Wärmepumpen: Warum New York sie ins Fenster hängen will

Klimaanlagen fehlen in kaum einer amerikanischen Großstadt. In New York City sollen einfache Fenstermodelle nun zu Heizungen hochgerüstet werden.

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AC in NYC

Klassische Fenster-Klimaanlage (alias Wärmepumpe) in Manhattan: Das muss doch besser gehen?

(Bild: Ben Schwan)

Lesezeit: 8 Min.
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New York City ist bekannt dafür, im Sommer unangenehm heiß zu sein. 33 Grad und mehr kann es werden, hinzu kommt eine oft hohe Luftfeuchtigkeit vom Meer her, die die Menschen wie eine Wand trifft. Kein Wunder daher, dass die meisten Wohnungen über eine Klimaanlage auf Wärmepumpenbasis verfügen. Doch die sind in ihrer aktuellen Form weder sonderlich energiesparend noch können sie heizen. Neue Systeme, die Stadt und Bundesstaat nun mit einem Förderprogramm durchsetzen wollen, könnten Abhilfe schaffen und auch ein Vorbild für andere Länder sein.

Klimaanlagen, Air Conditioning oder schlicht A/C genannt, gibt es in New York City in mehreren Arten. Die klassische, geradezu ikonische Variante ist ein Gerät, das man einfach auf dem Fenstersims in jedem Raum platziert, in dem es kühl werden soll: Da die Standardfenster in den New Yorker Apartments normalerweise nach oben aufgeschoben werden, bietet sich dies an. Links und rechts des großen Kastens wird dann noch mehr schlecht als recht Isolationsmaterial angebracht.

Das Funktionsprinzip: Kalte Luft wird im Rahmen des Wärmepumpenprinzips in den Raum geblasen, heiße gelangt schlauchlos in die Umwelt, in der Hoffnung, dass sie nicht in den Raum zurück gesogen wird, was dank mächtiger British Thermal Unit (BTU) nur selten der Fall ist.

In moderneren Gebäuden gibt es zwei alternative A/Cs: Erstens wäre da "Central Air", also eine zentral gesteuerte Klimaanlage fürs ganze Haus, die man an den Luftauslässen in der Wohnung und einer zentralen Steuerung erkennt. Dieses System beherrscht oftmals auch das Heizen. Zweitens gibt es die auch in Deutschland zunehmend beliebten Split-Klimaanlagen, bei denen die Ausblaseinheit im Zimmer liegt. Die restliche Hardware mit der eigentlichen Wärmepumpe ist über einen Raumdurchbruch per Leitung verbunden, befindet sich dann im Fensteraußenbereich, auf Balkon oder dem Dach. Auch Split-Klimaanlagen könnten eigentlich auch heizen, werden jedoch in New York nur selten dafür verwendet. Stattdessen gibt es noch vielfach stinknormale Heizkörper mit Öl- oder Gasbefeuerung.

Die Standard-A/C nach dem Fenstersimsprinzip sorgt für hohen Stromverbrauch und belastet im Hochsommer die Netze stark. Zu klassischen Einschaltzeiten kam es daher in der Vergangenheit auch schon zu rotierenden Stromausfällen. Dank des Klimawandels könnte sich das künftig verstärken, denn kühler wird es eher nicht, was die Klimaanlagennutzung verstärkt.

Bis 2080 wird damit gerechnet, dass es bis zu sechsmal mehr Tage mit Temperaturen über 32 Grad in New York City geben wird – die Hitzewellen pro Jahr sollen sich gar verfünffachen. Schon jetzt sterben jährlich rund 350 Menschen an den Folgen. Die New Yorker dazu zu bewegen, ihre Klimaanlage ausgeschaltet zu lassen und vielleicht auf stromsparendere Ventilatoren zu setzen, ist daher reines Wunschdenken: Ist eine A/C vorhanden, wird sie auch benutzt; vielen gilt sie angesichts der Sommerhitze samt der erwähnten hohen Luftfeuchtigkeit als eine Art Menschenrecht.