Wie sich Künstliche Intelligenz von menschlicher unterscheidet

Computer denken längst nicht wie Menschen, dafür fehlen wichtige Bausteine. Wir haben Kritiker des KI-Hypes gefragt, wo die grundsätzlichen Probleme liegen.

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Wo künstliche Intelligenz noch schwächelt
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Inhaltsverzeichnis

Menschen definieren sich wegen ihrer Intelligenz als besonders. Das liegt nicht daran, dass sie die größten Gehirne hätten – Elefanten haben Größere. Menschen können aber über Dinge nachdenken, die es von Natur aus nicht gibt. Beispiele sind Geld, Gesellschaft oder Moral. Es gibt keine Hinweise, dass Tiere in ihren Köpfen mit solchen abstrakten Konzepten hantieren. Sie bilden aber die Basis der Fähigkeit des Menschen in großen Gruppen effizient zusammenzuarbeiten.

Von künstlicher Intelligenz erwartet man, dass sie die gleichen abstrakten Konzepte wie Menschen erlernt und dadurch wie ein Mensch die Welt versteht. Eine KI soll wissen, was Geld ist und welchen Wert es besitzt. Sie soll mütterliche Liebe, kollegiale Konkurrenz und sexuelles Verlangen verstehen – und zwar in Worten, Bildern, Mimik und Gestik. Von Verstehen oder gar Bewusstsein findet sich jedoch selbst in den tiefsten künstlichen neuronalen Netzen keine Spur. Bei genauer Betrachtung entpuppen sie sich lediglich als immer komplexere automatisierte Statistiken: nützliche Werkzeuge, aber keine allgemeine künstliche Intelligenz.

Um das zu ändern, blicken Forscher auf die einzige Intelligenz auf diesem Level: den Menschen selbst. Für dessen Intelligenz ist das Gehirn verantwortlich. Es besteht aus mehr als 100 Milliarden Neuronen, die jeweils durchschnittlich 7000 Verbindungen zu anderen Neuronen unterhalten. Der Neurowissenschaftler Professor Christoph von der Malsburg betont, dass die Struktur des Gehirns von Regelmäßigkeiten dominiert sein muss: "Unser Organismus samt Gehirn wird mit einem Gigabyte genetischer Information erzeugt, und wird über die ersten paar Jahre in einer einfachen stabilen Umgebung trainiert, die per Virtual Reality mit einem Programm von ebenfalls dem Umfang eines Gigabytes erzeugt werden könnte. Um die Verbindungsmatrix des menschlichen Gehirns zu beschreiben, braucht man ein Petabyte, eine Million mal mehr. Folglich wird das Gehirn durch einen 'Algorithmus' hergestellt, der den Suchraum aller Schaltungen auf ein Millionstel einschränkt, in dem die genetische Steuerung und das Lernen dann eine Schaltung aussuchen können."