US-Regierung legt fest, was Corona-Geimpfte dürfen

Die Centers for Disease Control and Prevention haben erste Richtlinien verabschiedet, wie sich COVID-19-vakzinierte Personen im Alltag verhalten dürfen.

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Covid-19, Covid-19-Impfung, Coronavirus

(Bild: Studio Romantic)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Mia Sato
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Amerikaner, die beide Impfdosen erhalten haben, können sich künftig ohne Maske und Abstand in Innenräumen aufhalten – allerdings nur, solange wirklich jeder im Raum geimpft ist. Das besagt eine neue Richtlinie der Seuchenschutzbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC).

Die Entscheidung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem in den USA immer rascher geimpft wird – und bereits Vakzinierte erfreut sie. Doch es wird auch deutlich, dass vieles über das korrekte Verhalten geimpfter Menschen in der Pandemie noch unklar ist – und viele Fragen offenbleiben, was nun erlaubt ist und was die Fairness gebietet. Diese Fragen werden auch in Deutschland relevant und die Richtlinien der CDC könnten einen Ausblick darauf geben, was uns hierzulande erwarten wird.

  • Ansammlungen in Innenräumen, ohne Masken und ohne Abstand sind in Ordnung, solange für die jeweiligen Personen seit mindestens zwei Wochen ein voller Impfschutz besteht. Laut der CDC sollten mittelgroße und große Versammlungen noch immer gemieden werden, auch wenn keine bestimmte Obergrenze für eine kleine Gruppierung genannt wird.
  • Die Maske soll in der Öffentlichkeit weiterhin getragen und der Abstand zu anderen gehalten werden. Befindet sich jemand draußen und in Gemeinschaft, etwa im Zug oder im Supermarkt, wird man Menschen begegnen, die noch nicht geimpft sind.
  • Geimpfte und nicht geimpfte Menschen können sich unter Einschränkungen versammeln. Wer geimpft ist, darf laut der CDC nicht geimpfte Personen aus einem weiteren Haushalt in Innenräumen und ohne Maske besuchen. Es gibt hierzu wichtige Bedenken, die nachfolgend noch erläutert werden, wie beispielsweise das Gesundheitsprofil der nicht geimpften, involvierten Personen.
  • Es ist unklar, ob geimpfte Personen noch ein ernsthaftes Ansteckungsrisiko darstellen. Gesichert ist, dass geimpfte Menschen eine sehr viel geringere Wahrscheinlichkeit haben, sich zu infizieren und das Virus zu übertragen. Doch es ist äußerst wichtig, dass geimpften Personen bewusst ist, dass Interaktionen mit noch nicht geimpften oder infizierten Menschen ein „undefiniertes, begrenztes Risiko“ in sich tragen, sagt Thomas Russo, Professor für Infektionskrankheiten an der University of Buffalo. Das Übertragungsrisiko möge gesenkt sein, doch es liegt wahrscheinlich nicht bei Null.
  • Unbekannt ist auch, ob Impfungen die Langzeitwirkungen von COVID-19 verhindern können und welche das wären. Alle in den USA für den Notfall zugelassenen Impfstoffe haben sich als wirkungsvoll erwiesen, den Tod zu verhindern, doch über die Langzeitfolgen von COVID-19 wird derzeit noch geforscht. Selbst Menschen mit milden Verläufen haben teils Wochen bis Monate mit Symptomen zu kämpfen. Als sicherste Variante sollte laut Russo alles getan werden, um sich nicht zu infizieren.
  • Die eigene Risikotoleranz muss selbst ermittelt werden. Auch wenn die CDC-Richtlinien Versammlungen in Innenräumen und ohne Maske zwischen einer geimpften Person und nicht geimpften Personen aus einem Haushalt als akzeptabel einstufen, gibt es einen großen Vorbehalt zu berücksichtigen: Gehört eine Person aus dem noch nicht geimpften Haushalt einer Risikogruppe an, bei der eine schwere Erkrankung an COVID-19 wahrscheinlich wäre? Selbst wenn man sich über gesundheitliche Voraussetzungen informiert, die bekannterweise das Risiko steigern, „gibt es immer noch Menschen, die schwere Verläufe erleiden aus Gründen, die uns nicht bekannt sind“, sagt Russo. „[Die Richtlinien] verlassen sich auf die Öffentlichkeit, das jeweils zu entscheiden.“ Diese Risikokalkulation wird besonders dann herausfordernd, wenn sich innerhalb eines Haushalts geimpfte und nicht geimpfte Personen befinden. Russo wohnt selbst in einem gemischten Haushalt und sagt, er wählt den konservativen Ansatz: So vorsichtig wie möglich sein.

Auch wenn diese neuen Richtlinien manchen Familien neuen Seelenfrieden schenken könnten, den lang ersehnten Besuch bei den Großeltern zu organisieren, ändert sich auch in den USA für den Großteil der Bevölkerung noch nicht viel – das gilt besonders für People of Color. Eine "New York Times"-Analyse ergab, dass Schwarze Menschen im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil in jedem der 38 Staaten, die Bericht über die Ethnizität der geimpften Personen abgibt, unterdurchschnittlich oft geimpft werden.

Auch für Menschen lateinamerikanischer Herkunft existiert dieser Gap. Zwar beziehen sich die CDC-Richtlinien nur auf private Aktivitäten – nicht auf öffentliche Lockerungen größeren Ausmaßes –, doch Bio-Ethiker warnen von einem Privileg des „Impfstatus“ als Voraussetzung für die Teilnahme an weiteren Öffnungen. Das könnte bereits bestehende, rassistische Ungerechtigkeiten weiter verstärken. „Wir müssen alles unternehmen, [um zu gewährleisten], dass der Impfprozess gerecht und fair abläuft“, sagt Russo. „Und damit haben wir noch Schwierigkeiten.“

Die Originalversion dieses Beitrags wurde im Rahmen des "Pandemic Technology Projects" von der Rockefeller Foundation unterstützt.

(bsc)