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Siegerliste 2023: Technology Review kürt Deutschlands beste MINT-Arbeitgeber

Bernd Müller
Die Palette der MINT-Jobs ist breit gefächert und der Bedarf an Fachkräften steigt stetig. Den derzeit größten Bedarf haben Energie- und Elektroberufe. , Shutterstock / SeventyFour

Die Palette der MINT-Jobs ist breit gefächert und der Bedarf an Fachkräften steigt stetig. Den derzeit größten Bedarf haben Energie- und Elektroberufe.

(Bild: Shutterstock / SeventyFour)

Für jobsuchende Absolventen des MINT-Bereichs finden sich in der TR-Rangliste 308 Unternehmen. Wer ganz oben steht, zeigt die Tabelle.

Laut MINT-Report des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ist der Fachkräftemangel in den MINT-Berufen, also in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, aktuell verheerender als in der Zeit vor Beginn der Coronapandemie. Im Oktober 2022, dem Zeitpunkt der letzten Erhebung, klaffte eine Lücke von 325 290 unbesetzten Stellen in MINT-Berufen. Etwa gleich viele Personen fehlten in den MINT-Facharbeiter- und MINT-Expertenberufen. Etwa 34 200 Stellen unter den Spezialisten- beziehungsweise Meister- und Technikerberufen blieben unbesetzt.

Mit den größten Engpässen haben die Energie- und Elektroberufe zu kämpfen, gefolgt von der Maschinen- und Fahrzeugtechnik sowie den IT-Berufen. Dieser Fachkräftemangel habe laut Handelsblatt zur Folge, dass die deutsche Wirtschaft die Themen Digitalisierung sowie Dekarbonisierung nicht vorantreiben kann. Das ist für die deutsche Wirtschaft eine schwierige Situation, schließlich steht sie vor einem fundamentalen Wandel. Für die Zukunftsfelder Digitalisierung und Dekarbonisierung brauchen die Unternehmen dringend qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Aber was zeichnet einen guten Arbeitgeber aus? Was sind heute gute Arbeitsbedingungen? Welche Rolle spielen Geld, die Unternehmenskultur, Aufstiegschancen? Und ist der Job auch wirklich zukunftsfest? Wie kann man all diese Faktoren messen und bewerten?

Nach 2021 hat das Institut für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF) deshalb zum dritten Mal die MINT-Arbeitgeber des Jahres gekürt und die nachfolgende Liste für MIT Technology Review ermittelt. Zur Beantwortung der Fragen, was einen guten MINT-Arbeitgeber auszeichnet, setzt das IMWF auf das sogenannte "Social Listening". Unter diesem Schlagwort sind in den vergangenen Jahren eine Reihe von Tools entwickelt worden: Es geht darum, Daten aus Online-Quellen zu extrahieren und auszuwerten, um die Beliebtheit von Unternehmen, Marken oder Produkten zu ermitteln.

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Wie hilft das, um die besten Arbeitgeber im MINT-Bereich zu finden? Wer in diesem Bereich einen Job sucht, so das IMWF, ist für diese Methode eine hervorragende Quelle. Denn er oder sie ist in der Regel in der vorteilhaften Situation, sich Arbeitgeber kritisch und sorgfältig aussuchen zu können. Für die Untersuchung wurden daher soziale Netzwerke, News-Sites, Foren und Job-Portale gescannt und ausgewertet. Dabei hat das IMWF rund 20 000 Unternehmen im Hinblick auf ihre Arbeitgeberattraktivität analysiert und bewertet. Die Bewertung entsteht auf Basis von zwei Bereichen: zum einen die Sichtbarkeit und Reputation des Unternehmens im Internet und zum anderen die Aktivität und Bewertung auf dem Job-Markt.

