Web 2.0 für Hunde

Wer oft mit seinem Vierbeiner unterwegs ist, kann ihn bald als Kontaktanbahnungshilfe nutzen: mit Hilfe eines Chips am Halsband, der vom Social-Networking-Anbieter SNIF zuvor mit Infos gefüttert wurde.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Clark Boyd
Inhaltsverzeichnis

Wer in den nächsten Monaten in Boston und Umgebung auf einen Hundeplatz kommt, sollte sich nicht wundern, wenn er ein merkwürdiges kleines Gerät am Halsband des einen oder anderen Tieres sieht. Ein US-Start-up namens SNIF Labs bereitet in der US-Metropole derzeit nämlich den Betatest einer Technologie vor, die Hunden und ihren Besitzern dabei helfen soll, sich elektronisch kennen zu lernen.

Der Name "SNIF" steht dabei für "Social Networking in Fur" – ein soziales Netzwerk für Fellträger also. Dafür hat die Firma laut eigenen Angaben ein spezielles Funkprotokoll entwickelt. Das so genannte "SNIF-Tag" sendet Daten über Hund und Besitzer: Es reicht aus, wenn sich die Teilnehmer einander nähern – schon sausen die Informationen durch die Luft, falls gewünscht.

Kehren Herrchen oder Frauchen dann an den heimischen Computer zurück, können sie die Website von SNIF verwenden, um dort weitere Informationen über ihre neue Bekanntschaft einzusehen. Die Idee dabei: Wenn die Hundebesitzer schon ihr tierisches Hobby gemeinsam haben, tauschen sie sich vielleicht gerne auch über andere Dinge aus – vom Restauranttipp bis zu den musikalischen Vorlieben.

SNIF könnte ein nächster Schritt in der mehr oder weniger großen Revolution sein, die die Social-Networking-Anbieter in das Leben ihrer Kunden bringen wollen. Schon heute treffen sich Hundebesitzer auf Spezial-Websites und tauschen sich dort aus. "Wenn die Leute auf den Hundeplatz kommen, teilen sie normalerweise sehr viel miteinander, nur mit Namen kennen sie sich eher selten", meint Ted Rheingold, Gründer des SNIF-Konkurrenten Dogster, dem derzeit noch die Tag-Hardware-Komponente fehlt. Rheingold glaubt, dass der Hund dabei zu einer Art Online-"Avatar" werden könne. SNIF geht da noch einen Schritt weiter: Während man bei Dogster "von Hand" nach Gleichgesinnten suchen muss, automatisieren die SNIF-Tags den Prozess und erweitern das Konzept in die reale Welt.

SNIF plant zudem noch wesentlich mehr Funktionen: Das Tag ermöglicht auch die Überwachung der täglichen Aktivitäten des Tieres – beispielsweise, wenn es allein ist. So lange sich Bello in der Nähe der SNIF-Basisstation befindet, die man im nächsten Jahr kaufen können soll, wird aufgezeichnet, wann er schläft, frisst, läuft oder sich erleichtert. Der Nutzer kann dies alles per Web-Browser aus der Ferne überwachen und sich beispielsweise eine SMS oder E-Mail schicken lassen, sollte der Hund ein auffälliges Verhalten zeigen.

Das SNIF-Projekt entstand ursprünglich am MIT Media Lab. Das eigene Funksystem nutzt die Firma laut eigenen Angaben vor allem deshalb, weil man die Privatsphäre der Kundschaft sicherstellen will. Was man dabei technisch genau einsetzt, will SNIF erst beim Start des Betatests näher bekannt geben. Allerdings wechsle das System regelmäßig seine Identifikationsnummern, so dass es Fremden unmöglich sei, den Hundebesitzer darüber zu überwachen. Ein RFID-Tag nutzt SNIF nicht – genau hierbei gab es bereits vielfältige Datenschutzbedenken.