macOS-Terminal – Das kleine Einmaleins der Kommandozeile

Der Mac-Finder ist bequem zu bedienen, mitunter stößt man aber an Grenzen: etwa wenn man hundert Bilder aus tausenden herauspicken soll, ein abgestürztes Programm beenden oder einen Mac aus der Ferne administrieren will.

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Inhaltsverzeichnis

Der Mac ist für seine intuitive Bedienung berühmt. Aber wer macOS nutzt, muss nicht lange warten, bis ein Tipp mit den Worten "Öffnen Sie das Terminal" reinschneit. Was auf den ersten Blick wie ein Rückfall in die Steinzeit anmutet, ist in Wahrheit ein mächtiges Werkzeug, das gar nicht so schwer zu bedienen ist, wie viele glauben.

Erstmal müssen wir das Terminal öffnen: Ein wenig versteckt schlummert die App im Unterordner "Dienstprogramme" des Anwendungsverzeichnisses, das wir über den Finder erreichen. Alternativ kann man auch einfach "Terminal" in die Spotlight-Suche eintippen und die App direkt aufrufen.

So sieht das Terminal aus.

Das Terminal bietet eine Textschnittstelle zu macOS, ganz ohne Grafik. Auf den ersten Blick bietet sie nicht viel: Nach dem Start zeigt das Programm eine Eingabeaufforderung – auf neudeutsch Prompt – das wars. Bedienung mit der Maus ist nur in Ausnahmefällen möglich, die Befehle muss man von Hand eintippen. Wer den Dreh aber erst einmal raus hat, kommt im Terminal mitunter besser voran als im Finder. Will man etwa alle Dateien eines bestimmten Typs umbenennen, kopieren oder löschen, braucht es dazu nur einen Befehl. Im Finder muss man dazu vielleicht hunderte Male klicken und aufpassen, sich nicht zu vertun.

In anderen Situationen ist man auf das Terminal angewiesen. An viele geheime Einstellungen etwa kommt man via Finder gar nicht. Zudem spart man im Terminal eine Menge Ressourcen, wenn man aus der Ferne etwas an einem Rechner nachsehen oder reparieren will. Eine schmale Internetleitung bremst die Arbeitsgeschwindigkeit der Kommandozeile kaum aus, während sich der Finder darüber nur noch im Schneckentempo bedienen lässt. Um loszulegen, muss man jedoch die passenden Terminal-Befehle kennen. Für den Anfang genügen ein paar sehr einfache.

Nach dem Start zeigt die Eingabeaufforderung den Namen des benutzten Rechners an, gefolgt von einem Doppelpunkt und dem Titel des Verzeichnisses, in dem sich der angemeldete Anwender gerade befindet; normalerweise ist das der Heimat-Ordner. Dann kommt das Login-Kürzel und ein Trennzeichen (im Auslieferungszustand das Dollarzeichen). Um das aktuelle Verzeichnis zu ermitteln, tippt man pwd (print working directory) ein, gefolgt von der Eingabetaste. Das Terminal spuckt dann den kompletten Pfad aus. Mittels cd-Kommando (change directory) gelangen Sie in ein anderes Verzeichnis. Ihr Wunschziel geben Sie einfach nach dem Kommando ein, mit einem Leerzeichen als Trenner, etwa

cd /Users/mst/Documents

Sollte der Pfadname selbst Leerzeichen enthalten, muss man dem Terminal klar machen, dass die mit zum Pfad gehören. Das geht für einzelne Leerzeichen durch einen vorangestellten umgekehrten Schrägstrich (Alt+Shift+7), also Mein\ Ordner statt Mein Ordner. Alternativ schließen Sie die Pfadangabe komplett in Anführungszeichen ein und schreiben schlicht "Mein Ordner".

In manche Ordner wechselt man so häufig, dass es für sie eine Kurzschreibweise gibt. Das Wurzelverzeichnis der Festplatte, also die oberste Ebene im Dateisystem, erreicht man beispielsweise über den Schrägstrich. cd / katapultiert den Nutzer von überall direkt dorthin. Zurück in Ihren Heimatordner gelangen Sie durch cd ohne weitere Angabe eines Pfades. In anderen Befehlen dient die Tilde ~ (Alt+n) als Kurzschreibweise für den Pfad zu ihrem Heimatverzeichnis. cd ~ bringt Sie also ebenfalls zurück nach Hause. Das aktuelle Verzeichnis trägt den Kurznamen ".", das dem aktuellen übergeordnete erreicht man mit "..". Mit cd - wechselt man zwischen den beiden zuletzt besuchten Verzeichnissen hin und her.