In einem ersten Schritt scannten die Analysten dafür zunächst Zehntausende Online-Nachrichten und mehrere Millionen Social-Media-Accounts von Unternehmen nach typischen Stichworten zu Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz, Automatisierung, aber auch Gehalt, Lohnerhöhung, Arbeitsbedingungen oder Mitarbeiterorientierung. Hierbei kamen 438 Millionen Quellen zusammen. Insgesamt ergab dieser erste Durchlauf rund 1,5 Millionen Nennungen zu etwa 20 000 Unternehmen. Daraus ermittelten sie, welches Unternehmen erwähnt, welches Thema besprochen wird und welche Tonalität die Textfragmente aufweisen. Die Tonalität – positiv, neutral oder negativ – bewerten sie dann mit einer sogenannten Sentiment-Analyse.

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Daraus ergeben sich für jedes Unternehmen und jeden Themenbereich zwei Werte: einer für die Tonalität und einer für die Reichweite des Unternehmens. Anschließend werden diese Werte zu einem ersten Punktwert verrechnet: Je reichweitenstärker ein Unternehmen ist, desto stärker wirkt sich die Tonalität aus, also ob die Kommunikation zu dem Unternehmen überwiegend positiv oder negativ ist. Um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wird dieser Wert schließlich über jeweils eine Branche normiert.

Das beste Unternehmen erhält 100 Punkte und bildet hiermit den Vergleichswert für alle anderen Unternehmen seiner Branche. Ein zweiter, ebenfalls über die Branche normierter Wert ergibt sich aus der Aktivität des jeweiligen Unternehmens auf einem MINT-Jobportal. Abschließend wurden beide Teilwerte zusammengezogen und wiederum auf den Besten einer Branche normiert. Eine Auszeichnung erhalten diejenigen Unternehmen, die mindestens 60 Punkte in der Gesamtwertung erreichen – das sind insgesamt 261 Unternehmen. In Branchen, in denen es nur einen Sieger mit 100 Punkten gibt, haben die Wettbewerber nicht den Wert von 60 überschritten.

