Solardrohne soll 90 Tage in der Luft bleiben

Die Technik der „Solar Impulse“, die 2015 bis 2016 um die Welt flog, wird wiederbelebt – als autonome militärische Aufklärungsdrohne.

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Die US-Navy wünscht sich eine Drohne, die bis zu drei Monate am Stück in der Luft bleiben soll. Dazu unterstützt sie das spanisch-amerikanische Unternehmen Skydweller Aero mit einem Fünf-Millionen-Dollar-Vertrag, wie flightglobal.com berichtet.

Dass so etwas grundsätzlich möglich ist, hat das Solarflugzeug „Solar Impulse“ schon bei seiner Weltumrundung 2015 bis 2016 gezeigt. Skydweller hat die Technik von Solar Impulse erworben und entwickelt sie nun weiter zu einem autonomen Flugzeug. Zu den Investoren in Skydweller gehört auch der italienische Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern Leonardo (ehemals Finmeccanica).

Die Solar Impulse war allerdings nie länger als fünf Tage am Stück in der Luft. Das liege aber vor allem an den „Limits der menschlichen Piloten“, wie Skydweller-CEO Robert Miller gegenüber dem New Scientist sagte. „Wenn wir das Cockpit entfernen, schaffen wir echte Ausdauer und die Möglichkeit, bis zu 400 Kilogramm Nutzlast zu installieren.“

Die Spannweite der noch namenlosen Skydweller-Maschine ist mit 72 Metern genauso groß wie die der Solar Impulse, ebenso die Photovoltaik-Fläche von 270 Quadratmetern. Als Leistung kolportiert flightglobal.com zwei Kilowatt – aber das kann nicht sein, lieferten doch schon die Module der Solar Impulse 66 kWp. Skydweller selbst nennt keine Details zu seinem Fluggerät.

Über die Kapazität der Batterien gibt es ebenfalls keine Angaben. Sie sollen aber bei Bedarf durch Wasserstoff-Brennstoffzellen ergänzt werden können. Je nach Breitengrad soll die Maschine 30 bis 90 Tage in einer Höhe von 9000 bis 14.000 Metern fliegen können.

Da die Navy an dem Projekt beteiligt ist, dürfte eine militärische Nutzung im Vordergrund stehen. Laut Aviation today sind die Solarflieger zwar nicht für die Aufnahme von Waffen designt, aber sie können immerhin doppelt so viel Kamera- und Radar-Equipment transportieren wie etwa die konventionelle, benzingetriebene Aufklärungsdrohne „Predator“. Vor allem aber reduziert die lange Flugzeit den Aufwand, ein Gebiet dauerhaft zu überwachen. Predator-Drohnen mit einer Flugdauer von bis zu 40 Stunden müssen sich dazu laufend abwechseln, verbringen viel Zeit beim Flug von der Basis zum Einsatzort und zurück, und müssen zwischen jedem Einsatz gewartet werden. Eine Solardrohne erspare Hunderte von Starts und Landungen, sagte Mitgründer John Parkes.

Daneben ist die Drohne auch für zivile Anwendungen wir Kartierung oder Umweltüberwachung geeignet. Parkes kann sich auch einen Einsatz als Relais-Station für Telekommunikation vorstellen. Der Vorteil gegenüber Kommunikationssatelliten wären kürzere Signallaufzeiten. Diese Idee verfolgten auch Google (mit Ballons) und Facebook (mit Solardrohnen) bereits vergeblich. 2021 beziehungsweise 2018 wurden die Projekte beendet. Doch von solchen Ansätzen unterscheide sich Skydweller „radikal“, sagte CEO Robert Miller dem New Scientist – die Maschine sei mit einer Masse von 2,5 Tonnen sehr viel robuster. Zum Vergleich: Die Aquila-Drohnen von Facebook hatten eine Spannweite von 43 Metern, wogen aber nur 400 Kilogramm, waren also deutlich fragiler.

Erstmals abgehoben ist das Skydweller-Flugzeug im Dezember 2020. Als Nächstes wolle man nun den autonomen Flug testen, anschließend den autonomen Start, und schließlich die autonome Landung, so Miller. Dann wolle man die Marathon-Flüge über 90 Tage angehen.

(grh)