Zahlen, bitte! Eine Weltraum-Cola für 250.000 Dollar

Seite 2: Genervte Reaktionen der Crew kurz vor dem Start

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Als sie während der letzten Vorbereitungen am Morgen vor dem Start die letzten Sonnen-Experimente durchdiskutieren, tauchte erneut ein NASA-Jurist mit neuen Cola-Instruktionen in der Besprechung auf und Acton platzte der Kragen:
"Wir bereiten uns seit sieben Jahren auf diese Mission vor. Sie enthält große wissenschaftliche Inhalte und es bleibt nur noch sehr wenig Zeit, um die letzten Fragen zu klären. Daher haben wir keine Zeit, um über die blödsinnigen Kohlensäure-Getränkespender-Test zu unterhalten. Bitte gehen Sie jetzt!" Der so angeblaffte Jurist machte auf dem Absatz kehrt und verließ die Besprechung.

Acton meinte später, dass nur er als NASA-fremder Nutzlastspezialist so frei seinem Ärger Luft machen konnte, da er nicht befürchten musste, dafür von der Weltraumbehörde später eventuelle Laufbahnnachteile zu bekommen.

Die Crew in den Teamfarben.

(Bild: NASA)

Die Crew flog also ins All, führte mit zwei verschiedenen Teams in 12-Stunden-Schichten Experimente durch, wobei Team "blau" die vier Coca-Colas zum Testen bekamen, und die rote Crew die Pepsis. Augenscheinlich waren die Unterschiede: Während die Coladose mit einer Trink-Vorrichtigung auf dem Metallzylinder aussah, wie aus dem Homebrew-3d-Drucker, sahen die Pepsi-Behälter einer handelsüblichen Dose Rasierschaum zum Verwechseln ähnlich. Nutzlastspezialist Acton meinte sogar, dass die ursprüngliche Marke der Dose zu sehen gewesen sei, wenn man den Pepsi-Aufkleber etwas abknibbelte.

Das verwunderte: Gab doch Coca-Cola an, dass sie etwa 250.000 Dollar in die Experimente investierten, während Pepsi angeblich sogar 14 Millionen Dollar in die Entwicklung eingesetzt haben wollte.

Die Cola-Dosen wurden 1991 nochmals auf der Mir getestet, und zwischen 1995 und 1997 gab es Versuche mit einer Art Cola-Automaten, mit dem verschiedene Sirups mit Wasser angereichert wurden, ähnlich wie man es heutzutage in manchen Selbstbedienungstheken bestimmter Fast-Food-Restaurants erlebt. Nur waren die Fluids Generic Bioprocessing Apparatus (FGBA 1 und 2) genannten Apparate in den Tests manchmal unzuverlässig und undicht.

Beide Varianten gegenübergestellt. Links die Pepsi-Dose, rechts die Coca Cola-Dose. Verschiedene Konzepte, die beide ihren Zweck einigermaßen erfüllten.

(Bild: CC-BY 2.0,Shankar S.)

Jedenfalls sorgten die Tests zwar für Schlagzeilen, aber nicht für ein neues Cola-Programm: Alle Versuche waren letztlich eher mäßig verlaufen, was ganz sicher auch an einem Problem in der Schwerelosigkeit liegt.

Während die Schwerkraft Flüssigkeiten und Nahrung nach unten zieht, und die überschüssige Kohlensäure durch Aufstoßen leicht entweicht, fehlt im All dieser natürliche Trennmechanismus, da sich die Flüssigkeiten frei im Raum bewegen, und Aufstoßen ein Übergeben bewirkt. Die Folge: Magendrücken. Appetitlosigkeit und Blähungen. Im schlimmsten Falle hätte das einen Astronauten außer Gefecht setzen können, weshalb sich die Idee nicht durchsetzte.

Für Pepsi und Coca-Cola war die Geschichte derweil ein Marketing-Coup. Die erste im All getrunkene Cola war eine Coca-Cola, Pepsi zog nach. Team Blau testete in der ersten Schicht das Coca-Cola-Getränk, Team Rot in der zweiten Schicht die Pepsi. Beide Konzerne feierten es entsprechend mit Marketing-Kampagnen. Die Coke als erste Cola im All; Pepsi, als das Getränk mit dem man den Geschmack der Coke erst mal runterspülen müsse.

Für die Wissenschaft war der Wert hingegen überschaubar. Dass kohlensäurehaltige Getränke nur bedingt für die Schwerelosigkeit geeignet sind, war abzusehen.

(mawi)