Zahlen, bitte! 4 Akkorde und 7 Melodietöne in der Dauerschleife

Weihnachten? Oh weh, akustische Umweltverschmutzung allenthalben. Aber hinter der Dauerbeschallung lauern ein paar Fakten, die aufmerken lassen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 36 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Heute vor 100 Jahren startete der deutsche Rundfunk mit einer Übertragung von "Stille Nacht", des bekanntesten Weihnachtsliedes der Welt. Das muss gewürdigt werden, auch wenn mittlerweile andere Lieder besser den Geschmack der Radiohörer treffen: Vor fünf Jahren schaffte es Antenne Kärnten, "Last Christmas" 24 Mal in Dauerschleife zu senden.

Zahlen, bitte!

In dieser Rubrik stellen wir immer dienstags verblüffende, beeindruckende, informative und witzige Zahlen aus den Bereichen IT, Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, Politik und natürlich der Mathematik vor.

In Deutschland begann das Zeitalter des Rundfunks stilvoll mit einer kurzen Ansprache und dem Lied "Stille Nacht", gespielt von Postbeamten auf dem Funkerberg von Königs Wusterhausen. Das war ein erhabener Moment, erinnerte sich doch in den 20er-Jahren jeder an die rührselige Geschichte aus der Anfangszeit des Ersten Weltkriegs, als das Lied beim ersten Weihnachtsfrieden von deutschen und britischen Soldaten gesungen wurde. Zum Mitsummen und Mitbrummen sei daher eine etwas zeitgenössischere Interpretation des Liedes empfohlen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Sie wurde leider nicht ganz so erfolgreich wie die Interpretation von Bing Crosby von 1934, immer noch die dritterfolgreichste Musiksingle aller Zeiten.

Das bringt uns zum meistgespielten Weihnachtssong der Gegenwart, dem von George Michael für seine Band Wham geschriebenen "Last Christmas". Er schaffte es zwar nicht auf den ersten Platz in den Charts, als er 1984 erschien – den belegte Band Aid mit "Do They Know It’s Christmas?" –, aber der Song schaffte es immer wieder auf die vorderen Plätze. Zuletzt kam er sogar 2016 in die US-Charts, weil George Michael am 1. Weihnachtstag des Jahres im Alter von 53 Jahren starb. Jahr für Jahr werden Millionen Menschen, die Radio beim Backen von Weihnachtsplätzchen oder beim Hantieren mit der Knochensäge am Weihnachtsbraten hören ge-whammed, was man mit dem niederdeutschen Wort gewamst übersetzen kann: Das Lied prügelt auf die Ohren.

Dabei ist "Last Christmas" musikologisch gesehen ein höchst vertrackt geschriebenes Meisterwerk, ein 7-Ton-Kunstlied, dass Wissenschaftler auf eine Ebene mit den Liedern der großen deutschen Songwriter Franz Schubert und Johannes Brahms stellen. Manche Interpreten nehmen zu der Musik wie aus der Spieldose noch das Video hinzu, dass mit dem Lied erschien: Eine Gruppe junger, intensiv geföhnter Menschen zieht sich in einem Schweizer Chalet so oft um, dass daraus eine ganz eigene Geschichte entsteht.

Wie radikal das sein kann, zeigte ein Jahr später der deutsche Filmemacher Andreas Fischer mit dem Kurzfilm unter dem Titel: Wer unterm Weihnachtsbaum singen will, muss auch ins Fischbrötchen beißen.

Mit "Last Christmas" vermischen sich Kunst und Alltag und Alkohol und lösen sich gegenseitig ineinander auf. Erstmals wurde das Weihnachtslied 2012 in Dauerschleife gespielt. Angeblich soll sich der Radiomoderator dafür ins Studio eingeschlossen haben, doch mittlerweile ist es klar, dass die schöne Spiegel-Story ein schnöder Werbegag war.

Der aktuelle Rekord wurde vor 5 Jahren aufgestellt, als Antenne Kärnten das Lied 24 Mal in Dauerschleife sendete. Aus solch einer Schleife muss man ausbrechen können, mit Energie und Spaß, und Schwung, sonst landet man in extrem schlechten Filmen mit dem "Prädikat wertvoll", die den Brexit verherrlichen, So passierte es letztes Weihnachten., was diesmal eher unwahrscheinlich ist. Ganz nebenbei kommt man mit etwas Jazz immer über den ganzen Weihnachts-Zauber hinweg.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

(jk)