Geoengineering: In der richtigen Dosis nur wenig negative Folgen
Gegen die Klimaerwärmung könnte Geoengineering helfen. In der richtigen Dosis könnte das klappen, zeigt eine Studie. Andere Forscher sind skeptisch..
In Verbindung mit Maßnahmen zur massiven CO2-Reduzierung könnte Geoengineering in moderatem Maß die Klimaerwärmung abschwächen, ohne dass das für bestimmte Regionen drastischere Folgen hätte als für andere. Das zumindest ist das Ergebnis einer Studie von Harvard-Forschern um Peter Irvine. In einer äußerst detaillierten Simulation der Erde haben sie demnach durchgespielt, welche Folgen Geoengineering hätte, das die Klimaerwärmung halbieren, aber nicht gänzlich kontern würde. Lediglich auf 0,5 Prozent der Landoberfläche würden die Folgen der Klimaerwärmung dadurch verschlimmert.
Vorsicht vor der Ăśberdosis
Beim Geoengineering geht es um Überlegungen, der globalen Klimaerwärmung durch technische Maßnahmen zur Abkühlung der Erdatmosphäre entgegenzuwirken. Mit Partikeln in der Stratosphäre könnte beispielsweise dafür gesorgt werden, dass mehr Wärme ins All zurückgestrahlt wird. Ein noch sehr bescheidener Test dieser Pläne soll dieses Jahr unter der Leitung des Klimawissenschaftler David Keith beginnen. Der war auch an der nun veröffentlichten Studie beteiligt. Anders als in früheren Analysen wurde für die nicht untersucht, welche Folgen Geoengineering haben könnte.
Wie die Forscher erläutern, handelt es sich auch bei dieser Studie lediglich um ein vereinfachtes Modell des Klimas auf der Erde. Geoengineering wurde dabei lediglich durch ein "Herunterdrehen" der Sonne simuliert. Dann wurde berechnet, was das überall für Temperaturen und Niederschläge bedeuten würde, für die Verfügbarkeit von Wasser und die Intensität von tropischen Stürmen. Die Gefahren seien fast überall verringert worden, schreiben die Wissenschaftler. Vorher hätten die Forscher ermittelt, dass Geoengineering Verlierer und Gewinner zur Folge haben würde. Bei moderaterem Geoengineering könnte das also anders aussehen.
Kritik an Reichweite der Simulation
Geoengineering könnte also ähnlich helfen wie Medizin bei zu hohem Blutdruck, erklärt Irvine. Eine Überdosis sei gefährlich, aber im richtigen Maß könnte man helfen – wenn der Patient gleichzeitig gesünder leben würde. Ähnlich könnte Geoengineering auch einen Teil zum Kampf gegen die Klimaerwärmung beitragen. Andere Forscher sehen das kritischer und weisen etwa darauf hin, dass in der Simulation eine geringe Abdunkelung der Sonne durchgespielt wurde, nicht das großflächige Einbringen von Partikeln in die Atmosphäre mit viel komplexeren Auswirkungen.
Schon vergangenes Jahr hatte David Keith seine Forschungen zu Geoengineering unter anderem mit der Gefahr begründet, dass Regierungen angesichts der immer katastrophaleren Folgen der Klimaerwärmung irgendwann panisch reagieren könnten. Geoengineering könnte dann vergleichsweise günstig sein und sollte vorher ausreichend erforscht sein. Umweltschützer dagegen kritisieren, dass solche Ideen von permanenten Maßnahmen gegen den Klimawandel ablenken und Projekten zur Reduzierung von Treibhausgasen die Legitimierung entziehen könnten. (mho)