Deutschlands beste Mint-Arbeitgeber 2023
Unternehmen Punkte
Aluminiumverarbeiter
TRIMET 100,0
Novelis 82,6
Hydro 61,7
Automobilzulieferer​
Stabilus, S. 98 100,0
WITTE Automotive 88,1
Ferdinand Bilstein 83,9
EDAG 83,6
Kiekert 78,9
Martinrea Honsel 78,6
SHW 77,3
Bosch 75,6
Progress-Werk Oberkirch 75,5
Huf Hülsbeck & Fürst 75,4
ZF Friedrichshafen 73,6
Eibach 69,5
HELLA 69,4
HÖRMANN Gruppe 61,3
KOKI 60,8
Bausparkassen​
LBS Westdeutsche Landesbausparkasse 100,0
BKM - Bausparkasse Mainz 84,3
BHW Bausparkasse 72,1
LBS Berlin - Hannover 66,7
Baustoffe & -zubehöranbieter​
remmers 100,0
Bauder 94,9
PCI Augsburg 90,2
Saint-Gobain Austria - Isover 88,6
Adolf Würth 88,5
Holcim 88,4
Knauf Gruppe 74,8
CEMEX 69,8
Saint-Gobain Rigips 66,1
HeidelbergCement 63,7
Mako 61,6
Bauunternehmen​
Goldbeck, S. 99 100,0
STRABAG 94,1
Max Bögl 85,6
HOCHTIEF 85,6
Implenia 84,9
OTTO WULFF 84,0
PORR 82,4
Bremer Bau 78,7
Züblin 77,3
WOLFF & MÜLLER 60,2
Biotechnologieunternehmen​
Abbott 100,0
Evotec 87,6
Qiagen 81,2
MediGene 65,3
Chemieunternehmen​
MC-Bauchemie Müller 100,0
Covestro 88,6
Syngenta 75,7
Schirm 74,7
BÜFA 67,3
Solvay 66,6
Wacker Chemie 65,9
Druckerhersteller​
Lexmark 100,0
Canon 87,4
Brother 65,0
Elektrotechnikanbieter​
Hitachi 100,0
Parker Hannifin Manufacturing 84,6
Theben 81,1
Sitte Elektrotechnik 66,1
Energiedienstleister​
E.DIS 100,0
Next Kraftwerke 77,3
Facility Manager​
Gebäudemanagement Schleswig-Holstein GM.SH, S. 95 100,0
Klüh Service Management 92,3
N-ERGIE Immobilien 80,4
Beyersdorf Dienstleistungen 78,3
Fahrzeugbauer​
Hako Gruppe 100,0
Schmitz Cargobull 65,2
Schneider Fahrzeugtechnik 64,4
Holzverarbeiter​
EGGER 100,0
Pollmeier Massivholz 90,2
Immobilienunternehmen​
Grand City Properties 100,0
PATRIZIA 91,4
DIC Asset 83,1
LEG Immobilien 76,9
BUWOG 72,0
Strenger 68,9
HAMBORNER REIT 65,0
Deutsche EuroShop 62,6
Schörghuber Stiftung 60,3
Industriedienstleister​
Invenio 100,0
Evonik Technology & Infrastructure 71,4
Lebensmittelproduzenten​
Dr. August Oetker 100,0
Stute Nahrungsmittelwerke 84,5
Nestlé 74,9
Lichttechnikanbieter​
Zumtobel 100,0
TRILUX 68,4
H. Waldmann 66,0
Maschinen- & Anlagenbauunternehmen​
Pester Pac Automation, S. 100 100,0
GEMÜ Gebr. Müller Apparatebau 96,5
Wolf 94,7
Netzsch 94,1
Dieffenbacher 92,1
Schunk 89,5
Schmid Group 88,2
KUKA 87,8
Flottweg 85,9
Strama - MPS Maschinenbau 85,1
DVS Technology Group 83,9
Probat-Werke Von Gimborn 83,6
Herbert Kannegiesser 83,5
SMC Deutschland 83,5
Technotrans 83,4
Viega 83,3
HOMAG Group 82,7
Dürr 81,3
AL-KO 80,3
Bitzer 79,4
Boll & Kirch Filterbau 79,2
Grimme Landmaschinenfabrik 78,5
Arburg 78,5
Jungheinrich 77,0
Hosokawa Alpine 76,9
Aixtron 76,9
Karl Mayer Textilmaschinenfabrik 76,5
Beumer Maschinenfabrik 75,8
Von Ardenne Anlagentechnik 75,8
KONE 75,7
Pfeiffer Vacuum Technology 75,2
Brückner Maschinenbau 72,6
BV Beteiligung 71,3
Krones 70,8
Danfoss Power Solutions 70,3
LMT Leading Metalworking Technologies Verwaltungsgesellschaft 69,0
Crown Gabelstapler 68,5
DMG MORI 68,3
Rolls-Royce Power Systems 68,3
BOMAG 68,1
Busch-Holding 67,7
Körber 67,6
Sturm Holding 67,5
KAESER KOMPRESSOREN 67,4
Koenig & Bauer 67,1
