TR blickt auf 2020: Von Corona, kettenlosen E-Bikes und gezüchteten Viren

Der Online-Jahresrückblick von Technology Review – hier von Januar bis Juni 2020. Welche Artikel haben die Leser am häufigsten aufgerufen?

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(Bild: Photo by Xiyu Zhang on Unsplash)

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Inhaltsverzeichnis

Websites haben bekanntlich den Vorteil, dass ihre Redakteure überprüfen können, welche Beiträge bei den Nutzern besonders populär sind – tagesaktuell, monatlich oder gar minütlich. Technology Review hat wie jedes Jahr zwischen Weihnachten und Sylvester in das TR-Online-Archiv geschaut und die zwölf populärsten Beiträge des Jahres 2020 von Januar bis Dezember für Sie ausfindig gemacht.

In der Rangliste der Popularität ganz oben befinden sich diesmal sieben Artikel aus dem Bereich Leben, drei aus dem Ressort Infotech und jeweils einer aus den Kategorien Energie und Produkte.

Corona hat die Mischung geprägt – doch das ist bei weitem nicht das einzige wichtige Thema dieses ungewöhnlichen Jahres. Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Spaß bei der Lektüre unseres Rückblickes auf TR Online 2020. Dieser hat wie üblich zwei Teile: Am heutigen Montag beschäftigen wir uns mit den Monaten Januar bis Juni, am morgigen Dienstag mit den Monaten Juli bis Dezember.

Laut einem Bericht der Vereinigung aller Alzheimer-Fachgesellschaften leiden weltweit etwa 30 Millionen Menschen an Alzheimer. Durchschnittlich sterben Betroffene sieben Jahre nach der Diagnose: das Gehirn wird zerstört. Umso dringlicher läuft die Ursachenforschung – doch Stephen Robinson, Professor für Psychologie und Neurowissenschaftler aus Australien, hat Anlass zu glauben, dass seit Jahren millionenschwer in falsche Annahmen investiert wurde.

Die bisherige Forschung sah die Alzheimer Ursachen bei sogenannten Beta-Amyloiden. Der Proteinstoff sammelt sich in sogenannten Plaques klumpig in sterbenden Nervenzellen von Alzheimer-Kranken an. Neurologe Robinson ist außerdem Zoologe und kennt dadurch eine Vielzahl unterschiedlicher Organismen. Er weiß: In der Tier- und Pflanzenwelt sind Amyloid-ähnliche Peptide keine Seltenheit. Dort führen sie aber nicht zu Alzheimer, sondern dienen mutmaßlich sogar als Teil der Immunabwehr. Robinson macht Hoffnung mit seinem neuen Forschungsansatz. Demnach sei das verdächtige Protein nicht Ursache, sondern nur eine Immunreaktion gegen die eigentlichen Krankheitserreger. Der TR-Text zu neuen Perspektiven in der Alzheimer-Forschung war meistgelesener Beitrag im Januar 2020.

Aus Wuhan kommen die ersten Berichte über das neuartige Coronavirus. Die ganze Welt schaut gespannt und nervös auf China. Wer steckt sich eher an, was passiert nach der Infektion mit dem Virus und wie hoch sind die Überlebenschancen? Das Fachjournal JAMA veröffentlichte einen der ersten Ärzteberichte, in dem Verlauf und Symptome von 138 Patienten aus Wuhan beschrieben und analysiert wurden. Aus der chinesischen Handelsmetropole wurde eine deutlich höhere Sterberate gemeldet als beispielsweise aus dem Ausland. 4,3 Prozent der Patienten starben laut offizieller Angaben im Krankenhaus in Wuhan.

Das häufigste Symptom war mit Abstand Fieber, gefolgt von Müdigkeit und trockenem Husten, doch die Beschwerden können sich im Laufe der Infektion verändern. Wie eine COVID-19-Erkrankung typischerweise abläuft und worauf auch Europäer sich einstellen müssen, schildert der meistgeklickte TR-Artikel im Februar 2020 – zu einem Zeitpunkt, als wir noch relativ wenig wussten.

Das Coronavirus lagert sich vor allem in den oberen Atemwegen ab. Entsprechend schaut die Forschung auf Tröpfcheninfektion und Aerosole. Doch stellen auch Oberflächen und die Berührung nicht organischer Gegenstände eine Ansteckungsgefahr dar? Forscher der amerikanischen National Institutes of Health testen unter anderem, wie lange die Viren auf verschiedenen Oberflächen jeweils infektiös bleiben. "Die Virusstabilität in der Luft und auf Oberflächen kann sich direkt auf die Virusübertragung auswirken, da Viruspartikel lange genug 'lebensfähig' bleiben müssen, nachdem sie aus dem Wirt ausgestoßen wurden, um von einem neuartigen Wirt aufgenommen zu werden", schreiben Forschungsleiter Munster und sein Team in ihren Untersuchungen.

Forscher der Ruhr-Universität Bochum prüfen derweil, ob und womit der Erreger sich auf Oberflächen abtöten lässt. Zwar sind Viren streng wissenschaftlich gesehen keine Lebeweisen, trotzdem können sie praktisch abgetötet werden. Auf welchen Materialien das Virus besonders lang überlebt und wie sich das Infektionsrisiko verringern lässt, hat im März 2020 die meisten TR-Leser interessiert.