SpaceX: Startplatz im Meer

Der private Weltraumkonzern baut eine schwimmende Landeplattform, die demnächst nutzbar sein soll. Die Erfolgschancen des Raketen-Recyclings sind noch unklar.

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Von
  • Kevin Bullis

Der private Weltraumkonzern baut eine schwimmende Landeplattform, die demnächst nutzbar sein soll. Die Erfolgschancen des Raketen-Recyclings sind noch unklar.

Elon Musk hat sich viel vorgenommen. Der Gründer der Elektroautofirma Tesla und des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX will der Welt demnächst zeigen, dass es möglich ist, Raketen zuverlässig wiederzuverwenden. Das soll nicht nur Ressourcen sparen und die Umwelt schonen, sondern vor allem die Kosten für einen Raumflug um den Faktor 10 senken. Das wäre eine Sensation – und es könnte die kommerzielle Raumfahrt in den nächsten Jahrzehnten massiv vorantreiben.

Auf einer Werft in Louisiana lässt SpaceX für sein Vorhaben momentan eine schwimmende Plattform bauen, die 90 mal 50 Meter groß ist. Dort soll der Booster der Falcon-9-Rakete nach der nächsten Mission zur Internationalen Raumstation ISS noch im Dezember 2014 aufrecht landen, nur gebremst vom eigenen Antriebsstrahl. Bislang verglühen Teile der Raketen in der Atmosphäre beziehungsweise landen als nicht wiederaufbereitbarer Schrott im Meer.

Falcon 9 beim Abheben.

(Bild: SpaceX)

Musk selbst glaubt aber nur an eine 50-prozentige Erfolgswahrscheinlichkeit beim ersten Versuch, denn die Technik ist äußerst komplex. Im Juli hatte SpaceX erstmals eine kontrollierte Landung mit der Falcon 9 ausprobiert – allerdings auf dem Wasser, nicht auf einer stabilen Plattform. Der Landeanflug funktionierte laut Musk zwar wie gewünscht, doch nach dem Anflug kippte der Booster um und explodierte, wie Musk bei einem Symposium des Massachusetts Institute of Technology (MIT) einräumten musste.

2015 will SpaceX bis zu zwölf Starts mit der Technik durchführen – und hofft auf größere Erfolge. Musk sieht eine Chance von 80 Prozent, dass ein Booster bei einer dieser Missionen sicher landen wird und nach einer kurzen Überholung wieder eingesetzt werden kann. "Wir sind ziemlich nahe dran", sagte er.

Vorbereitung für die Asiasat-Mission.

(Bild: SpaceX)

Die Idee, Raumfahrzeuge nicht nur einmal einzusetzen, ist nicht neu – das galt etwa für das NASA-Spaceshuttle. Bei Raketen wäre SpaceX aber das erste Unternehmen, dem dies ernsthaft gelingt. Diese sollen nach ihrem Trip ins All wieder landen und nach einer kurzen Instandsetzung erneut eingesetzt werden. Der zweite Start wäre so deutlich billiger.

In den Experimenten noch vor einigen Jahren verliefen die Landungen allerdings nicht sehr zuverlässig. Musk räumt ein, dass es noch eine Weile dauern könnte, bis sich das ändert.

Die Raketen von SpaceX werden derzeit für Satellitenstarts und die Versorgung der Internationalen Raumstation ISS verwendet. Kürzlich erhielt die Firma einen mehrere Milliarden Dollar schweren Vertrag der US-Regierung, um ein Raumfahrzeug zu entwickeln, mit dem auch Astronauten zur ISS transportiert werden können. Dann müssten die Amerikaner nicht mehr russische Technik nutzen.

Der SpaceX-Raumtransporter Dragon wird vom ISS-Roboterarm Canadarm2 zur Station gezogen.

(Bild: NASA)

Der SpaceX- und Tesla-Gründer hat noch ganz andere Pläne: Er will Raumfahrzeuge zum Mars schicken. Bis es so weit ist, müssten sich die Kosten seiner Ansicht nach aber um einen Faktor 10.000 reduzieren.

"Die Wiederverwendung muss sowohl enorm schnell als auch vollständig erfolgen", so Elon Musk bei einer Pressekonferenz im vergangenen Sommer. "Das muss wie bei einem Flugzeug oder einem Auto sein. Wenn man ein Auto auseinanderbauen, ein paar Teile austauschen und es neu zusammensetzen müsste, bevor man wieder fahren kann, wäre das ein teures Verkehrsmittel." Entsprechend reiche es nicht aus, Raketenteile einfach nur einzusammeln. "Wir müssen zeigen, dass sie schnell und einfach wieder fliegen können." Im günstigsten Fall reiche es dann aus, neuen Treibstoff nachzufüllen.

Beim letzten Versuch verlangsamte sich der Booster bis an die Schallgrenze und kam dann auf eine Höhe von acht Kilometern herunter – ungefähr in dem Bereich, in dem kommerzielle Flugzeuge unterwegs sind. Doch die letzten Kilometer bis zur Erde sind die schwierigen: Die Rakete muss stark abbremsen und Rollbewegungen mit ihren Motoren bekämpfen, damit sie nicht wie heute üblich zu einem teuren Stück Schrott wird. (bsc)