Taschengeld-Schoner

Für die begehrten mobilen Vielkönner muss man nicht unbedingt 500 Euro und mehr ausgeben. Wenn ein kleinerer Touchscreen, etwas weniger Rechenpower oder eine einfachere Kamera als bei den Topmodellen reichen, steht fürs halbe Geld eine ansehnliche Auswahl an gut ausgestatteten Smartphones zur Wahl. Viele überraschen zudem mit langer Akkulaufzeit.

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Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Rudolf Opitz
Inhaltsverzeichnis

Wer mobil surfen, E-Mails empfangen, chatten oder ĂĽber die neuesten Nachrichten aus der Community auf dem Laufenden bleiben will, kommt auch mit einem gĂĽnstigeren Smartphone zurecht. Sogar GPS und Navigation, WLAN, Bluetooth, Kameras und Multimediaplayer finden sich im mittleren Preissegment. Wir haben elf Modelle unter die Lupe genommen, die ohne Vertrag unter 300 Euro kosten.

Im Vergleich zur Oberklasse mit Vier-Zoll-Displays und Gigahertz-Prozessoren sparen die Hersteller bei Mittelklasse-Smartphones zunächst an der teuersten Komponente: dem Touchscreen. Üblich sind Anzeigen bis 3,2 Zoll Diagonale und preiswerte LCD-Technik. In puncto Kontrast- und Farbumfang können sie mit guten LC- oder OLED-Displays nicht mithalten, was beim täglichen Gebrauch aber nur beim Surfen und dem Anschauen von Fotos auffällt. Störender empfindet man die Winkelabhängigkeit. Zudem besitzen viele der Einsteiger-Modelle resistive Touchscreens, die zwar auch Eingaben per Stift annehmen, bei der Bedienung mit dem Finger aber deutlich weniger Komfort bieten und anders als ihre kapazitiven Pendants keine Multitouch-Gesten erkennen.

Auch an den Chipsätzen sparen die Hersteller und setzen billigere CPUs und Signalprozessoren mit niedrigerem Takt ein. Auf die ruckelfreie Wiedergabe von HD-Videos muss man daher verzichten. Wichtiger ist die Rechenleistung aber für die flüssige Bedienung der Grafikoberflächen, besonders beim Scrollen durch die Menüs, und hier mutet die Einsteigerklasse dem Nutzer die eine oder andere Wartesekunde zu. Andererseits schonen kleinere Displays und schwächere Prozessoren die Akkus, was zu längerer Unabhängigkeit vom Ladegerät führt.

Die Kamera gehört seit Langem zur Pflichtausstattung von Handys, in der Oberklasse gelten fünf Megapixel und ein Autofokus-Objektiv als Standard. Bei Mittelklasse-Geräten findet man dagegen oft Auflösungen von zwei oder drei Megapixeln und einfache Fixfokus-Linsen.

Wie leicht sich ein Smartphone bedienen lässt und wie viele Mobilanwendungen und Spiele – die beliebten Apps – es dafür gibt, hängt vom Betriebssystem ab [1] . Will man nicht mehr als 300 Euro ausgeben, fallen einige Plattformen weg, darunter Apples iOS (iPhone und iPad) und Windows Phone 7.

Andere bieten dagegen eine mehr oder weniger große Auswahl an günstigen Modellen, allen voran Googles Android-Betriebssystem, das auf sechs unserer Testgeräte läuft: Acers beTouch E400, HTCs Wildfire, das GT540 von LG Electronics, das Samsung I5800 Galaxy 3, Sony Ericssons Xperia X8 und das Vodafone 845, das vom chinesischen Hersteller Huawei stammt und mit 100 Euro das günstigste Gerät dieser Auswahl ist.

Nokia setzt auf das Symbian-Betriebssystem und die selbstentwickelte S60-Bedienoberfläche, die es in zwei Versionen gibt: Die 3rd Edition eignet sich für kleine Smartphones ohne Touchscreen wie das Nokia C5-00; auf Touchscreen-Modellen wie dem C6-00 kommt die 5th Edition zum Einsatz. Vom kürzlich von HP übernommenen Hersteller Palm stammt das schicke, für Touchscreen und Fingerbedienung ausgelegte WebOS, das HP weiterführen will. Palms Pixi Plus gibt es bereits für weniger als 250 Euro.