Am Pfad im obigen Beispiel erkennt man eine Besonderheit: Manche Verzeichnisse tragen im Terminal andere Namen als im Finder. Im Beispiel oben betrifft das den Ordner "Users", der im Wurzelverzeichnis der Festplatte liegt. Schaut man an gleicher Stelle im Finder nach, trägt der Ordner den Namen Benutzer. Im Terminal tragen alle Ordner ihren englischen Namen, so heißt es dort etwa auch Documents statt Dokumente. Die deutschen Bezeichnungen im Finder sind für den Nutzer zwar eine Selbstverständlichkeit, sie werden aber erst bei Bedarf im Hintergrund übersetzt. Im spartanischen Terminal muss man auf diesen Luxus verzichten.

Um dahinterzukommen, wie die Verzeichnisse im Original heißen, lässt man sich am besten den Inhalt des aktuellen Ordners anzeigen. Das erledigt der List-Befehl ls. Ausführlichere Informationen erhält, wer ls -l – "l" steht dabei für "long" – tippt. Dann zeigt das List-Kommando pro Datei oder Ordner mehrere Spalten an, aus denen die Zugriffsrechte, der Besitzer und dessen Gruppe, Datum und Uhrzeit der letzten Änderung sowie der Dateiname hervorgehen.

Will man auch unsichtbare Dateien anzeigen, hilft die Option -a (für "all"). Die lässt sich allein oder in Kombination mit dem -l an den Befehl hängen. ls -al zeigt die wirklich komplette Liste aller Einträge an. Gibt man am Ende des Befehls noch einen Pfad an, bekommt man die Liste dieses Verzeichnisses angezeigt, das spart den Wechsel dorthin und wieder zurück.

Hat man die gewünschte Datei und deren Pfad ausgemacht, will man sie meistens irgendwie bearbeiten. Zum Kopieren steht der Befehl cp (copy) bereit, das Verschieben übernimmt der Move-Befehl mv (move). Beide erwarten einen Dateinamen samt Pfad als Quellangabe, gefolgt von einem weiteren Pfad zum Ziel-Ordner.

cp ~/Documents/Artikel.txt ~/Desktop/

fertigt ein Duplikat der Datei Artikel.txt aus dem Dokumente-Ordner auf dem Schreibtisch des angemeldeten Benutzers an. (Trennungsstrich bitte nicht mitverwenden.)

Ersetzt man in dieser Zeile cp durch mv, verschiebt das Terminal die Datei an die gewünschte Stelle. Danach existiert nur noch das Duplikat auf dem Schreibtisch. Existiert der Zielordner noch nicht, erntet man eine Fehlermeldung. Um das zu umgehen, legt man gefolgt von einem Verzeichnisnamen den Zielordner an: Das geht mit mkdir (make directory).

Mit zwei Dingen mögen cp und mv auf Anhieb nicht umgehen: Ordner und Programme. Ohne Aufforderung arbeiten beide nur mit Dateien. Versucht man es trotzdem, etwa mit dem Befehl

cp ~/Documents ~/Desktop/

erhält man die Fehlermeldung

cp: /Users/mst/Documents is a directory (not copied).

Erst mit der Option -R (für "recursive") klappt es, das Verzeichnis auf den Schreibtisch zu kopieren – inklusive aller Unterordner, die diesmal automatisch mit angelegt werden. Dass die Option durch einen Großbuchstaben gewählt wird, ist kein Tippfehler: Je nach Kommando gibt es mal große, mal kleine Buchstaben als Schalter. Die Ursache dafür ist nicht immer ersichtlich. Generell kommt es in der Kommandozeile aber immer auf die Groß-/Kleinschreibung an.

Die "Command Line Tools" von Xcode erweitern den Funktionsumfang des Terminals, etwa um Befehle zum Kopieren und Verschieben von Programmen.

Bei Programmen ist das Kopieren übrigens nicht ganz so einfach. Die sind unter macOS zwar auch nur getarnte Ordner (wie man mit dem ls-Befehl schnell überprüfen kann), cp und mv arbeiten damit aber trotzdem nicht immer zuverlässig. Speziell um mit diesen sogenannten Packages umzugehen, hat Apple die Kommandos CpMac und MvMac entwickelt. Die gehören aber zu den Entwicklertools. Wer sie braucht, muss also erst Xcode (kostenlos) aus dem Mac App Store laden, das auch die "Command Line Tools" auf die Festplatte spült. Beide funktionieren ansonsten wie cp und mv.

