Wissenswertes zu Klein-Windkraftanlagen
Windkraftanlagen bis zu 10m Höhe werden oft als Spielzeuge für Erwachsene verlacht. Man sollte aber einiges beachten, damit aus Spiel kein böser Ernstfall wird.
- Heinz Behling
Die monatlichen Zahlungen an den Energieversorger motivieren durchaus zur Eigenversorgung. Schnell entsteht da der Wunsch, sich eine kleine Windkraftanlage in den Garten zu stellen und zumindest einen Teil der Stromkosten zu sparen. Zudem ist das Internet, besonders bei fernöstlichen Anbietern, voll mit preiswerten Teilen zum Selbstbau solch eines Kraftwerks. Der Betrieb einer selbstkonstruierten Klein-Windkraftanlage ist in Deutschland jedoch aufgrund zahlreicher Rechtsvorschriften kaum möglich und finanziell riskant. Bevor Sie also zur Spitzhacke greifen und den Betonmischer einschalten, lesen Sie, was es alles zu beachten gilt und warum wir das Ganze nicht weiter verfolgt haben.
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Starkwind und Sturm
Im Internet finden sich zahlreiche Foren- und Blogeinträge zu selbstgebauten Klein-Windkraftanlagen. Die anfängliche Freude der Betreiber bei Lieferung des ersten Stroms ist aber nicht von unbegrenzter Dauer. Meist enden diese Online-Berichte mit Sätzen wie: „Heute Nacht war Sturm, der mein Windrad zerfetzt hat. Zum Glück kam niemand zu Schaden. Ich baue es nicht wieder auf.“
Starkwind und Sturm sind die Hauptfeinde von Windkraftanlagen. Selbst die größten Windräder werden bei Windgeschwindigkeiten ab etwa 80 km/h aus dem Wind gedreht und angehalten. Warum? Weil die Energie, die der Wind aufbringt, und damit auch die Kräfte, die auf die Windkraftanlage wirken, mit der 3. Potenz der Windgeschwindigkeit zunehmen. Beispiel: Der Propeller eines Windkraftwerks nimmt bei einer Windgeschwindigkeit von 30 km/h 20 kW an Windenergie auf. Ohne Sturmsicherung müssten die Propellerflügel bei der vierfachen Geschwindigkeit (Orkanstärke mit 120 km/h) das 64-Fache (4 × 4 × 4) ertragen (stolze 1280 kW). Der größte Teil wird dabei in eine höhere Drehzahl des Rotors umgesetzt, zumindest theoretisch, denn die dabei auftretende enorme Umfangsgeschwindigkeit des Rotors (mehrere hundert km/h, je nach Rotordurchmesser sogar Überschallgeschwindigkeit) wird dem schon vorher ein Ende bereiten. Die restliche Energie wird vor allem zur Verbiegung der Rotorblätter (bis zur Mastberührung) und des Mastes selbst führen. Folge: Rotor und/oder Mast werden brechen. Wo die gesplitterten Bestandteile auf den Boden aufschlagen, ist kaum vorhersehbar. Bleibt zu hoffen, dass niemand und nichts sonst dabei zu Schaden kommt.
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