Wie die Flut im Westen die Kommunikation lahmgelegt hat

Die Flutkatastrophe in Westdeutschland und in den angrenzenden Ländern hat auch in der Telekommunikationsinfrastruktur massive Zerstörungen angerichtet.

Artikel verschenken
In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 4 Kommentare lesen

(Bild: Thorsten Hübner)

Lesezeit: 13 Min.
Von
  • Urs Mansmann
Inhaltsverzeichnis

Vom 14. bis 17. Juli 2021 sorgte das Tief Bernd in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz sowie im angrenzenden Belgien, Luxemburg und den Niederlanden mit langandauernden, heftigen Niederschlägen auf einer großen Fläche für Hochwasser und Sturzfluten. Ganze Dörfer entlang kleinerer Wasserläufe wie der Ahr wurden zerstört, Landstriche überflutet. Die Bilder gingen um die Welt. In Deutschland kamen über 180 Menschen ums Leben. Bei der Hochwasserkatastrophe im Westen waren zwischenzeitlich über 1000 Menschen als vermisst gemeldet – viele davon, weil sie zunächst von der Außenwelt abgeschnitten waren und sich nicht mehr bei Angehörigen melden konnten. Sobald die Mobilfunknetze wieder funktionierten, sank die Zahl der Vermissten.

Die Fluten sorgten nicht nur für großflächige Stromausfälle, sondern zerstörten auch Telekommunikationsinfrastruktur. Allein bei der Telekom fielen im Verlauf des Unwetters 300 Mobilfunkbasisstationen aus. Bei allen Dienstleistern kam es zu erheblichen Störungen im Netz, der Mobilfunkempfang konnte in den betroffenen Regionen vielerorts erst nach Tagen wiederhergestellt werden. Viele Basisstationen in Bergländern und Mittelgebirgen stehen an erhöhten Standorten, um von dort aus größere Bereiche im Tal ausleuchten zu können. Damit waren sie vor den Fluten sicher, nur wenig Mobilfunktechnik wurde tatsächlich überschwemmt.

Für Stromausfälle sind die Mobilfunknetzbetreiber aber offenbar nicht besonders gut gerüstet. Notstromgeneratoren (NEA, Netzersatzanlagen) finden sich nur an besonders wichtigen zentralen Punkten des Netzes. Vielerorts gibt es, wenn überhaupt, nur einen Batteriepuffer, der spätestens nach einigen Stunden leer ist. Kleinere Zellen zur lokalen Versorgung, etwa auf Hochhäusern, haben in den meisten Fällen gar keine eigene Notstromversorgung. Fällt der Strom aus, tun sich im Mobilfunknetz innerhalb von Sekunden große Lücken auf, weil viele Standorte vom Netz gehen. Dauert der Ausfall länger, fallen nach und nach weitere Basisstationen aus, deren Batterien erschöpft sind, und die unversorgten Gebiete werden größer.