Windows Mobile – von Microsoft gerade in Windows Phone Classic umgetauft – gehört zu den Klassikern unter den Mobilbetriebssystemen. Samsung bietet mit dem B7350 Omnia 735 noch ein aktuelles Windows-Mobile-Smartphone mit Qwertz-Tastatur an. Zudem führt der koreanische Elektronik-Riese das eigene Bada-System mit den Einsteigermodellen S5250 und S5330 (Wave 525 und Wave 533) weiter, wovon wir das Wave 533 für den Test ausgewählt haben. Es unterscheidet sich nur durch seine ausschiebbare Schreibtastatur. Zusammen mit einem preiswerten Vertrag oder einer Prepaid-Karte mit Datenoption bekommt man so mit kleinem Budget einen Einstieg in die Welt der Smartphones inklusive mobilem Surfen und herunterladbaren Apps.

Gerade die Hersteller LG und Samsung haben ein großes Portfolio an günstigen Smartphones, das zudem ständig erweitert wird. So besitzt das Galaxy 3 mit dem Galaxy 550 – auch Galaxy 5 genannt – einen günstigeren Bruder mit kleinerem Display und einfacherer Kamera. Auch lohnt ein Blick auf Auslauf-Modelle wie Nokias 5320, das zurzeit mit Ovi-Maps-Navigation und Autohalterung für rund 140 Euro zu haben ist.

Alle getesteten Betriebssysteme bieten die Möglichkeit, den Funktionsumfang mittels Apps zu erweitern. Die größte Auswahl findet man im Android Market, der mehr als 100 000 Apps auflistet. Die Shops der anderen hinken deutlich hinterher. Für Palms WebOS und Samsungs Bada gibt es als Software-Quelle nur die zentralen Online-Geschäfte App Catalog und Samsung Apps. Besitzt man ein Symbian- oder Windows-Mobile-Gerät, lohnt auch eine allgemeine Internet-Suche, so die App-Shops Ovi Store und Marketplace nichts Passendes anbieten.

Die Ausstattung des Smartphones – beispielsweise die Bildschirmauflösung – beeinflusst bei Android die App-Auswahl im Market stark. Eine Suche nach „documents“ listet auf dem Samsung Galaxy 3 mit seinem 240x400er-Display 168 Treffer auf, beim Galaxy 5 mit kleinerer QVGA-Anzeige (240 x 320) sind es nur 84. Ähnlich ergeht es den günstigen Bada-Modellen: Samsung Apps meldete Mitte November für sie insgesamt rund 550 Apps, für das teurere S8500 Wave dagegen über 1600.

Displaygröße und Rechenleistung spielen auch bei der Bedienung eine große Rolle. Das Galaxy 3 oder Acers E400 bedient man dank der 3,2-Zoll-Bildschirme recht flott und sicher, beim fummeligen Vodafone 845 ruckelt es schon deutlich.

Mit Ausnahme des Palm Pixi Plus, das intern zwar acht Gigabyte speichert, aber keinen Slot für Wechselspeicher besitzt, lassen sich alle Testkandidaten mittels microSDHC-Kärtchen erweitern. Die Modelle mit Bada und Symbian OS legen hier wahlweise auch Apps ab, Android bietet diese Option erst seit der Version 2.2, die es bislang aber für keines der preiswerten Smartphones gibt. Am PC verhalten sie sich wie ein USB-Laufwerk und lassen sich so bequem befüllen.

Für die Verbindung zum Internet nutzen die Spar-Smartphones fast alle die Mobilfunkdienste EDGE und UMTS/HSDPA sowie WLAN. Letzteres fehlt nur dem Nokia C5, das Bada-Handy Wave 533 funkt nur in GSM/EDGE-Netzen, UMTS kennt es nicht. Die meisten stellen die Internetverbindung auch Notebooks oder Tablets zur Verfügung. Manche Geräte wie die von Nokia verhalten sich dazu wie ein Modem, über das die Computer eine Verbindung selbst aufbauen müssen. Praktischer ist die Tethering-Funktion: Das Smartphone stellt den Kontakt zum Internet her und reicht ihn via USB, Bluetooth oder WLAN (besser, weil schneller) weiter.

Zum Telefonieren eignen sich alle Spar-Smartphones, auch arbeiten sie mit Bluetooth-Headsets und -Freisprecheinrichtungen zusammen. Will man UMTS-Videotelefonie nutzen, bleibt nur der Griff zu den Nokias oder dem Omnia 735, die eine Zweitkamera ĂĽber dem Display mitbringen.