Wirtgen Group Holding 66,9
Wirtgen 65,2
AVL Deutschland 64,9
MTU Aero Engines 64,1
Woodward Aken 63,2
Johannes Reifenhäuser Holding 63,0
Wittenstein Electronics 60,9
KSB 60,2
Gerhard Schubert 60,1
Schumag 60,1
Medizintechnikunternehmen​
Sarstedt 100,0
Richard Wolf 88,7
Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik 79,3
Carl Zeiss Meditec 78,1
Fresenius 71,9
Heinen + Löwenstein 68,1
Erbe Elektromedizin 65,2
Sartorius 62,2
Messtechnikanbieter​
Bürkert 100,0
Endress+Hauser 78,7
Sauter 72,0
Rohde & Schwarz 69,1
PFISTERER 64,4
Metallverarbeiter​
OTTO FUCHS 100,0
KME Germany 95,6
Wieland-Werke 94,4
Ceratizit 92,6
Diehl Gruppe 91,2
Walter 61,6
Enders Colsman 61,1
Molkereien​
Deutsches Milchkontor, S. 96 100,0
Berchtesgadener Land 96,3
FrieslandCampina 70,4
Elsdorfer Molkerei und Feinkost 63,7
Netzbetreiber​
Westnetz 100,0
Open Grid Europe 95,5
LEW Verteilnetz 79,7
Netze BW 71,5
ONTRAS 60,7
Öffentlicher Dienst​
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, S. 95 100,0
DFS Deutsche Flugsicherung 88,6
Physikalisch-Technische Bundesanstalt 78,4
Kassenärztliche Vereinigung Hessen 66,9
Deutscher Wetterdienst 66,8
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben 61,9
Öko-Strom-Anbieter​
Naturstrom 100,0
Statkraft 89,8
LichtBlick 80,6
Orsted 64,7
Pharmaunternehmen​
Grünenthal 100,0
Hermes Arzneimittel 98,8
MSD Sharp & Dohme GmbH 90,6
SALUS Haus Dr. med. Otto Greither 89,8
Engelhard Arzneimittel 88,4
Merck 85,0
Vetter 84,6
Teva 80,4
NextPharma 79,2
Boehringer Ingelheim 76,5
Roche 74,4
TAD Pharma 73,8
Bayer 71,6
Sandoz 69,2
Takeda 68,6
Aenova Group 64,3
AstraZeneca 61,7
Lilly Deutschland 61,0
Reifenhersteller​
Bridgestone 100,0
Michelin 60,6
Sicherheitstechnikanbieter​
deister electronic 100,0
Protection One 70,3
Smart-Home-Lösungsanbieter​
Siedle & Söhne, S. 96 100,0
Bosch & Siemens Smart Home 96,7
Schwaiger 80,9
August 76,6
Loxone 65,1
eQ-3 64,8
Solartechnikanbieter​
Meyer Burger, S. 98 100,0
SOLARWATT 66,7
SMA Solar Technology 64,0
Spezialchemieunternehmen​
SGL Carbon 100,0
EVONIK 84,1
Sika 75,7
Allessa 75,6
LANXESS 73,8
H+R 70,7
Stahlunternehmen​
FERALPI STAHL 100,0
Georg Fischer 85,9
Saarstahl 84,5
Mesa Parts 75,2
STÜKEN 72,3
Tata Steel 71,1
Zapp 67,5
BENTELER 60,7
Technische Dienstleister​
BIRCO 100,0
SPIE 60,4
Technische Komponentenhersteller​
Johnson Controls 100,0
Coroplast 92,8
Vossloh 90,8
E.G.O. 83,3
Böllhoff 80,2
Witzenmann 71,8
Telekommunikationsanbieter​
AVM, S. 100 100,0
Vantage Towers 90,2
Deutsche Glasfaser 88,8
Telefónica 84,5
M-net 82,3
Verizon 77,7
Freenet 71,9
Komsa 71,1
Verpackungshersteller​
DS Smith Packaging Deutschland Stiftung 100,0
Gerresheimer 83,9
Klöckner Pentaplast 83,0
Schumacher Packaging 66,7
GIZEH 60,7
Wohnungsunternehmen​
Vonovia 100,0
degewo 79,2
Siedlungswerk 71,2
Deutsche Wohnen 68,8
Zertifizierer​
Tüv Süd Management Service 100,0
Kiwa International Cert Zertifizierung 89,2
Dekra Certification 87,1
VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut 77,3
DQS Medizinprodukte 70,3
Tüv Austria 69,0
TÜV Saarland Cert 65,6
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung 62,6

