Warum Entwickler auch Business Developer sein müssen

Seite 4: Dauerhafte Partnerschaften statt "Code and Forget"

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Ein positiver Nebeneffekt dieser Arbeitsform ist, dass Entwickler*innen in den meisten Fällen sehen, wie sich die Arbeit in der Praxis bewährt. Es kann also nicht einfach darum gehen, nur Code zu erstellen und zu testen, dann ab zum Kunden und fertig. Ganz nach dem Motto "Code and Forget".

Vielmehr muss es darum gehen, dass Entwickler*innen im Idealfall oft mehrere Jahre lang einen Account betreuen. Für Kunden bedeutet das, dass Software und Services aus einem Guss sind. Zudem gibt es weniger Reibungsverluste in der Abstimmung zwischen beiden Parteien, und die Kundschaft profitiert von einer länger andauernden Co-Creation-Partnerschaft. Schließlich haben es die Entwickler*innen in der Hand, eine Applikation "sauber" zu designen und zu testen. Das reduziert den Wartungsaufwand der Lösung. Außerdem ist es dann einfacher, sie auf Wunsch, um neue Funktionen zu erweitern.

Vernünftige Unternehmen handeln sicherlich nicht nach dem Motto "Einmal dieser Kunde, immer dieser Kunde". Denn dann würde vermutlich ein Großteil der Entwickler*innen spätestens nach 18 Monaten davonlaufen. Die Regel sollte sein, dass ein Teammitglied bei mehreren Accounts mitarbeitet. Außerdem besteht die Möglichkeit, nach einiger Zeit den Schwerpunkt von einem Projekt auf ein anderes zu verlagern. Das ist das normale Prozedere, allerdings sollten Interessierte im Vorfeld nachfragen, wie es das Unternehmen mit der "Job-Rotation" hält.

Jedoch sollte nicht nur die Möglichkeit bestehen, zwischen den Projekten zu wechseln. Auch eine Bewegung in "vertikaler" Richtung ist denkbar, vor allem bei Projekten mit einer längeren Laufzeit. So hat der Autor dieses Beitrags mittlerweile die Funktion eines Scrum Master bei einem solchen Vorhaben übernommen. Dadurch hat sich das Aufgabenspektrum deutlich erweitert. Die Agenda umfasst nun die Kommunikation mit Kunden und die Verteilung von Entwicklungsaufgaben an die Teammitglieder, aber auch das Coding auf der Anwendungsebene und Aufgaben aus dem Bereich DevOps.

Selbst das Onboarding neuer Mitarbeiter*innen, die Teilnahme als Sprecher an Fachveranstaltungen sowie Meetings mit Vertrieb und Account-Management stehen auf der Tagesordnung. Das untermauert, dass Entwickler*innen ein weitläufiges und interessantes Betätigungsumfeld vorfinden, allerdings auch eines, das durchaus herausfordernd sein kann und weit mehr Skills erfordert als nur das Programmieren.

Doch welche Ausbildung oder speziellen technischen Fertigkeiten müssen Entwickler*innen mitbringen? Zumeist kommt es nicht darauf an, perfekten Code erstellen zu können. Sicherlich ist Coden ein Bestandteil des Jobs, aber eben nur einer von vielen. Daher können auch Personen, die quer einsteigen, eine Entwicklerlaufbahn einschlagen – etwa Absolvent*innen einer Ausbildung mit dem Schwerpunkt auf Betriebswirtschaft.

Wichtig ist, dass Bewerber*innen bereit sind, sich mit technischen Fertigkeiten wie Programmieren sowie den Technologien vertraut zu machen, die bei der Digitalisierung von Prozessen und Geschäftsmodellen des Unternehmens eine Rolle spielen. Aber ebenso relevant ist, dass Entwickler*innen mehr erreichen können, als nur die technischen Hausaufgaben umzusetzen, die andere definiert haben. Zu ihren Tätigkeiten gehören, zusammen mit Kunden neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen, kreative Lösungen zu finden und das eine oder andere Mal auch eine konstruktive Auseinandersetzung zu führen.

Dabei steht immer ein Gedanke im Mittelpunkt: gemeinsam mit den Kunden Strategien und digitale Ansätze zu erarbeiten, die einen klaren Mehrwert bieten. Langweile kommt bei dieser Interpretation des Entwicklerberufs jedenfalls nicht auf.

Young Professionals schreiben für Young Professionals
Warum Entwickler auch Business Developer sein müssen

Antti Pitkänen ist 29 Jahre jung und arbeitet als Software- und Business Developer in der Digitalberatung Futurice. Sein Arbeitsplatz befindet sich in der finnischen Stadt Tampere, einem der acht internationalen Standorte des Unternehmens.

(ane)