Auch beim Löschen unterscheidet das Terminal zwischen Dateien und Ordnern. Für Dateien genügt ein rm Pfad/zur/Datei (für "remove"). Gibt man stattdessen ein Verzeichnis an, erntet man eine Fehlermeldung. Abhilfe schafft dann der Befehl rmdir (für "remove directory"), aber auch nur, wenn das zu löschende Verzeichnis leer ist. Sind darin noch Dateien oder gar weitere Ordner, hilft die Option -R (für "recursive") des rm-Befehls. Dank ihr verschwindet das Verzeichnis samt eventuell vorhandener Unterverzeichnisse und sämtlicher Dateien darin.

Dabei ist allerdings Vorsicht geboten: Wer sich vertippt, löscht am Ende versehentlich zu viel, und eine Undo-Funktion gibt es im Terminal ebenso wenig wie einen Papierkorb. Die Dateien sind sofort komplett gelöscht. Um sich abzusichern, kann man den Parameter -R um -i (für "interactive") erweitern, also rm -iR tippen. Dann fragt der Löschbefehl vor jeder Datei nach, ob er sie wirklich tilgen soll, und man muss dann "y" für Ja oder "n" für Nein drücken. Wer es sicher und bequem haben will, verschiebt einfach alles, was gelöscht werden soll, in den Papierkorb des Finders, etwa mit:

mv ~/zu/loeschendes/Verzeichnis/ ~/.Trash

Anschließend kann man noch einmal schauen, ob man die richtigen Dateien erwischt hat und den Papierkorb über den Finder oder im Terminal via

rm -R ~/.Trash/*

entleeren.

Bis hierhin mutet die Shell nicht besonders bequem oder gar zeitsparend an. Man muss jeden Befehl genau eintippen und oftmals genau darauf achten, welche Optionen man wann verwendet. Ein paar Komfortfunktionen gibt es aber doch. Dank Befehlshistorie kann man jede Zeile, die man getippt hat, mit Hilfe der Cursor-Tasten zurückholen. Hat man sich irgendwo vertippt, holt man den Befehl mit einem Druck auf die Cursor-hoch-Taste zurück, wandert dann mit Cursor links/rechts zum Fehler und korrigiert ihn.

Mit gleichzeitig gedrückter alt-Taste springen Sie wortweise, mit ctrl+a an den Anfang der Zeile und mit ctrl+e ans Ende. Wer es ganz bequem mag, kann auch mit gedrückter alt-Taste auf die gewünschte Stelle in der aktuellen Zeile mit der Maus klicken, um den Cursor dorthin zu bewegen.

Die Historie merkt sich die letzten 500 Befehle. Das Kommando history listet sie in Eingangsreihenfolge. Ein etwas älteres Kommando kann man mit der interaktiven Suchfunktion über das Tastenkommando ctrl+r aus der Liste fischen. Dann tippt man den Anfang des gesuchten Kommandos und die Shell zeigt den ersten passenden Eintrag aus der Historie an. Drückt man dann die Eingabetaste, wird der gezeigte Befehl erneut ausgeführt, mit Escape landet er in der Kommandozeile, wo man ihn dann noch ändern kann.

Lange Pfade oder Befehle sind aber trotzdem lästig, denn einmal muss man sie mindestens eingeben. Einfacher geht es mit der Autovervollständigung. Um einen Befehl, einen Verzeichnis- oder Dateinamen vervollständigen zu lassen, drücken Sie einfach die tab-Taste. Gibt es mehr als eine Möglichkeit, passiert beim ersten Druck auf die Taste nichts, beim zweiten werden alle Möglichkeiten aufgeführt. Dann kann man gezielt so lange weitere Buchstaben eintippen, bis das Ergebnis dem entspricht, was man eingeben möchte, und wieder tab drücken. Um etwa den Befehl mdfind zu schreiben, genügt es, mdf+tab einzugeben.

Wer mag, kann das Terminal auch im Zusammenspiel mit dem Finder nutzen: Wirft man eine Datei oder einen Ordner per Drag & Drop vom Finder in das Shell-Fenster, fügt das Programm den Pfad zum Objekt ein. So verlieren auch die längsten Pfade ihren Schrecken.

