So lässt sich Stress in den Haaren nachweisen
Max-Planck-Forscher haben überprüft, ob Meditationstraining den Langzeitstress reduzieren kann. Ihr Nachweis erfolgte auf eine besondere Art.
Das Hormon Cortisol ist allgemein als Stresshormon bekannt. Der Körper schüttet es aus, um in für ihn erkennbar gefährlichen Situationen besser reagieren zu können – in dem unter anderem mehr Energie bereitgestellt und das Immunsystem heruntergeregelt wird. Es dient also einem wichtigen Zweck. Wie sich nun zeigt, kann es auch ein Marker sein: Darüber nämlich, wie gestresst man tatsächlich im Alltag ist.
Haare statt Befragung
Forscher am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig haben nun zusammen mit der Forschungsgruppe "Soziale Neurowissenschaften" der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin ein interessantes Experiment durchgeführt: Sie schickten Menschen über einen längeren Zeitraum zur Meditation und konnten anschließend in ihren Haaren eine geringere Cortisol-Konzentration nachweisen – in einer klinischen randomisierten Studie.
Die Messung des Cortisols in den Haaren als Marker ist auch deshalb spannend, weil sich so medizinisch relevante Daten erfassen lassen, anstatt Menschen nur einfach zu befragen, ob sie sich nach einer typischen Phase des Achtsamkeitstrainings – hier neun Monate lang – weniger gestresst fühlen oder nicht. Es kommt dabei zu einem Placebo-Effekt: Trainiere ich gegen meinen Dauerstress, muss sich dieser doch reduzieren, oder?
Dauerstress bis in die Spitzen
Das Team um die Erstautorin Lara Puhlmann beschreiben in ihrer Cortisol-Studie im Fachmagazin Psychosomatic Medicine, wie sich objektivere, physiologische Methoden finden lassen. Die Cortisol-Konzentration im Haar sei dabei eine geeignete Messgröße. Je länger Stress anhält, umso länger zirkuliere eine höhere Konzentration von Cortisol im Körper, was auch die Konzentration im Haar steigert.
In Zusammenarbeit mit Forschern an der Uni Dresden wurden während eines neunmonatigen Trainings (drei Einheiten zu je drei Monaten mit westlichen und fernöstlichen mentalen Übungen, sechs Tage die Woche je 30 Minuten) regelmäßig Haarproben genommen – jeweils die ersten drei Zentimeter von der Kopfhaut an. Es zeigte sich, dass die Cortisolmenge im Haar deutlich sank – im Schnitt um 25 Prozent. Allerdings dauerte es eine Weile: In den ersten drei Monaten war das Cortisolniveau noch hoch, ab Monat vier ging es schneller zurück auf besagte Werte. In den letzten drei Monaten blieb das Niveau auf gleichem, reduzierten Niveau. "Weltweit gibt es viele Erkrankungen, darunter Depressionen, die direkt oder indirekt mit Langzeitstress zusammenhängen", so Puhlmann. Man müsse daran arbeiten, den Auswirkungen von chronischem Stress schon präventiv entgegenzuwirken.
(bsc)