Smartphone made in Africa
Ein südafrikanisches Start-up will demnächst mit der Produktion eigener Android-Geräte beginnen. Es ist nicht der erste Versuch dieser Art.
- Michael Reilly
Onyx Connect, eine junge Firma aus SĂĽdafrika, die bislang 10,5 Millionen US-Dollar an Risikokapital einsammeln konnte, kam Anfang Dezember in die Schlagzeilen: Das Start-up hatte angekĂĽndigt, das erste Unternehmen der Welt zu sein, das Smartphones in Afrika herstellt. Die Fabrik, die im FrĂĽhjahr 2017 an den Start gehen soll, wird Android-Handys unter Lizenz von Google produzieren, hieĂź es in Medienberichten.
Das klingt nach einer guten Nachricht für den Fortschritt auf dem schwarzen Kontinent, der in der Technikbranche als einer der letzten großen Wachstumsmärkte gilt – so investiert etwa das soziale Netzwerk Facebook Millionen, um dort seinen Nutzerbestand zu vergrößern. Die Menschen in Afrika nutzen ihre Handys mittlerweile ungefähr gleich häufig wie die Bevölkerung der Vereinigten Staaten, doch sie können bislang nur Geräte aus dem Ausland kaufen – zumeist aus China.
Doch selbst viele von diesen Smartphones sind für die meisten Bewohner des schwarzen Kontinents zu teuer. Onyx Connect meint, dass ein echter heimischer Handy-Markt nicht nur das Jobwachstum ankurbeln könnte, sondern endlich auch zu preisgünstigeren Geräten führen würde. So will die Firma in Südafrika ein Smartphone mit Kamera und einem Gigabyte Speicher für rund 30 US-Dollar anbieten.
Allerdings zeigt ein Blick ins Archiv, dass Onyx Connect nicht wirklich das erste Unternehmen ist, das versucht, kostengünstige Telefone direkt in Afrika herzustellen – von Afrikanern für Afrikaner. Im vergangenen Jahr kündigte das Start-up VMK an, es habe eine Fabrik in Brazzaville in der Republik Kongo eröffnet, in dem unter anderem die Smartphone-Modellreihe Elikia entstehen soll.
Doch was VMK mit "Made in Africa" wirklich meint, ist umstritten. Kurz vor der Eröffnung der Fabrik hieß es in einem US-Medienbericht, die Firma kaufe vor allem Handys in China, verpasse diesen dann ein VMK-Branding und verkaufe sie mit einem Aufschlag im Kongo und der Elfenbeinküste. Quellen der Website "Quartz" zufolge hält VMK in Afrika keine Patente und es fehle an lokalem Know-how, überhaupt solche Hardware zu produzieren.
Onyx Connect scheint bei seiner Strategie etwas offener vorzugehen. Die Firma gibt an, sie importiere das elektronische Innenleben ihrer Handys aus chinesischen Fabriken. Doch die Designarbeit an den Geräten, ihre Hüllenproduktion sowie die Forschung und Entwicklung für zukünftige Modelle sollen vollständig auf afrikanischem Boden durchgeführt werden. Onyx Connect spricht laut eigenen Angaben zudem mit multinationalen Technikfirmen wie Google, um auch in andere Segmente einzusteigen, etwa in das Geschäft mit Laptops, Tablets und weiteren digitalen Geräten.
Doch egal wie man die Arbeit von Onyx Connect und VMK auch einschätzt und wie "afrikanisch" deren Hardware wirklich ist – der schwarze Kontinent hat noch viel Aufholarbeit vor sich. So muss im IT-Bereich mehr in lokale Bildung, ins Unternehmertum sowie in Forschung und Entwicklung investiert werden. Vielleicht sind die neuen Handy-Start-ups ja eine Initialzündung. (bsc)