Speziell, wenn es darum geht, mehrere Dateien gleichzeitig zu bearbeiten, nützen diese Tricks aber wenig. Jedes Kommando bearbeitet ja nur eine Datei und man müsste für jede Datei ein eigenes Kommando absetzen. Einfacher und in einem Rutsch geht das mit den sogenannten Wildcards, einer Art Joker-Zeichen. Der Stern (*) steht dabei für eine beliebige Zeichenkette, das Fragezeichen für ein einzelnes beliebiges Zeichen. Der Befehl

mv *.jpg ./JPEGs

verschiebt beispielsweise alle Dateien im aktuellen Verzeichnis, deren Name auf .jpg endet, in den Ordner JPEGs auf derselben Ebene im Dateisystem. Schreibt man stattdessen

mv ?.jpg ./JPEGs

wandern nur Dateinamen mit exakt einem Zeichen vor der Endung in den Ordner, etwa 1.jpg oder a.jpg. Wer den Bereich genauer definieren möchte, kann den zulässigen Start- und Endwert explizit angeben. Dazu schreibt man sie in eckigen Klammern an geeigneter Stelle in den Dateinamen:

mv [2-5].jpg ./JPEGs

kopiert alle Bilder, die nur eine Zahl zwischen 2 und 5 als Dateinamen haben und mit .jpg enden.

Man kann das Ergebnis aber auch nachträglich filtern, etwa mit grep. Dieses Kommando sucht eigentlich eine Zeichenkette in einer Datei und gibt für Treffer die zugehörige Zeile aus.

grep Apple ~/Documents/MeinArtikel.txt

liefert beispielsweise jede Zeile der Datei MeinArtikel.txt, in der das Wort Apple auftaucht. (Trennungsstrich bitte nicht verwenden.) Will man nach Ausdrücken mit Leer- oder Sonderzeichen suchen, muss man die Zeichenkette in Anführungszeichen setzen. Sucht man beispielsweise nach Vor- und Nachnamen, lautet der Befehl

grep "Steve Jobs" ~/Documents/MeinArtikel.txt

Besonders nützlich ist grep im Alltag aber vor allem als Filter für längliche Ausgaben anderer Kommandos. Bildlich gesprochen verbindet man dazu zwei Befehle mit einer sogenannten Pipe, einer Art virtuellem Datenrohr. Was auf der einen Seite hineinkommt, läuft auf der anderen Seite in der gleichen Reihenfolge wieder heraus. Das alles erreicht man, in dem man einen senkrechten Strich (alt+7) zwischen zwei Kommandos schreibt. Der Befehl

ls -al ~/Documents | grep Backup

listet beispielsweise nur noch Dateien und Ordner, die das Wort Backup im Namen tragen. In diesem Fall sucht grep allerdings nicht mehr in jeder Datei, sondern nur noch im Datenstrom, der ihm vom ls-Befehl übergeben wird, also in den Dateinamen.

Noch umfangreicher kann man solche Suchmuster mit sogenannten regulären Ausdrücken eingrenzen. Ähnlich wie bei den Wildcards lassen sich einzelne Zeichen und Wertebereiche zur Suche heranziehen, zusätzlich aber auch Sonderzeichen wie ein Tabulator oder ein Zeilenumbruch einfügen. Steuerkommandos sorgen beispielsweise dafür, den Suchbegriff nur am Anfang oder Ende eines Wortes oder Dokumentes zu suchen. Diese Ausdrücke kommen häufig in Kombination mit dem Kommando grep zum Einsatz, weshalb man sie auch "grep pattern" nennt.

Der Ausdruck

ls -R | grep '^IMG_[36][0-9]*.jpg'

listet beispielsweise alle Dateien im aktuellen Verzeichnis (ls) oder darin enthaltenen Unterverzeichnissen (-R), deren Dateinamen mit der Zeichenkette IMG_ anfangen (^), dann eine 3 oder 6 enthalten ([36]), gefolgt von beliebig vielen (*) Zahlen ([0-9]) und die mit .jpg enden. Eine umfangreiche (aber englische) Einführung finden Sie beispielsweise im Handbuch des kostenlosen Editors TextWrangler.

Ist die Ergebnisliste eines beliebigen Kommandos sehr lang, reicht man die Datenflut mittels Pipe an das Anzeigeprogramm less weiter:

ls -al ~/Library | less

Das zeigt die Ausgaben seitenweise an. Mit der Leertaste blättert man zur nächsten Seite, mit einem Druck auf b (back) eine Seite zurück, q beendet das Programm. Es gibt noch zahlreiche weitere Funktionen in less, ein Druck auf h listet sie alle.

