Wüste Mars-Erkundung

Einige der trockensten Gegenden des Planeten dienen Forschern als Trainingsplatz für das nächstes Rover-Projekt auf dem roten Planeten.

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Wüste hilft bei der Mars-Erkundung

(Bild: NASA)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Erin Winick

2020 sollen zwei neue Missionen zum Mars abheben. Doch obwohl der "Mars 2020"-Rover den Planeten noch nicht verlassen hat, konnte das Missionsteam bereits eine Entdeckung machen.

Die Atacama-Wüste in Chile ist einer der trockensten Plätze auf der Erde. Nach Jahrzehnten ohne Regen hat sich im Boden eine Anzahl von Mineralien aufgebaut, die eine extrem salzige Umgebung bilden – ähnlich wie auf dem Mars. Dies erweist sich als perfekte Testumgebung für künftige Missionen.

Deshalb entschied sich Stephen Pointing, Professor für mikrobielle Ökologie an der Yale University, zusammen mit seinem Team dafür, die Mikroorganismen unter der Oberfläche der Atacama zu analysieren. Sie verbrachten einen Monat in der Wüste und suchten nach Leben – und zwar mit Hilfe eines Rovers, der angelehnt an das "Mars 2020"-Gefährt war. Dabei wurde sogar die Kommandoverzögerung nachgeahmt: Das heißt, Steuerbefehle kamen nur nach langer Wartezeit an und der Rover bewegte sich mit einer sehr langsamen Geschwindigkeit über den Wüstenboden.

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Das Ergebnis der Untersuchung, veröffentlicht in "Frontiers", zeigt, dass es durchaus dort unter der Oberfläche Leben gibt – wenn auch inkonsistentes Leben. "Meine Forschergruppe hat über mehrere Jahre festgestellt, dass sich lebendige Organismen immer schwieriger finden lassen, je extremer die Bedingungen in der Wüste sind. Doch das Ausmaß hätten wir nicht erwartet", sagt Pointing. Nehme man einen Bohrer, könne es passieren, dass man alle zehn Zentimeter eine leblose Zone antreffe.

Diese Todeszonen entsprechen zumeist extrem salzigen Bereichen in der Erde, doch es gibt keine Hinweise auf der Oberfläche, ob Leben nun darunter existiert oder nicht. Wenn es beim Mars ebenso aussieht, wird die Suche nach Leben zur Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Es gibt schlichtweg keine äußerlichen Indikatoren.

"Das macht das Detektieren von Leben herausfordernder. Allerdings zeigt unsere Forschung auch, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, es zu finden, wenn man eine smarte robotische Suche mit guten Sampling-Strategien kombiniert", so Pointings Kolleginnen Nathalie Cabrol und Kim Warren-Rhodes vom SETI Institute.

Das Team um den Yale-Forscher will die gewonnenen Erkenntnisse auch an die NASA weiterreichen, wo derzeit abgesteckt wird, wie und wo der "Mars 2020"-Rover nach Leben Ausschau halten wird.

Das in der Atacama entdeckte Leben bestand aus extrem überlebensfähigen Bakterien, die man auch schon in Wüsten Chinas und in der Antarktis festgestellt hat. "Die nächsten Cousins dieser Mikroorganismen kennt man aus Seen in Tibet, die sich in hohen Lagen befinden", sagt Pointing. Das seien quasi "Macho-Bakterien". "Die sind nicht nur salztolerant, sondern kommen auch damit zurecht, komplett ausgetrocknet zu sein."

Pointing glaubt außerdem, dass es wohl möglich wäre, die Bakterien von der Atacama auf den Mars zu transportieren, wo sie dann wohl überleben würden – wenn es ihnen gelingt, oft genug Wasserzugriff zu bekommen. Wenn wir also eines Tages Leben auf dem Mars finden, könnten es diese oder ähnliche Bakterien sein.

(bsc)