Pro & Contra: Wird das iPhone SE ein Hit?

Nach jahrelangem Warten bringt Apple endlich ein neues 4-Zoll-iPhone auf den Markt. Doch die Ausstattung spaltet die Gemüter.

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Artikel aus Mac & i Heft 2/2016, Seite 7

Thomas Kaltschmidt glaubt, Apple hat mit dem iPhone SE alles richtig gemacht.

Man hört oft das Argument, ein 4-Zoll-Display bei einem Smartphone sei nicht mehr modern und könne heute keinen Erfolg mehr haben. Meine Meinung dazu: Lassen wir das besser mal die Kundschaft entscheiden. Ich glaube eher, dass Apple hier eine Marktlücke stopft. Schließlich will nicht jeder ein 4,7- oder gar 5,5-Zoll-Display. Mir ist das iPhone 6 jedenfalls zu sperrig.

Das iPhone SE (Test) dagegen trägt kaum auf und hat unübersehbare Vorteile: Endlich kann man Apps wieder verrenkungsfrei mit einer Hand bedienen und auf der virtuellen Tastatur kurze Nachrichten schreiben, ohne zu befürchten, dass das Teil gleich aus der Hand rutscht – wozu auch das kantige, griffigere Gehäuse seinen Beitrag leistet. Die Rechen- und Grafik-Leistung liegen auf aktuellem Niveau und entsprechen dem iPhone 6s. Damit eignet sich das geschrumpfte Smartphone für Zwischendurch-Games in Konsolenqualität genauso wie seine größen Brüder. In Kombination mit der kleineren Screen-Größe dürfte gar noch eine Leistungsreserve drin stecken, denn das iPhone SE muss weniger Pixel schubsen.

Zugleich hält der Akku etwas länger durch, als der vom 6s. Die Kamera- und Videofunktionen entsprechen ebenfalls dem Flaggschiff. Man kann satte 63-MPixel-Panoramen, 12-MPixel-Fotos und sogar 4K-Videos damit aufnehmen. Schöner Vorteil: Die Linsenkonstruktion beim SE ragt nicht mehr heraus. Es kippelt nichts auf dem Tisch, so dass man sich eine Hülle sparen kann, um das auszugleichen. Der Ein-/Ausschalter oben an der kurzen Seite des iPhone sorgt zudem dafür, dass man nicht mehr versehentlich die Lautstärketasten betätigt, die beim 6er blöderweise gegenüberliegen. Den obligatorischen Biegetest wird das SE auch für sich entscheiden, wetten? Vor allem aber ist das SE das günstigste iPhone, das Apple je vorgestellt hat. Allein deshalb wird es ein Hit, da bin ich sicher. (thk)

Jeremias Radke hält das iPhone SE für einen schlechten Kompromiss.

Das iPhone 6 hatte seine Chance. Aber auch nach Monaten konnte ich mich nicht an das unhandliche Gerät gewöhnen. Zu groß. Zu glitschig. Seit dem ersten iPhone ist mir kein Apple-Telefon so oft aus der Hosentasche gerutscht. Also wechselte ich zurück zum iPhone 5, in der Hoffnung, dass Apple bald ein leistungsfähiges 4-Zoll-Gerät anbieten würde. Jetzt bin ich enttäuscht.

Warum soll ich mich mit beschränkter Hardware zufriedengeben, nur weil ich auf kleine Smartphones stehe? Das iPhone SE wirkt auf mich, als hätte Apple kurz vor der Ziellinie der Mut verlassen. Anders kann ich mir nicht erklären, weshalb es kein 128-GByte-Gerät gibt. So viel Speicherplatz brauche ich aber, schon um meine vielen Bilder lokal vorhalten zu können und nicht ständig Musik aus iTunes Match nachladen zu müssen. Unverständlich finde ich außerdem, weshalb den größeren Geräten die schnelleren LTE- und WLAN-Standards vorbehalten bleiben. Und ja, ich schieße gerne Selfies. Die popeligen 1,2 MPixel der Front-Kamera sind da zu aber echt nicht zu gebrauchen. Der Verzicht auf 5 MPixel ist künstliche Verknappung. Apple grenzt das SE hier bewusst von den großen Modellen ab. Und was ist mit 3D Touch? Hat Apple die Technik schon wieder aufgegeben?

Nur weil ich ein kleines Display bevorzuge, heißt das noch lange nicht, dass ich deshalb auch besonders preissensibel bin. Als Technik-Fan wünsche ich mir das Beste, was derzeit geht. So aber fühle ich mich von Apple zu einem Kunden zweiter Klasse degradiert. Abgeschoben zu einer Zielgruppe, die sich mit 16 GByte Speicherplatz zufriedengibt, um möglichst billig an den Apfel zu kommen. Es mag das bis dato günstigste iPhone sein – dafür, dass es praktisch nur bereits abgehangene Komponenten aufträgt, ist es trotzdem unverschämt teuer. Apple bekommt den Hals mal wieder nicht voll. Das iPhone SE wird seine Käufer finden, keine Frage, zum Hit fehlt ihm aber das gewisse Extra. (jra)

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(jra)