Sollen die Ergebnisse an Dritte verschickt werden, etwa per Mail, kann man die Ausgaben auch in eine Datei schreiben lassen. Dazu kommt das Größer-Zeichen > zum Einsatz. Im Terminal sieht das dann aus wie ein Trichter, der die Ausgaben eines Kommandos in eine Datei füllt:

ls -al ~/Library > ~/Desktop/dir.txt

Wenn ein Programm hängt, hat man im Finder nur wenige Möglichkeiten. Man kann versuchen, die störende Anwendung normal über cmd+q zu schließen oder die "Programme sofort beenden"-Funktion (cmd+alt+esc) bemühen. Doch selbst dieses "gewaltsame Abschießen" funktioniert nicht immer. Im Terminal geht das besser. Eine Liste aller laufenden Programme liefert das Kommando ps (process status). Ohne weitere Parameter liefert es nur die zum aktuellen Shell-Fenster gehörenden Prozesse des Anwenders auf. ps a listet auch die in anderen Shell-Instanzen gestarteten Anwendungen. Falls Ihnen die Bedeutung eines Prozesses unklar ist, hilft möglicherweise unsere Liste mit Systemprozessen.

Alle Prozesse samt Parameter bekommt man erst mit ps auxww zu sehen. Dieses Kommando zeigt alle aktiven Prozesse auf dem Rechner an, auch solche, die nur im Hintergrund laufen, sowie Systemdienste wie Apples Crash Reporter oder den iCloudHelper, der den Abgleich mit der Wolke organisiert.

In der Liste findet man sowohl den Anwender, der den Prozess gestartet hat, als auch die Prozess-ID, Informationen über den Speicherverbrauch und die CPU-Belastung. Da die Liste meist etwas unübersichtlich ausfällt, kann man sich wie oben beschrieben mit dem grep-Kommando behelfen, um das hängende Programm zu finden:

ps auxww | grep Pages

So bekommt man schnell die ID des Prozesses heraus, mit der man den kill-Befehl füttern kann. Wie sein Name schon vermuten lässt, beendet der einen Prozess, zunächst durch eine freundliche Aufforderung, die Arbeit einzustellen. Sollte das nicht helfen, hilft die Option -9 weiter.

Die Informationen der Aktivitätsanzeige im Finder kann man sich mit dem Befehl top auch im Terminal anzeigen lassen. Das ist zwar weniger hübsch, funktioniert dafür aber auch über eine dünne Netzwerkleitung sehr gut.

Sie eliminiert den Prozess ohne Wenn und Aber – aber auch ohne die Chance, vorher seine Dokumente zu speichern. Der Befehl killall macht im Prinzip das Gleiche, erwartet aber einen Programmnamen statt einer Prozess-ID, also etwa

killall Safari

Auch killall gibt sich erst freundlich und sendet ein Terminierungs-Signal. Will man energischer vorgehen, lautet die Option etwas länglicher -SIGKILL, alles groß geschrieben. Mit der Option -d führt man einen Trockenlauf durch:

killall -d -SIGKILL Safari

So listet der Befehl zunächst, welchen Prozessen er welches Signal schickt, versendet diese aber noch nicht. Erst wenn man den Befehl erneut und ohne die Option -d aufruft, passiert wirklich etwas.

kill und killall können aber noch mehr: Sie frieren ein Programm auf Wunsch ein, halten es also bis auf Weiteres an, sodass es die CPU nicht weiter belastet. Das ist beispielsweise praktisch, wenn man mittels iTunes eine Datei in ein anderes Format wandelt und kurzfristig die volle CPU-Leistung für eine andere Aufgabe benötigt. Die beiden Kommandos

killall -STOP iTunes
kill -STOP 57084

bewirken das Gleiche: Die Musik stoppt und iTunes reagiert auf keinerlei Kommandos mehr. Erst nach dem Auftauen über die Option -CONT läuft alles weiter, als wäre nichts gewesen.

