Apple Macintosh – ohne das Gerät auch nur zu zeigen.

Die Einzigartigkeit seiner Frühwerke "Alien" und "Blade Runner" erreicht er seitdem nicht wieder. Aus seinem inhaltlich wie qualitativ breitem Werk ragt erst zwei Jahrzehnte später "Gladiator" heraus, er erhält fünf Oscars. Dem Genre Science Fiction, das ihn bekannt gemacht hat, bleibt er lange fern. Erst 2012 inszeniert er den unnötigen "Alien"-Nachfolger "Prometheus", dem ein noch unnötigeres Sequel folgt.

Aus "Blade Runner" ist mittlerweile ein kleines Universum geworden. Es gibt mehrere Kurzfilme, Romane, ein Hörspiel und Computerspiele. Kurz nach der Veröffentlichung des Films wird in Kleinauflage – weil man die Rechte nicht bekommt – sogar ein Brettspiel gebastelt.

Bereits in den achtziger Jahren erscheint ein Computerspiel zum Film, für den Commodore 64, den ZX Spectrum und den Schneider CPC. Auf einer Kartenansicht der Stadt werden Replikanten aufgespürt, die dann in der Seitenansicht ausgeschaltet werden müssen.

Viel bekannter ist das Adventure aus dem 1997. Entwickelt von Westwood, reiht es sich ein in die Liste der herausragenden Spiele des Studios, wie "Dune 2", "Command & Conquer", "Lands of Lore", "Eye of the Beholder" und "Legend of Kyrandia". Es nutzt die Welt von "Blade Runner", um eine eigene Detektiv-Geschichte zu erzählen. In deren Mittelpunkt steht der Replikantenjäger Ray McCoy. Zu Spielbeginn wird ausgewürfelt, welche der Charaktere Replikanten sind; auch gibt es mehrere mögliche Enden.

Die Community hat in mühsamer Arbeit das Spiel auf ScummVM übertragen und damit nutzbar für aktuelle PCs gemacht. Dieser Tage haben die Nightdive Studios eine weitere Fassung veröffentlicht, die für viel Kritik sorgt. Es hat eigentlich Erfahrung mit dem Renovieren von Spielen; aber in diesem Fall ging vieles daneben, zumal die Rohdaten des Originals verloren sind und etwa Graphiken aus der Version von 1997 hochgerechnet werden. Die Community ärgert sich auch über GOG.com, welche die "gute" ScummVM-Version nur in Kombination mit der "schlechten" Enhanced Edition anbieten.

2017 erscheint eine Fortsetzung des Films, um die niemand gebeten hat: "Blade Runner 2049". Regie führt Denis Villeneuve, der nach seinem gelobten "Arrival" das Drehen inhaltlich anspruchsvoller Filme (wie "Die Frau die singt") aufgibt zugunsten gewaltiger Bildwelten wie "Dune", die wie Meisterwerke wirken sollen. Die Hauptrolle spielt Ryan Gosling, Harrison Ford und Edward James Olmos sind erneut dabei. Da Sean Young als Rachel in der Version von 1982 erscheint, entstehen ihre kurzen Szenen am Computer.

Der 164 Minuten lange Film führt zu gemischten Kritiken und ist kein Erfolg an der Kinokasse. Einem Budget von 150 Millionen Dollar, auf das typischerweise noch einmal die gleiche Summe für das Marketing aufzuschlagen ist, stehen 250 Millionen Einspielergebnisse gegenüber. Ridley Scott, der als Mitproduzent und beratend zur Seite steht, findet später einen Grund: zu langsam und zu lang.

Im Laufe der Jahre entwickelt sich "Blade Runner" immer mehr zum Kultfilm, genährt durch mehrere Wiederveröffentlichungen durch die verschiedenen Versionen. Er ist eine der ersten Visualisierungen für das, was man heute Cyberpunk nennt.

Viele andere Streifen lassen sich von "Blade Runner" inspirieren, etwa "Das fünfte Element", "Dark City", "The Matrix", "Strange Days", "Gattaca", "Mute", "Ghost in the Shell" oder "Predator 2". Auch Spiele finden Gefallen an dem Stil, etwa die Reihe "Deus Ex", "Nier" und "Nier: Automata" oder "Cyberpunk 2077".

Für die Film-Zeitschrift Empire rangiert "Blade Runner" auf Platz 1 in der Rubrik Science Fiction, gefolgt von "Alien" (ebenfalls von Ridley Scott), "Das Imperium schlägt zurück", "Die Matrix" und "2001".

(anw)