Staatsanwalt macht Rückzieher: Cyberangreifer nicht für Tode verantwortlich

Erstmals sollte ein Cyberangriff den Tod eines Menschen verursacht haben. Diese Annahme in einem deutschen Fall hat sich in Ermittlungen aber nicht bestätigt.

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(Bild: Photo by Hush Naidoo on Unsplash)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Patrick Howell O'Neill

Es war ein bislang offenbar einmaliger Fall: Im vergangenen September verstarb in Deutschland eine Patientin, während durch Ransomware die IT der Notfall-Versorgung in der Düsseldorfer Uniklinik unterbrochen war.

Die Polizei startete Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung und erklärte, der oder die Cyberkriminellen könnten für den Tod verantwortlich gemacht werden. Der Fall erregte weltweit Aufmerksamkeit, weil er der erste war, in dem Strafverfolger eine Cyberattacke zur Ursache eines Todesfalls erklärten.

Nach einigen Wochen Ermittlungen stellte sich jetzt allerdings heraus: Die Patientin war in einem so schlechten Zustand, dass sie wohl auch ohne den Angriff auf die Klinik gestorben wäre. „Die Verzögerung hatte keine Relevanz für das letztliche Ergebnis“, sagte Markus Hartmann, Oberstaatsanwalt in Köln, gegenüber "Wired". „Der medizinische Zustand war die einzige Ursache für den Tod, vollkommen unabhängig von der Cyberattacke.“

Die Behauptung, dass Cyberkriminelle für den Tod der Patientin verantwortlich seien, wurde also fallen gelassen – weil in Düsseldorf keine Notfall-Behandlung möglich war, musste sie in ein weiter entferntes Krankenhaus gebracht werden. Doch die Ermittlungen in dem Fall laufen weiter. Hartmann geht wie viele Experten für Cybersicherheit davon aus, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis ein Angriff gegen Krankenhäuser wirklich eine solche Tragödie verursacht.

In diesem Oktober traf eine Welle von Ransomware-Attacken Krankenhäuser in den USA, gerade als die Coronavirus-Fälle wieder sprunghaft anzusteigen begannen. Tote gab es durch die Angriffe nicht, aber den Hackern gelang es, Geld damit zu verdienen. Also bestehen Anreize für weitere Attacken dieser Art, während die Coronavirus-Infektionen in der ganzen westlichen Welt weiter rapide ansteigen.

(sma)