Zahlen, bitte! Die 100 Auftritte der blinkenden Lichter, oder: die Filmkarriere von IBM AN/FSQ-7

Seite 2: Alternder "Star"

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Einen sehr kurzen Auftritt hatte unser Star dann 1983 in dem ersten Film, in dem Hacker auftraten. In "War Games" blinzelten seine Lichter im Hintergrund einer eingespielten Fernsehaufnahme mit einem panischen Operateur im Vordergrund, während er von einem Skript-Kiddie an einem IMSAI_8080 angetriggert wurde. Man kann diese Szene auch als Vorahnung des Endes einer großen Karriere sehen, wenn die jungen erfolgshungrigen Mikrocomputer die Szenen übernehmen.

Zu einem großen Auftritt reichte es dennoch in Roland Emmerichs Katastrophen-Klassiker "Independence Day" von 1996. Souverän spielte AN/FSQ-7 die Rolle des Hauptcomputers in der Raumfahrt-Kommandozentrale, während die wichtige Rolle des rechnenden Retters von einem jungen, hibbeligen Apple Powerbook 5300 übernommen wurde. Der Laptop infizierte das Raumschiff der Außerirdischen mit einem Virus, vielleicht der Alien-Variante von Loveletter.VBS.

Als alternder Star hatte AN/FSQ-7 diverse Auftritte in den Filmen von "Austin Powers" 1999 und 2003. Späte Erfolge konnte er als Asteroiden-Jäger im Jahre 2012 inmitten zahlreicher Apple-Rechner in "Rock Jocks" feiern, einem Film mit dem Untertitel "Gamers, Geeks and Heroes". Keinen Zweifel gibt es, wer da der eigentliche Held ist. Unlängst konnte man unseren Star in "Bumblebee" aus dem Jahr 2018 sehen. In diesem Film kontrollieren seine blinkenden Lichter eine Reihe von Cray-Computern, natürlich allesamt tumbe Gesellen. Es dürfte weitergehen, mit dieser filmischen Karriere, die fortlaufend dokumentiert wird.

Der erste, der AN/FSQ-7 wirklich in situ filmen wollte, war übrigens ein anderer Superstar des Kinos, der britische Regisseur Stanley Kubrick. Für seinen Anfang der 60er-Jahre gedrehten Film "Dr. Strangelove" (deutsch: "Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben") ersuchten Kubrick und sein Szenarist Ken Adam um eine Drehgenehmigung für das SAGE-System bei der US-Armee. Doch der Dreh wurde ihnen rundweg verweigert, weil SAGE noch im Dienst war. Also dachte sich Ken Adam einen eigenen "War Room" aus, in dem eine IBM 7090 mitspielte. Auch sie bewies großes schauspielerisches Talent und war dicht dran am Geschehen: Als der frühere Filmschauspieler Ronald Reagan US-Präsident wurde, wollte er genau diesen "War Room" im Weißen Haus sehen, den Kubrick und Adam virtuos in Szene gesetzt hatten. (olb)