Warum Honda in den Weltraum will

Die Raumfahrt zieht immer mehr Privatunternehmen an. Nun will auch der japanische Autobauer vorhandene Technik aus Auto und Robotern für Mond-Missionen nutzen.

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Pläne für eine von Honda mitgestaltete Raumbasis auf dem Mond.

(Bild: Honda / JAXA)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

In der Automobilindustrie sind Verbrennungsmotoren auf dem Weg ins Aus. Doch der japanische Auto-, Motorrad- und Motorenbauer Honda hat nun eine Anwendung gefunden, seine Erfahrungen in dieser Technik weiterverwenden zu können. Der Konzern will bis 2030 wiederverwendbare Weltraumraketen entwickeln, die kleine Satelliten in erdnahe Umlaufbahnen schießen können.

Honda-Chef Toshihiro Mibe stellte vorige Woche klar, dass diese Idee mehr als eine Fingerübung ist, um die Ingenieure zu motivieren. "Technik für Raketenmotoren und -steuerung sowie zur Kostensenkung ist bereits in den Händen der Automobilhersteller", erklärte Mibe, als er ein paar neue Entwicklungsprojekte des Konzerns vorstellte. "Wir werden nur den Bereich ändern, in dem die Technologien eingesetzt werden."

Honda will sogar noch weiter ins All hinaus, um andere Technik aus dem konzerneigenen Fundus zu versilbern: zum Mond. Auch dieses Projekt ist längst kein reines Gedankenspiel mehr. Der Konzern forscht bereits mit der japanischen Weltraumbehörde Jaxa an einem "zirkulierenden System für erneuerbare Energien" auf der Mondoberfläche.

Konkret geht es darum, Hondas bestehende Brennstoffzellen- und Wasserelektrolyse-Technik für den Einsatz im All fit zu machen, um aus Mondeis Sauerstoff für die Mondkolonisatoren und Wasserstoff für die Stromerzeugung und Raketenantriebe zu gewinnen.

Ebenso soll ein fernbedienbarer Roboter mit Händen zum Einsatz kommen, um auch Erdbewohnern eine Telepräsenz auf dem Mond zu ermöglichen. Künstliche Intelligenz und Techniken zur Kollisionsvermeidung gehören zum Telepräsenz-Avatar dazu.

Der mit Fingern ausgestattete Roboter.

(Bild: Honda)

Die Mondpläne reichen wahrscheinlich noch länger in die Zukunft. Aber der boomende Satellitenmarkt verspricht schnellere Rendite. Honda ist dabei nicht das einzige Unternehmen aus dem Dunstkreis der Autoindustrie, das es auf diese Branche abgesehen hat. VWs Haupteigner, die Porsche Automobil Holding SE, stieg im Sommer beim deutschen Raketen-Startup Isar Aerospace ein.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Der Grund: Während der Markt für große Raketen von privaten Riesen wie Elon Musks Space X oder Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos dominiert werden dürften, sind bei preiswerten Kleinraketen die finanziellen und technologischen Hürden für einen Markteinstieg niedriger.

Gleichzeitig gibt es gerade in Japan auch Fördergelder einzusammeln. Denn die Regierung hat die Erschließung des Weltraums zu einem der strategischen Felder gemacht, die wichtig für die "wirtschaftliche Sicherheit" des Landes sind. Das einzige Problem: Allein in Japan gibt es jede Menge Konkurrenz, die versucht, möglichst preiswerte Raketen zu entwickeln.

Dazu gehört beispielsweise Canon. Dessen Raketen sollen durch die Verwendung handelsüblicher Bauteile preiswert gehalten werden. Der Internet-Unternehmer Takafumi Horie wiederum hat in Nordjapan Interstellar Technologies gegründet, das schon erfolgreiche Testflüge hinter sich hat. Honda kann in dem Wettbewerb aber aus einer ganz besonderen Erfahrung Selbstvertrauen für das neue Abenteuer schöpfen. Das Unternehmen hat mit der Entwicklung des kleinen Businessjets "Honda Jet" bereits bewiesen, dass es Flugobjekte entwickeln kann.

(bsc)