Bundesunmittelbare, nicht rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts: Klingt langweilig? Zu Unrecht: Die BAM bietet spannende Arbeitsplätze.

BAM! Das klingt wie der Faustschlag in einem Superheldencomic. Und tatsächlich geht es in der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung mitunter ruppig zu. Die Behörde forscht, prüft und berät zum Schutz von Menschen und Umwelt und sorgt für einen sicheren Einsatz von Technik und Chemie im Alltag. Die "Festigkeitsversuche" für Eisen und Stahl, mit denen die BAM 1871 begonnen hat, sind nur noch ein kleiner Teil des Aufgabenspektrums. 1600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen sich heute mit KI-Methoden für nachhaltiges Bauen, mit 3D-Druck, mit nachhaltigen Materialien für E-Auto-Akkus, der Standfestigkeit von Windkraftanlagen oder mit Pipelines für die Wasserstoffzukunft.

In einem finnischen Stahlwerk erstellt ein mobiler Bodenroboter zusammen mit Drohnen, stationären Sensoren und KI dreidimensionale Karten von Schadstoffverteilungen., Bundesanstalt für Materialforschung

In einem finnischen Stahlwerk erstellt ein mobiler Bodenroboter zusammen mit Drohnen, stationären Sensoren und KI dreidimensionale Karten von Schadstoffverteilungen.

(Bild: Bundesanstalt für Materialforschung)

Die Mehrheit der BAM-Beschäftigten hat einen MINT-Hintergrund. Wer reinschnuppern möchte, findet ein großes Angebot an Themen für Abschluss- oder Promotionsarbeiten. Auch Chemielaboranten, Werkstoffprüferinnen, Elektroniker oder Fachinformatikerinnnen bildet die BAM aus.

Bauen und Beschaffen: Dafür ist in Schleswig-Holstein die Gebäudemanagement Schleswig-Holstein zuständig. Neu im Aufgabenspektrum: der Klimaschutz.

Wer in Schleswig-Holstein ein Gebäude für Bund oder Land errichtet, kommt an der Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR nicht vorbei. Sie baut und bewirtschaftet Kirchen oder Trainingseinrichtungen für Marinetaucher; auch wer in der Verwaltung ein Feuerwehrauto beschaffen möchte, ist bei der Behörde in Kiel richtig.

Von den rund 1700 Beschäftigten hat etwa die Hälfte einen MINT-Hintergrund. Die meisten sind Ingenieure, aber auch ohne Studium bietet die GM.SH interessante Perspektiven: Fast 170 Mitarbeitende sind Technikerinnen, technische Zeichner oder Informationstechniker. In den nächsten fünf Jahren werden altersbedingt zwölf Prozent dieser Beschäftigten ausscheiden. "Um diese Lücke zu schließen, suchen wir nicht nur Fachkräfte aus dem MINT-Bereich, sondern verstärken auch unsere Ausbildungsmaßnahmen für Nachwuchskräfte", sagt Sprecherin Barbara Müller - vor allem in der technischen Gebäudeausrüstung und im Bauprojektmanagement.

Und in der IT-Abteilung, denn die Behörde sieht sich als Vorreiter bei der Digitalisierung. Mit ihrer e-Akte hat sie eine zentrale Anlaufstelle für alle Dokumente und Bedürfnisse der Mitarbeitenden – Home-Office inklusive. Barbara Müller: "Bei uns kann jeder dort arbeiten, wo er oder sie sich am wohlsten fühlt."

Das SSS-Logo kennt vermutlich jeder, der schon mal an einer Haustüre eine Türsprechanlage benutzt hat.

"Kompromisslose Qualität seit einem Vierteljahrtausend": Das ist nicht etwa ein Vertipper eines Marketingpraktikanten – die S. Siedle & Söhne Telefon- und Telegrafenwerke OHG gibt es seit 1750. In Furtwangen im Schwarzwald wurden einst Glocken und Uhrenteile gegossen. 1935 entstand Portavox, der erste Türlautsprecher. Oder 1972 Video-Portavox, die erste Video-Türüberwachung mit Röhrenbildschirm. Der Anspruch: beste Technik zur Kommunikation in und am Haus.

Ein angehender IT-Systemelektroniker trainiert den Umgang mit dem IP-Gebäudekommunikationssystem Siedle Access Professional. , Siedle

Ein angehender IT-Systemelektroniker trainiert den Umgang mit dem IP-Gebäudekommunikationssystem Siedle Access Professional.

