Wie künstliche Antikörper bald gegen Malaria schützen könnten

Im Labor geschaffene Monoclonals wirken gegen das Sumpffieber – und sollen mindestens ein halbes Jahr Immunität geben, so US-Forscher.

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Plasmodium falciparum.

(Bild: CDC / PD)

Lesezeit: 3 Min.
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Malaria plagt die Menschheit nach wie vor in hohem Ausmaß – und noch immer stehen keine gut funktionierenden Impfstoffe gegen die von Anopheles-Mücken übertragenen Erkrankung zur Verfügung. Vor allem der Globale Süden ist bedroht – mit 200 Millionen Betroffenen pro Jahr bei Hunderttausenden Toten.

Eine neue Studie des Impfforschungszentrums des US National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) legt nun nahe, dass laborgenerierte monoklonale Antikörper, sogenannte Monoclonals, eines Tages für eine Immunität gegen das Sumpffieber sorgen könnten. Das berichtet das Fachjournal Science. Der Immunologe Robert Seder und sein Team versuchten dazu, eine Immunantwort auf eine der Stadien des Malaria-Parasiten Plasmodium falciparum zu erzeugen.

Das Monoclonal bindet in der Sporozoit-Phase des Erregers an ein Protein auf dessen Oberfläche und kann so eine Infektion stoppen. Zwar existieren bereits Medikationen, die man für einen temporären Malaria-Schutz nehmen kann. Doch stehen diese nicht überall zur Verfügung und haben andere Nachteile – etwa die Tatsache, dass der Erreger gegen sie recht schnell immun wird. Die kleine NIAID-Untersuchung zeigte nun, dass Monoclonals eine Infektion für mindestens ein halbes Jahr unterdrücken können. Sie sind in der Produktion allerdings noch teuer. Dennoch könnte der Erfolg auch weitere Forschungsbemühungen, etwa gegen den AIDS-Erreger HIV, befördern.

Seder und Co. entnahmen zunächst bei einer Versuchsperson, die ein experimentelles Malaria-Impfmittel erhalten hatte, Antikörper gegen das Plasmodium-falciparum-Protein CSP. Das Praktische an CSP ist, dass der Malaria-Erreger es über einen längeren Zeitraum seines komplexen Lebenszyklus benötigt und es deshalb, so Science, nicht einfach "wegmutieren" könne.

Anschließend wurden genetisch veränderte Hamster-Eierstockzellen verwendet, um größere Mengen dieser Antikörper zu generieren – und zwar so verändert, dass sie mehr als doppelt so lange im Körper aktiv bleiben. Dann erfolgte eine Challenge-Studie an einer kleinen Patientengruppe: Sie erhielten eine Infusion mit den Monoclonals. Anschließend wurden sie von Mücken, die nachweislich Plasmodium falciparum in sich trugen, gestochen. Wie sich zeigte, hatte kein einziger der Probanden später nachweisbare Mengen des Malaria-Erregers im Blut. Bei einer sechsköpfigen unbehandelten Kontrollgruppe – die natürlich sofort mit Malariamitteln behandelt wurde und keine Erkrankung aufwies – waren hingegen fünf Personen infiziert.

Die Studie lief aufgrund der Corona-Pandemie zeitversetzt ab – ein Teilnehmer wurde erst 36 Wochen nach Gabe der Monoclonals von einer Malaria-Mücke gestochen. Das zeigt, dass die künstlichen Antikörper offenbar lange wirken. Auch die Gabe ist womöglich einfach: Ein fertiges Produkt könnte subkutan – also ohne komplizierte Venen-Infusion – verabreicht werden und in relativ geringer Dosis.

In einem nächsten Schritt will Seder nun noch potentere künstliche Antikörper schaffen. Das Problem: Heute ist die Technik noch zu teuer für den Globalen Süden. In der Versuchsdosierung wären beispielsweise 100 US-Dollar für eine 50 Kilogramm schwere Person notwendig gewesen. Mit einer zunehmenden Industrialisierung der Technik lässt sich der Preis jedoch drücken.

(bsc)