Wer häufig einen Befehl mit bestimmten Parametern verwendet, kann diesem Konstrukt der Einfachheit halber auch gleich einen kürzeren Namen geben. Das übernimmt der Befehl alias. Gibt man ihn ohne weitere Parameter ein, listet er alle bereits vergebenen Bindungen zwischen Kurznamen und Befehlen auf. Will man selbst eine Zuordnung vornehmen, übergibt man Kurznamen, ein Gleichheitszeichen und dann die Befehlskette als Argumente:

alias freeze='killall -STOP'

Statt dem sperrigen killall -STOP genügt nun ein freeze iTunes, um CPU-hungrige Arbeiten zu pausieren. Leider vergisst die Shell diese Zuweisungen wieder, sobald man das Fenster schließt. Um sie dauerhaft einzustellen, schreibt man sie in deren Konfigurations-Datei im eigenen Home-Verzeichnis. Für die bash ist das die unsichtbare Datei ".bash_profile", die man gegebenenfalls erst anlegen muss. Die kann man über die Shell bearbeiten, wenn man unbedingt möchte. Dazu eignet sich beispielsweise der Editor nano, der aber nicht so einfach zu bedienen ist, da er komplett über Tastaturkommandos gesteuert wird. Wenn Sie es trotzdem versuchen möchten, legen Sie sicherheitshalber vorher eine Kopie der Datei mit dem cp-Kommando an.

Anschließend können Sie mit mit

nano ~/.bash_profile

den Editor starten und die Datei laden. Geben Sie dann am Dateianfang die alias-Befehle ein, so wie Sie sie auch im Terminal eingeben würden. Sofern Sie mehrere Kurzbefehle definieren wollen, schreiben Sie jeden in eine neue Zeile. Zum Speichern drücken Sie ctrl+o und anschließend die Eingabetaste. Um nano zu beenden, drücken Sie ctrl-x. Anschließend müssen Sie die Voreinstellungen noch aktivieren:

. ~/.bash_profile

Einfacher und gewohnter geht das Editieren freilich mit einem normalen GUI-Editor von der Hand, zum Beispiel dem kostenlosen TextWrangler. Sofern Sie diesen Weg wählen, denken Sie daran, die Funktion "Show hidden items" im Öffnen-Dialog zu aktivieren, andernfalls werden Sie die Profil-Datei nicht finden.

Wie man an diesem Beispiel sieht, kommt man je nach Aufgabe einfacher mit dem Finder oder mit der Shell zum Ziel, manchmal auch mit einer Mischung aus beidem. Das perfekte Werkzeug für alles sind beide nicht. Der Einstieg in die Welt der Kommandozeile lohnt sich jedenfalls. Mit den hier gezeigten Befehlen kann man viele Routinearbeiten schnell und effizient lösen.

Um die Voreinstellungsdatei der Shell etwa mit Textwrangler ändern zu können, muss man zunächst auch unsichtbare Dateien anzeigen lassen.

Wer nun neugierig geworden ist: Die Anleitungen zu diesen und weiteren Kommandos liefert der man-Befehl, gefolgt vom Befehl, beispielsweise man cp. Diese sogenannten man-Pages kann man sich entweder direkt in der Shell anschauen oder, etwas aufgehübscht, in einer der vielen Sammlungen im Web.

alias Kürzel=Befehl weist einem Befehl einen Kurznamen zu
alias listet alle definierten Kurzbefehle
unalias Kürzel löst die Bindung zu einem Kurzbefehl
cd Verzeichnis
wechselt in ein Verzeichnis
cd
wechselt ins Home-Verzeichnis des Anwenders
cp Pfad/zu/Datei /Ziel/Pfad
kopiert die angegebene Datei zum Zielpfad
CpMac
cp-Ableger, der auch Packages/Programme kopieren kann
grep Muster Datei
sucht in der angegebenen Datei nach Muster
gzip/gunzip
packt bzw. entpackt eine Datei mit GZIP
less Datei.txt
Pager für die Anzeige von Text
ls Verzeichnis
gibt den Inhalt des angegebenen Verzeichnisses aus
ls gibt den Inhalt des aktuellen Verzeichnisses aus
kill PID
beendet den Prozess mit der angegebenen PID
killall Prozessname
beendet alle Prozesse mit dem Prozessnamen
man Befehl
zeigt die Anleitung des Befehls
mkdir Verzeichnis
erstellt ein neues Verzeichnis
mv Pfad/zu/Datei /Ziel/Pfad
verschiebt die angegebene Datei zum Zielpfad
MvMac
mv-Ableger, der auch Packages/Programme verschieben kann
open Verzeichnis
öffnet das Verzeichnis im Finder
open Programm.app
startet das Programm im Finder
ps auxww
zeigt eine umfangreiche Prozessliste an
pwd
zeigt den aktuellen Pfad an
rm Datei
löscht die Datei
rmdir Verzeichnis
löscht das Verzeichnis
top
zeigt eine laufend aktualisierte Prozessliste an

(mst)