Serverhersteller Thomas Krenn: Der "Unvergleichliche"

Dass Qualität ihren Preis hat, wissen die meisten Menschen. Wenn man aber ihre Einkaufsgewohnheiten betrachtet, scheint Qualität für sie dann doch nicht so wichtig zu sein. Das mag beim Kauf von Dosenmilch noch angehen, bei der Anschaffung eines Unternehmensserver aber nicht. Meint zumindest der deutsche Serverhersteller Thomas Krenn.

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Von
  • Damian Sicking

Thomas-Krenn-Anzeige im manager-magazin

Lieber Christoph Maier, Vorstand des Server-Herstellers Thomas Krenn AG,

es gibt Firmen, die hat man gar nicht so auf seinem Radarschirm. Dann tauchen sie plötzlich mal wieder auf und man denkt "Ach ja, die gibt es ja auch noch, wie schön. Lange nicht gesehen". Im nächsten Moment ziehen diese Firmen auch schon wieder weiter und geraten erneut ein bisschen in Vergessenheit, weil sich andere in den Vordergrund schieben und weil auch insgesamt so viel passiert in der Welt und natürlich auch in der IT-Branche.

Ihre Firma, lieber Herr Maier, ist so eine. Man weiß zwar, dass es sie gibt, aber wenn man zum Beispiel von einem Marktforschungsunternehmen aufgefordert würde, einmal frei von der Leber weg und, wie es in der Fachsprache heißt, "ungestützt" , ein paar Serverhersteller aufzuzählen, dann würde einem der Name Thomas Krenn meistens eben nicht einfallen. Oder erst am nächsten Tag. Naja, wie auch immer. Jedenfalls erging es mir so, als ich die November-Ausgabe des manager-magazins durchblätterte und dort auf eine ganzseitige Anzeige der Thomas Krenn AG stieß (s. Abbildung). Aha, dachte ich, das ist ja interessant, so eine Anzeige im manager-magazin muss man sich ja auch erst einmal leisten können. Immerhin rund 24.000 Euro kostet die Seite laut Mediadaten. So ganz schlecht scheint es dem Server-Hersteller aus dem bayerischen Wald nicht zu gehen, dachte ich. Das ist schön, denn immerhin feiern Sie im kommenden Jahr das zehnjährige Bestehen des Unternehmens, und da wünscht man sich natürlich, dass man fit und gesund ist.

Apropos fit und gesund: Auf dem Foto ist FirmengrĂĽnder, Namengeber und Aufsichtsrat Thomas Krenn abgebildet. Und was soll ich sagen: Der Mann sieht echt fit aus. Wenn er behaupten wĂĽrde, dass er in diesem Jahr den Ironman auf Hawaii gefinished hat, ich wĂĽrde es ihm sofort glauben.

Nochmal apropos fit und gesund. Viel Obst soll ja gut sein. Und damit habe ich einen total geschmeidigen Übergang zu Ihrer Homepage gefunden. Da bin ich sofort über einen Satz gestolpert. Sie schreiben dort nämlich in fetten Buchstaben "Vergleichen Sie nicht Äpfel mit Birnen". Der Grund ist klar: Die Server von Thomas Krenn (TK) sind einfach besser als die üblichen Standardrechner der Massenhersteller (sage nicht ich, sondern Sie). Die TK-Server sind sozusagen handgemacht und mundgeblasen. Thomas Krenn ist quasi der Maßschneider unter den Serveranbietern. Dafür sind die Geräte natürlich auch ein bisschen teurer. Logisch, Qualität hat ihren Preis.

Trotzdem, lieber Herr Maier, muss ich Ihnen widersprechen. Ich bin nämlich der Meinung, dass man (a) nicht nur Äpfel mit Birnen vergleichen kann, sondern (b) sogar sollte. Zunächst zu (a): Vergleiche lassen sich ziehen unter anderem in Bezug auf den Geschmack, den Vitamingehalt, die Kalorien, den Absatz beim Verbraucher, den Preis fürs Kilo und so weiter. Und was (b) betrifft, so empfiehlt es sich natürlich vor dem Kauf, sich anhand der verschiedenen Kriterien für das eine oder das andere zu entscheiden. Zum Beispiel ist es nicht wirklich schlau, sich wegen des günstigeren Preises für den Kauf eines Kilos Birnen zu entscheiden, wenn man vom Birnenverzehr regelmäßig schlimme Bauchschmerzen oder Hühneraugen bekommt.

Ich bin sowieso ein großer Freund von Vergleichen. Zum Beispiel finde ich, dass man beispielsweise auch einen Dacia Duster ganz prima mit einem Porsche Cayenne vergleichen kann. Ja warum denn nicht? Länge, Breite, Höhe, Radstand, Kofferraumvolumen, Anzahl der Räder, sonstige Ausstattung, Preis und vieles mehr. Die grundsätzliche Frage lautet für den kaufmännisch geschulten Interessenten natürlich: Bei wem bekomme ich am meisten Gegenwert für mein Geld? Nun, da muss man sagen: Für 12.000 Euro kriege ich beim Dacia ein ganzes Auto. Immerhin! Bei Porsche bekomme ich fürs gleiche Geld dagegen nur ein Handschuhfach. Mit anderen Worten: Mit dem Dacia Duster kann ich wenigstens fahren, und sei es nur bis zur nächsten Werkstatt. Mit dem Handschuhfach des Porsche Cayenne kann ich nicht einmal das.

Wie bitte, Sie meinen, ich wäre vom Thema abgekommen? Keine Spur! Ich bin noch immer ganz nah bei Ihnen. Denn wissen Sie, was der Käufer eines Dacia Duster möglicherweise erleben kann? Dass billig irgendwie dann doch wieder ganz schön teuer werden kann. Und erneut habe ich diesen super geschmeidigen Übergang geschafft, um den mich viele Menschen – auch in Übersee – beneiden. Denn "Billig kann ganz schön teuer werden" ist ja auch die Überschrift in der Anzeige von Thomas Krenn im manager-magazin. Das heißt mit anderen Worten: Implizit fordern Sie ja auch dazu auf, Ihre Server mit denen der Massenanbieter zu vergleichen. Mir ist nur nicht ganz klar, ob Sie jetzt die Birne oder der Apfel sind, ist aber vielleicht auch nicht so wichtig.

Apropos (zum Dritten): Was fahren Sie denn fĂĽr ein Auto?

Beste GrĂĽĂźe!

Damian Sicking

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