SpaceX hebt richtig ab

Nach mittlerweile erfolgreichen Versuchen mit kleineren Raketen will das private Weltraumunternehmen nun sein großes "Launch Vehicle" ins All schicken. Design und Fahrplan stehen.

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Von
  • Brittany Sauser

Nach mittlerweile erfolgreichen Versuchen mit kleineren Raketen will das private Weltraumunternehmen nun sein großes "Launch Vehicle" ins All schicken. Design und Fahrplan stehen.

Im vergangenen Jahr erreichte die US-Firma Space Exploration Technologies, kurz SpaceX, einen wichtigen Meilenstein: Das Start-up, das unter anderem vom Internet- und Elektroautounternehmer Elon Musk finanziert wird, schoss als erstes Privatunternehmen eine Raumkapsel in einen niedrigen Erdorbit und ließ diese anschließend wieder heil in die Atmosphäre eintreten.

"Danke für das vorzeitige Weihnachtsgeschenk", kommentierte der für kommerzielle Raumfahrtprogramme zuständige NASA-Manager Alan Lindenmoyer den Flug, nachdem die Kapsel rund 800 Kilometer vor der mexikanischen Küste im Pazifik gelandet war. Dieser Erfolg von SpaceX gilt als wichtiger Schritt in der kommerziellen Raumfahrt, auf die unter anderem Lindenmoyer und seine NASA-Truppe in den kommenden Jahren verstärkt setzen will.

SpaceX will künftig Raumcrews und Nutzlasten zur Internationalen Raumstation ISS bringen, nachdem das Space Shuttle sehr bald in Rente geht. Zwölf Versorgungsflüge zur ISS soll die Firma für die NASA durchführen, nachdem diese ihre Raumgleiter-Flotte eingemottet hat. Auch wenn es Konkurrenz gibt: So bemühen sich auch Orbital Sciences, Blue Original, Sierra Nevada und der Luftfahrtkonzern Boeing um NASA-Aufträge.

Die dabei eingesetzte Rakete heißt Falcon 9, die Kapsel nennt sich Dragon. Doch es soll noch weitergehen: SpaceX arbeitet an einer sogenannte Heavy-Lift-Rakete, ein System, das ein ähnliche Leistung wie die Saturn-V-Mondrakete haben soll. Mit einer solchen Rakete könnten extrem große Nutzlasten ins All befördert werden, vergleichbar mit einer vollbeladenen Boeing 737 mit 136 Passagieren.

"Unsere Falcon Heavy wird mehr Gewicht in den Orbit und darüber hinaus befördern können als kein Raumfahrzeug zuvor in der Geschichte", sagt SpaceX-Gründer Musk – und nimmt dabei, wenn man sich die Parameter der Rakete ansieht, den Mund nicht zu voll. Seine Firma hoffe, dass sich so eine "neue Welt von Möglichkeiten" sowohl für Regierungsstellen wie die NASA als auch kommerzielle Weltraummissionen ergibt. Der Fahrplan ist eng gesteckt. Bereits Ende 2013 oder Anfang 2014 soll die Falcon Heavy erstmals abheben.

Das System basiert auf den Erfahrungen, die SpaceX mit der "kleinen" Falcon gemacht hat. Insgesamt drei Kerne mit neun Raketentriebwerken bilden die erste Stufe. Sie basieren auf der Merlin-Technik, die in der Falcon 9 steckt. Der aufgebaute Schub entspricht dem, was 15 Boeing-747-Flugzeuge unter Volllast generieren.

Der Aufbau der Falcon Heavy ist neuartig: Sobald die außenliegenden Sidebooster ausgebrannt sind, erhält der innere Raketenkern den restlichen Treibstoff. Das soll zu einem verbesserten Massenverhältnis führen, das laut Musk "jedes Fahrzeug auf dem Planeten" schlagen wird.

Die Falcon Heavy soll außerdem nach NASA-Vorgaben für den Transport von Menschen gebaut sein. Dieser "Human Rating Standard" sieht verbesserte Sicherheitssysteme vor. Trotzdem sollen die Kosten niedrig bleiben. Zwar kann die Falcon Heavy doppelt so große Nutzlasten wie etwa eine Delta IV Heavy tragen, kostet aber im Betrieb nur ein Drittel. 1000 Dollar pro US-Pfund sind angepeilt. Auch das wäre ein Rekord, denn so günstig ging es noch nie ins All. (bsc)