Zahlen, bitte! Breakdance: 32 B-Boys und B-Girls beim O-Battle für Gold
Von den Straßen New Yorks auf die Olympia-Bühne: Breaking, oder auch Breakdance wurde 2024 erstmals olympisch. Die Tanz-Battles befriedeten einst Bandenkriege.
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(Bild: heise online)
Rund 50 Jahre nach seiner Entstehung in der Bronx ist das Breaking bei den Olympischen Sommerspielen von Paris angekommen. 32 B-Boys und B-Girls, oder Breaker, wie die Tänzer und Tänzerinnen genannt werden, kämpfen am Freitag, dem 9. August, und am darauffolgenden Samstag um eine Medaille in der einzigen Tanzsportart dieser Spiele.
Nach einer Round Robin-Qualifikationsphase müssen jeweils zwei B-Boys und B-Girls in einminütigen "Throw Downs" genannten Wettkämpfen um den Einzug in die nächste Runde ihre Powermoves zur zuvor unbekannten Musik eines DJ vorführen. Diese Battle kann aus mehreren Rounds bestehen, die wiederum aus den Throw Downs beider Kontrahenten besteht.
Eine Jury bewertet die Musikalität, Originalität, die Technik, das Repertoire und die Ausführung nach Punkten. Wer die höchste Punktzahl hat, zieht nach dem Viertelfinale in die nächste Runde.
Erste und einmalige Olympia-Teilnahme
Breaking findet erstmals bei den Olympischen Spielen statt, im olympischen Rahmen ist es aber nicht neu: Erstmals wurde es bei den Olympischen Jugendspielen 2018 in Buenos Aires aufgenommen. Danach entschied sich das IOC Breaking neben Surfen, Skateboarding sowie Sportklettern neu aufzunehmen. Nach etwa fünf Stunden stehen die ziemlich einzigartigen Gewinnerinnen und Gewinner der Sportart fest, die weltweit etwa 30 Millionen Anhänger hat. Denn bei den nächsten Sommerspielen ist Breaking schon wieder Geschichte, stattdessen feiern Squash und Flag Football als neue Sportarten ihre Premiere.
Das olympische Breaking 2024 findet auf der Place de la Concorde ohne deutsche Beteiligung statt. Die Teilnehmer wurden bei kontinentalen Wettbewerben und bei der vier Monate langen Olympic Qualifier Series ermittelt. Als einzige Länder konnten die USA und Japan die Quota von jeweils maximal zwei B-Boys und B-Girls füllen, hinzu kommt Gastgeber Frankreich mit jeweils einem vorab gesetzten Platz und zwei weiteren im Wettbewerb gewonnenen Plätzen.
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30.000 Zuschauer können das Spektakel vor Ort mit seinen Moves, Steps, Powermoves und Freezes genießen. Zumindest die K.-o.-Runden dürften im TV übertragen werden. Bei den Buchmachern werden die Weltmeisterin India Sardjoe aus den Niederlanden bei den B-Girls und ihre Landsmänner Lee-Lou Diouf Demierre und Menno van Gorp bei den B-Boys als Favoriten gehandelt.
Tanz als Alternative zur Gewalt
Historisch entwickelte sich das Breaking, wie Graffiti und Musik-DJs bzw. MCs als ein Bestandteil der schnell wachsenden Hip-Hop-Kultur, aus den Bandenkriegen in der Bronx der Siebzigerjahre. Die konkurrierenden Banden schlossen einen überraschend haltbaren Frieden: Man wollte der tödlichen Spirale der Gewalt abschwören und stattdessen durch Kreativität ersetzen. Fortan fochten sie ihre Streitigkeiten in friedlichen Breaking Battles aus. Mit der Entstehung des Hip Hop, begünstigt auch durch neue Techniken wie das Sampling, feierte Breaking in den frühen 1980ern seinen weltweiten Siegeszug.
Die neuartige Tanzform schwappte auch über den großen Teich: Unter dem Namen Breakdance wurde das Tanzen zu den instrumentalen Breaks in Musikstücken vom Mainstream aufgegriffen und in Musikfilmen und -videos gezeigt. In Deutschland kamen im Juli 1984 zwei Musikfilme in den Kinos, die das Breaking popularisierten. In der Bundesrepublik lief Breakin', in der DDR hingegen Beat Street mit großem Erfolg. Der Film durfte gezeigt werden, weil er von Harry Belafonte produziert wurde. Unter dem Druck der überraschten Partei wurde das von der Jugendszene schnell aufgegriffene Breaking in "akrobatischer Showtanz" umgenannt, aus den Crews, in denen sich die Breaker und Breakerinnen organisierten, wurden "Volkstanzkollektive".
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In Westdeutschland versuchte das Jugendmagazin Bravo, sich mit der Vermarktung des italienischen Films "Breakdance Sensation ´84" und einer deutschen Breakdance-Meisterschaft an den Trend anzuhängen, scheiterte aber. Auch das 1984 erschienene Computerspiel "Break Dance" für den Commodore 64 war ein solcher Versuch. "Zwei B-Boys tanzen auf der Mitte der Straße in einer Stadt, in der es seltsamerweise keine Autos gibt", schreibt ein damaliger Rezensent. Noch skurriler war "Footloose", ein Tanzfilm, der die Jugend von der Breakdance-Leidenschaft kurieren sollte. Heute gilt der Dokumentarfilm "Shake the Dust" von Adam Sjöberg aus dem Jahre 2014 als bester Film zum Thema.
(mawi)