(Bild: Siedle)

Damit befindet sich Siedle im Wettbewerb um MINT-Talente vor allem im Bereich IT-Know-how. Etwa 290 Beschäftigte haben eine entsprechende Ausbildung. Großen Bedarf sieht Personalreferentin Bärbel Breisch künftig im Einkauf oder im Vertriebsaußendienst, wo neben technischem Verständnis auch kaufmännische Fähigkeiten notwendig seien. Außerdem Innovationsgeist und der Wille zu Veränderung. Dafür erhielten Siedleaner Raum, Zeit und Ressourcen, um an nachhaltigen Investitionsgütern mit hoher Qualität zu arbeiten.

Das Unternehmen ist stolz auf seine hohe soziale Verantwortung und Standorttreue. Heißt für Bewerber: Man sollte Berge mögen und sich vielleicht schon ein paar Langlaufski für schneereiche Winter anschaffen.

Milch, Käse und Babynahrung: Das Deutsche Milchkontor macht alles aus Milch. Alles? Nicht ganz: Es stellt auch vegane Alternativen her.

Sagt Ihnen die DMK Deutsches Milchkontor GmbH etwas? Vermutlich nicht. Dabei begegnet Ihnen das Unternehmen aus Zeven in Niedersachsen bei jedem Supermarktbesuch. Marken wie Milram, Oldenburger oder Alete landen in vielen Einkaufswagen. "Wir versorgen Millionen von Menschen nachhaltig mit hochwertigen Nahrungsmitteln" lautet das Credo des Unternehmens, das 2011 aus einer Fusion von Humana und Nordmilch hervorgegangen ist. Dazu gehören inzwischen auch viele vegane Produkte,

Im Produktionsprozess werden kontinuierlich Proben untersucht.,

Im Produktionsprozess werden kontinuierlich Proben untersucht.

Mit Wertschätzung, ganzheitlicher Entwicklung und transparenter Führung möchte das Unternehmen dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Rund 70 Prozent der 7500 Mitarbeitenden haben einen MINT-Hintergrund. Sie arbeiten an 20 Standorten im Qualitätsmanagement, in der Forschung und Entwicklung, der Produktion und Technik, im Engineering oder in der IT. Eine Besonderheit sind milchwirtschaftliche Berufe wie Milchtechnologin oder Milchwirtschaftlicher Laborant, die auf dem Arbeitsmarkt kaum zu finden sind. Mit nachlassendem Bedarf rechnet Irina Appelhoff, Leiterin Recruiting und Employer Branding bei DMK, nicht. "Der Bedarf wird bleiben, sich aber durch vegane Produkte und zunehmende Digitalisierung etwas verlagern."

Koblenz oder Korea: Stabilus-Mitarbeitende findet man in vielen Regionen der Welt. Alle eint ein starker Wertekanon.

Sie halten die Heckklappe des Autos und unterstützen die Höhenverstellung am Bürostuhl: Gasfedern und hydraulische Dämpfer. Auf vielen steht Stabilus. Das 1934 in Koblenz gegründete und heute weltweit präsente Unternehmen brachte den ersten Stabilisator für Autos auf den Markt. Ihm verdanken es Autofahrer bis heute, dass ein Fahrzeug sanft über Schlaglöcher gleitet und nicht hüpft. Stabilus darf sich daher zu Recht "Weltmarktführer mit Bodenhaftung" nennen.

