Wenn Papageien videochatten

Forscher in den USA und Schottland haben ein System entwickelt, mit dem Papageien untereinander über den Facebook-Messenger kommunizieren können.

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Papageien beim Videochat

Papageien beim Videochat.

(Bild: MIT Media lab)

Lesezeit: 3 Min.

Bei Menschen gehaltene Papageien leiden nicht selten unter psychologischen Problemen, weil sie keinen ausreichenden Sozialkontakt mit Artgenossen haben. Eine Wissenschaftlergruppe am Media Lab des Massachusetts Institute of Technology, an der Northeastern University und der University of Glasgow, will dieses Problem mit moderner Kommunikationstechnik lösen: Über Videochats mit Artgenossen, die die Tiere sogar selbst auslösen können.

Für die dazugehörige Studie kamen die Software Facebook-Messenger und ein für die Tiere greifbar platziertes Tablet oder Smartphone zum Einsatz. Ohne Mensch geht das alles aber nicht: Der "Human in the Loop", schreibt die Forschergruppe, sei von besonderer Wichtigkeit, damit die Idee funktioniert. Die Papageienbesitzer wurden zudem vom sogenannten Parrot Kindergarten beraten, einem Online-Coaching-Programm, das ihnen beibringen soll, möglichst passend mit den hochintelligenten Tieren umzugehen.

Das Thema Einsamkeit und die nicht artgerechte Haltung der Vögel sind ein ernstzunehmendes Dilemma: Laut Schätzungen von Ilyena Hirskyj-Douglas, Koautorin der Studie und Forscherin an der University of Glasgow, leben 20 Millionen Papageien allein in US-amerikanischen Haushalten. Dass die Idee grundsätzlich funktioniert, wurde anhand von immerhin 18 Versuchstieren verschiedener Papageienarten gezeigt, deren Herrchen und Frauchen insgesamt 1.000 Stunden Videomaterial der Interaktionen aufzeichneten, die dann ausgewertet werden konnten.

Die Versuchstiere waren allesamt Teil des Parrot-Kindergarten-Projekts und wurden samt ihrer Besitzer aus dem Programm rekrutiert. Zunächst lernten die Tiere, ein Glöckchen zu läuten, um ihre Videochat-Bereitschaft zu signalisieren. Dann durften sie mit ihrem Schnabel auf eines von mehreren Papageienfotos auf dem Tablet tippen. Während der dreimonatigen Untersuchung ergaben sich so fast 150 von den Tieren gewollte Gespräche. Mit Vorsicht und Freundlichkeit ihrer Besitzer herangeführt, zeigte sich bald Erstaunliches: Die Tiere schienen zu wissen, dass sie es mit einem Artgenossen am Ende der Leitung zu tun haben, sie zeigten Spiegelverhalten, sangen, sprachen oder putzten sich, was als Zeichen von Wohlbefinden gilt. Es gab auch besonders beliebte Kommunikationspartner – "gewonnen" haben dabei die Vögel, die häufig anriefen. Während der jeweils dreistündigen Sessions konnten die Tiere zwei Anrufe tätigen, die zusammen maximal fünf Minuten dauerten.

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Im Rahmen des Versuches baten die Wissenschaftler, genau zu notieren, wie die Papageien reagierten. Um die Videochats so angenehm wie möglich zu machen, gab es nie Zwang – zudem wurden die Anrufe sofort unterbrochen, wenn der Vogel Angst oder kein Interesse mehr hatte. Viele der Studienteilnehmer halten die Idee für gut und würden den Dienst gerne im Dauerbetrieb sehen. "Solange das Tablet sicher ist, von den Vögeln nicht kaputt gemacht werden kann oder herunterfällt und sie verletzt, sehe ich keine Probleme", so ein Teilnehmer. Mancher Vogel war auch überenthusiastisch. So sollte man bei größeren Tieren wie Aras vorsichtig sein, weil die ein Smartphone durchaus zerstören könnten.

(bsc)