Organizerfunktionen wie Kontakte und Terminkalender gehören zur Kernkompetenz der Smartphones. Hier schneiden fast alle Geräte gut ab, nur das LG GT540 und das Xperia X8 von Sony Ericsson – beide laufen mit der veralteten Android-Version 1.6 – und das Palm Pixi Plus stellen für den kompletten Namen und die Postadresse je nur ein Feld bereit. Mit Google lassen sich diese Kontakte problemlos abgleichen, will man jedoch mit PIM-Programmen wie Outlook synchronisieren, kommt es zu fehlerhaften Einträgen, da diese getrennte Felder für Vor- und Zunamen, Straße, Postleitzahl und Ort besitzen. So landet die komplette Anschrift beispielsweise im Feld „Straße“.

Die meisten Testkandidaten gleichen die Organizerdaten via USB mit dem PC ab, wozu die Hersteller Windows-Software online bereitstellen; beim Windows-Mobile-Gerät Omnia 735 von Samsung liefert sie Microsoft. Ausnahmen sind die Androiden GT540, Vodafone 845 und das E400 von Acer sowie das Pixi Plus mit WebOS, die nur online über Google, Exchange oder herstellereigene Dienste synchronisieren: zum Beispiel Ovi Sync (Nokia) oder Windows Live (Microsoft).

Beide Online-Angebote bieten zudem Push-Mails, weiterhin gehören Mailclients für POP3- und IMAP4-Zugänge (bei IMAP4 zeigen sie nur die Eingangsordner an) sowie Exchange zur Standardausstattung. Anhänge werden aufgelistet, doch reichen manche Android-Smartphones wie das HTC Wildfire Office-Dateien nicht an die vorhandenen Viewer weiter. Zu Android gehört ein separater Google-Mail-Client, der damit besser klarkommt. Die Clients der Symbian-Modelle, des Omnia 735, des Pixi Plus und Samsungs Bada-Geräts Wave 533 funktionieren ebenfalls gut.

Für soziale Netzwerke liefern alle Smartphones Clients mit oder man installiert sie über die App-Shops. Das Wildfire stellt mit Friendstream einen Client bereit, der mehrere Communities zusammenfasst und aktuelle Infos den Kontakten zuordnet. Beim Xperia X8 übernimmt diese Aufgabe der Timescape-Dienst, das Samsung Wave 533 bietet dafür den „Social Hub“.

Mobiles Surfen macht nur mit multitouchfähigen Geräten und großen Displays richtig Spaß. Zu empfehlen sind die Samsung-Modelle Galaxy 3 und Wave 533, mit Abstrichen auch das Wildfire, das aber nur QVGA-Auflösung bietet, und das Pixi Plus – hier stört der sehr kleine Touchscreen. Die Browser kommen mit HTML und JavaScript meist gut zurecht, Flash ist dagegen die Ausnahme. Einen aktuellen Player stellt nur das Wildfire bereit, es ist bei umfangreichen Flash-Seiten aber schnell überfordert.

Zur genauen Positionsbestimmung für Google Maps oder Foto-Geotags nutzen alle Geräte im Test einen GPS-Empfänger. Die Androiden stellen als Navigationslösung Google Maps Navigation bereit, wenn man die Maps-App im Market aktualisiert. Sie benötigt zwingend eine Internetverbindung (Offboard-Navigation). Die Nokias C5 und C6 trumpfen mit Ovi Karten 3.0 inklusive Onboard-Navigation auf, die auch ohne Online-Verbindung funktioniert. Kartenmaterial lädt man mit Hilfe einer PC-Software auf eine Speicherkarte. Beim X8 liefert Sony Ericsson die Wisepilot-Navigation mit. Alle anderen bieten nur Google Maps als Orientierungshilfe.

Die Kameras der günstigen Smartphones unterscheiden sich in Ausstattung und Bildqualität stark. Die Pixelanzahl spielt nicht unbedingt eine Rolle: So liefern die 3-Megapixel-Kameras der meisten Kandidaten brauchbarere Bilder als die 5-Megapixel-Knipse von HTCs Wildfire. Andererseits produzierte die des Nokia C6 (ebenfalls fünf Megapixel) die besten Fotos. Als Videokamera liefern das Acer E400, das LG GT540, das Nokia C6 und Sony Ericssons Xperia X8 akzeptable Ergebnisse.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 26/2010. (rop)