Diese Bodenhaftung sollen auch die 6000 Mitarbeitenden spüren, von denen sich 60 Prozent MINT-Berufen zurechnen lassen. Wer den Einstieg bei Stabilus plant, muss sich zum Wertekanon des Unternehmens bekennen: CODE-S. Das S steht für Stabilus, CODE für die vier Kernwerte, Commitment (Aufgaben mit Feuer und Ehrgeiz angehen), Open (aufgeschlossen sein), Delight (mit Begeisterung arbeiten), und Ethical (verantwortlich handeln aus moralischer Überzeugung). Zugegeben: Ähnliche Ziele verfolgen auch viele andere Betriebe, aber Stabilus war hier Vorreiter. Auch Home-Office ist für Stabilus-Mitarbeitende in Deutschland ein alter Hut. Sie können bis zu 60 Prozent ihrer Arbeitszeit zu Hause oder an anderen Orten im Inland erbringen.

Hinter den Solarzellen vieler Hersteller steckt Technik von Meyer Burger. Jetzt wagt der Pionier den nächsten Schritt: die Produktion eigener Module.

Die emissionsfreie Energiegewinnung aus Sonnenlicht hat sich Meyer Burger auf die Fahnen geschrieben. Gegründet 1953 als Hersteller von Maschinen für Fertigung von Uhrensteinen, entwickelt das Unternehmen in Thun in der Schweiz seit 40 Jahren das technologische Rückgrat für die Solarbranche. Die Mehrheit der weltweit produzierten PV-Module basiert auf Technologien, die bei Meyer Burger ihren Anfang nahmen. Seit 2019 stellt das Unternehmen nur noch eigene Solarzellen und -module her.

Ein Kontrollblick auf die frisch hergestellten Module im Prüflabor des Solar-Spezialisten., Meyer-Burger

Ein Kontrollblick auf die frisch hergestellten Module im Prüflabor des Solar-Spezialisten.

(Bild: Meyer-Burger)

Mit neuen Hochleistungs-Solarzellen und -Modulen, basierend auf den eigenen Technologien, möchte das Unternehmen den Markt aufmischen. Dazu baut Meyer Burger Produktionsstätten an verschiedenen Standorten in Deutschland auf und sucht dafür Fachkräfte, ebenso für die Entwicklungszentren in der Schweiz. Auf der Karriereseite fündig werden vor allem Bewerber mit klassischen industriellen Berufsbildern wie Elektriker oder Mechatronikerin, gebraucht werden jede Menge Ingenieure und Ingenieurinnen, aber auch Vertriebspersonal mit technischem Verständnis für verschiedene Länder in Europa wie Schweden oder Benelux.

Hightech vor Alpenpanorama: Pester PAC Automation baut Maschinen zum Verpacken und Palettieren von Medikamenten.

Tabletten, Kapseln und Tinkturen müssen auf dem Weg zum Patienten gut geschützt sein. Dafür sorgt seit 45 Jahren Pester PAC Automation. Die Maschinen aus Wolfertschwenden im Allgäu verpacken Medikamente aller Art und sortieren sie in rasantem Tempo auf Paletten. Dass dabei nichts zu Bruch geht, dafür sorgt unter anderem eine neue Technologie zum automatischen Handling von Glasphiolen. Weil der Mensch stets das schwächste Glied ist, hat Pester eine Bedienschnittstelle für seine Maschinen entwickelt – mit Touchbedienung und 3D-Visualisierung der Anlage.

Nicht nur in diesem Ranking schneidet Pester PAC Automation spitze ab. Die Allgäuer haben in den letzten Jahren sämtliche Preise als bester Arbeitgeber abgeräumt. Vielleicht wegen der Kombination aus familiärem Miteinander, moderner Firmeninfrastruktur und Alpenblick? Viele der Mitarbeitenden haben einen technischen Hintergrund, wobei das Unternehmen stark auf die Ausbildung im Betrieb setzt. Studierende finden den Einstieg über Bachelor- und Masterarbeiten und können berufsbegleitend Betriebswirtschaft an der Hochschule Kempten studieren.

Wind, Regen, Staub  – harte Arbeit für harte Männer: Solche Klischees treffen auf die Baubranche schon lange nicht mehr zu. Zumindest für Mitarbeitende bei Goldbeck.

