US Army: Mit KI die Bereitschaft und Leistung der Soldaten überwachen​

Die Gesundheits- und Standortdaten von Soldaten sollen in Echtzeit überwacht werden. Die US Army testet neue Körpersensoren im Rahmen des Projekts HRAPS.​

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Soldatin kümmert sich um einen Verletzten

(Bild: PRESSLAB/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Imke Stock
Inhaltsverzeichnis

Nicht nur in Einsätzen, auch während der Ausbildung oder in Auswahltests kommt es immer wieder zu medizinischen Vorfällen, bei denen Soldaten wegen körperlicher Erschöpfung, aufgrund eines Hitzschlags oder einer Herz-Kreislauf-Erkrankung ausfallen – in Einzelfällen kam es bereits zu Todesfällen. Die US Army setzt schon seit Anfang der 1980er-Jahre Geräte für die Messung von Gesundheits- und Fitnessdaten ein und auch die Bundeswehr setzt auf Biosensoren.

Auf der Haut aufgeklebter Bio-Sensor

(Bild: US Army)

2018 startete die US Army das Projekt "Health Readiness and Performance System" (HRAPS). Mit HRAPS sollen Sensoren zum Einsatz kommen, die angeblich besser als jegliche kommerziell verfügbaren Geräte und Fitnesstracker sind. Die Gesundheitsbereitschaft, der körperliche Zustand und die Leistung der Soldaten sollen damit in Echtzeit beurteilt werden können, wie das Biomedizintechnik-Konsortium (MTEC) schreibt. Ziel sei die Aufrechterhaltung und Verbesserung der Leistung und Sicherheit der Soldaten.

HRAPS wird seit Monaten in verschiedenen Szenarien getestet. Zuletzt bei der "US Army Best Squad Competition", die eine Vielzahl verschiedener Fitness- und Kampfveranstaltungen umfasst, die vom Fitness-Test und diversen Waffenstrecken bis hin zu einem 12-Meilen-Fußmarsch und verschiedenen Kampfübungen reichen.

"HRAPS liefert nicht nur physiologische Daten in Echtzeit, sondern informiert Kommandeure auch über die Standorte der Streitkräfte im Feld und hat Kommandeuren mehrfach dabei geholfen, vermisste Personen zu lokalisieren, was für Frontführer äußerst wichtig ist," sagt Emily Krohn, stellvertretende Produktmanagerin für das HRAPS-Programm. Dieses umfasst hauptsächlich am Körper tragbare Sensoren, schließt andere entferntere Sensoren oder Datenquellen in der Projektbeschreibung aber nicht aus. Entwickelt werden auch Systeme, die Verletzte und ihren Status in Kampfgebieten per Drohne überwachen.

Aus den Rohdaten der Sensoren können Algorithmen das Verletzungs- oder Leistungsrisiko des Soldaten berechnen und automatische Vorhersagen treffen. Diese werden in einem Dashboard als Aussagen zur Einsatz- und Leistungsfähigkeit des Soldaten visuell dargestellt.

Derzeit werden nur die Vitaldaten Herzfrequenz, Herzfrequenzvariabilität, Hauttemperatur, Aktivitätsniveau und Atemfrequenz gemessen. Künftig sollen auch Belastungs- und Ermüdungsmessungen sowie die Überwachung der Sauerstoffsättigung, der Dehydratation und des muskuloskelettalen Gesundheitszustandes hinzukommen.

Auch drohende Infektionen, der Kontakt mit biologischen Kampfstoffen oder chemische Belastungen will die Army bei ihren Soldaten frühzeitig erkennen. Außerdem soll den Soldaten in den Kopf geschaut werden, um ihren "neuropsychologischen Status" zu ermitteln. Dieser Status umfasst nicht nur die kognitive Bereitschaft und Wahrnehmungsfähigkeit, sondern auch die Stimmung und emotionale Stabilität.

Verschiedene Empfänger können zentral auf die Daten in Echtzeit zugreifen. Vorgesehen sind der Truppführer vor Ort, die nächste medizinische Versorgungseinheit und der Führer des Gesamteinsatzes. Die Verantwortlichen könnten damit die Bereitschaft aller Einheiten im Blick behalten und medizinische Einheiten schneller zum Einsatz bringen, bevor ein medizinischer Notfall eintritt, beziehungsweise "eskaliert".

Ziel sei auch eine Integration in das "Combat Casualty Care Diagnostics Program". Dabei handelt es sich um ein System, das bei der Triage, Diagnose und Entscheidungsfindung helfen soll, die Sterblichkeit und Morbidität zu senken.

(mack)