Wirbel um Visual Studio 2010: über C# 4.0 und agile Methoden im Team Foundation Server

Seite 2: TFS 2010 & Agile

Inhaltsverzeichnis

Der zusammen mit Visual Studio 2005 eingeführte Team Foundation Server (TFS) hat die Entwicklung in vielerlei Hinsicht vereinfacht, bietet er doch eine Integration unterschiedlicher Werkzeuge samt nahtloser Anbindung an Visual Studio und Office: Von einer stabilen Versionsverwaltung über ein ausgefeiltes Issue Tracking bis hin zum projektbezogenen SharePoint-Portal und umfassenden Reporting-Fähigkeiten ist alles Wesentliche von Haus aus vorhanden.

Einzige Ausnahme war bislang die Unterstützung für agile Methoden – in der Hinsicht hat auch die Aktualisierung auf TFS 2008 keine Besserung gebracht: Keines der agilen Rahmenwerke – von Extreme Programming (XP) über Scrum und Feature Driven Development (FDD) bis hin zu Crystal – hat Unterstützung erfahren.

Das ändert sich nun mit Visual Studio Team System (VSTS) 2010: Erstmals liefert Microsoft eine Prozessvorlage für die agile Softwareentwicklung mit, die entsprechende Arbeitsaufgabentypen, Abfragen und Berichte enthält. Derzeit enthält die Prozessvorlage fünf Arbeitsaufgabentypen, die speziell auf die agile Entwicklung zugeschnitten sind:

  • Aufgabe
  • Benutzergeschichte
  • Fehler
  • Problem
  • Testfall

Außerdem ermöglicht VSTS 2010 die Integration von Excel-Arbeitsmappen, mit denen sich die agilen Artefakte Produkt- und Iterationsbacklog pflegen und mit Visual Studio respektive den zugehörigen Arbeitsaufgaben verknüpfen lassen. Die beiden Neuerungen basieren im Wesentlichen auf den Abfragemöglichkeiten von VSTS 2010.

Darüber hinaus enthält die Produktbacklog-Arbeitsmappe ein eigenes Arbeitsblatt, das eine Kapazitätsplanung auf Basis der vorherigen Iterationen ermöglicht – getreu dem agilen Prinzip des gestrigen Wetters. Zu guter Letzt gibt es in der agilen Prozessvorlage von VSTS 2010 auch Berichte, die eine agile Vorgehensweise unterstützen: Hier sind insbesondere die für Scrum typischen Burndown-Berichte zu nennen.

Die Unterstützung agiler Methoden in VSTS 2010 konzentriert sich damit im Wesentlichen auf die Verarbeitung typischer agiler Artefakte und die Projektplanung. Die Prozessvorlage und die Excel-Arbeitsmappen orientieren sich deutlich an Scrum. Auf der einen Seite ist das durchaus begrüßenswert, da Scrum eine etablierte Methode darstellt, auf der anderen Seite fehlen in VSTS 2010 aber genau die Elemente, die auch Scrum fehlen: So liefert Scrum zwar einen Projektrahmen, lässt allerdings konkrete Richtlinien für den einzelnen Entwickler vermissen, weshalb Projektteams Scrum in der Praxis häufig durch XP oder eine vergleichbare Methode ergänzen.

Insgesamt stellt VSTS 2010 mit der agilen Prozessvorlage eine geeignete Ausgangsbasis für die agile Entwicklung zur Verfügung, konzentriert sich dabei aber auf die Projektplanung und -organisation. Die Umsetzung anhand konkreter Praktiken erfolgt wie zuvor ohne zusätzliche Unterstützung – außer einer Versionsverwaltung, Issue Tracking und kontinuerlierlicher Integration bekommen Entwickler auch in VSTS 2010 noch zu wenig geboten.

Golo Roden
ist freiberuflicher Wissensvermittler und Technologieberater für .NET, Codequalität und agile Methoden.
(ane)