Alle jammern über hohe Baukosten und Zinsen – kein Wunder, dass in Deutschland viel zu wenig gebaut wird. Aber vielleicht liegt es ja auch daran, dass Digitalisierung und Automatisierung für viele Baufirmen noch ein Fremdwort ist? Bei Goldbeck ist das anders. Das 1969 gegründete Unternehmen beschäftigt heute mehr als 11 000 Mitarbeitende an 100 Standorten in Europa. Es ist Vorreiter bei systematisierten, digitalisierten und automatisierten Prozessen für den Bau und Betrieb von Schulen, Bürogebäuden und Parkhäusern. So hat Goldbeck ein Baukastensystem für Parkhäuser entwickelt, das im Vergleich zur herkömmlichen Bauweise mit Stahlskelett und Ortbeton 20 Prozent weniger CO2 emittiert – gemessen über den gesamten Lebenszyklus von der Planung und dem Bau über den Betrieb bis zum Abbruch und Recycling des Parkhauses.

Eine weitere Hürde für mehr Neubauten ist der Fachkräftemangel. Wer steht schon gerne bei Wind und Wetter auf der Baustelle? Dabei hat das Bild vom hart schuftenden Bauarbeiter wenig zu tun mit der Realität. Viele Arbeitsplätze sind hoch digitalisiert und erfordern entsprechend Fach-Know-how, das Bewerber an der Uni oder in einer Ausbildung im Betrieb erwerben können. Besonders gesucht sind neben klassischen Bauberufen Experten für Building Information Modeling, also das digitale Modellieren von Bau und Bewirtschaftung von Gebäuden.

Goldbeck baut nach einem Baukastensystem und sucht vor allem Experten für das digitale Modellieren. , Behrendt und Rausch

Goldbeck baut nach einem Baukastensystem und sucht vor allem Experten für das digitale Modellieren.

(Bild: Behrendt und Rausch)

Dafür bekommen Mitarbeitende einen Erfolgsbonus, großzügige Regelungen für Kinderbetreuung und Pflege und viele weitere Annehmlichkeiten sowie ein modulares Programm zur Einarbeitung. Frauen in der Baubranche? Auch da ist Goldbeck Vorreiter, etwa mit dem GoldbeckWomen-Netzwerk und einem Mentoringprogramm für weibliche Führungskräfte.

Die Fritz!box ist so etwas wie der Volksrouter der Deutschen. Den Erfolg verdankt Hersteller AVM vor allem den Menschen, die dort arbeiten.

Gibt es deutsche Haushalte, in denen keine Fritz!Box steht? Ja, aber viele sind es nicht. Über 70 Prozent beträgt der AVM-Marktanteil für Router mit Modem. Hinzu kommen noch Geräte, die AVM für Telekom oder 1&1 produziert, sowie WLAN-Repeater und diverses Smart-Home-Zubehör. Sie definieren den Stand der Technik bei der Heimvernetzung.

Hochfrequenzmessungen an einer Fritzbox in einer abgeschirmten Funkmesskabine.,

Hochfrequenzmessungen an einer Fritzbox in einer abgeschirmten Funkmesskabine.

Das 1986 von vier Studierenden gegründete und damit für diese Branche schon steinalte Unternehmen pflegt sein Start-up-Feeling bis heute. Im Ausland sorgt der Name Fritz! für Augenzwinkern. Das Frettchen, das lange die Verpackungen zierte, ist allerdings mittlerweile in den Ruhestand gegangen. Falls Sie schon immer wissen wollten, was AVM bedeutet: Audiovisuelles Marketing. Offenbar haben auch hippe Start-ups manchmal kreative Durchhänger.

Unter dem Motto "Bist Du Fritz! genug?" sucht das Unternehmen IT-Spezialisten mit Hochschulabschluss, die die derzeit 880 Mitarbeitenden an der Spree in Berlin unterstützen. Neulinge können auf einer Spreefahrt netzwerken, beim Strandfest im Sommer chillen – und den obligatorischen Yogakurs und vergünstigte ÖPNV-Tickets gibt’s natürlich auch.

(jle [2])


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