macOS-Terminal – Das kleine Einmaleins der Kommandozeile

Der Mac-Finder ist bequem zu bedienen, mitunter stößt man aber an Grenzen: etwa wenn man hundert Bilder aus tausenden herauspicken soll, ein abgestürztes Programm beenden oder einen Mac aus der Ferne administrieren will.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 42 Kommentare lesen
Lesezeit: 21 Min.
Von
  • Markus Stöbe
Inhaltsverzeichnis

Der Mac ist für seine intuitive Bedienung berühmt. Aber wer macOS nutzt, muss nicht lange warten, bis ein Tipp mit den Worten "Öffnen Sie das Terminal" reinschneit. Was auf den ersten Blick wie ein Rückfall in die Steinzeit anmutet, ist in Wahrheit ein mächtiges Werkzeug, das gar nicht so schwer zu bedienen ist, wie viele glauben.

Erstmal müssen wir das Terminal öffnen: Ein wenig versteckt schlummert die App im Unterordner "Dienstprogramme" des Anwendungsverzeichnisses, das wir über den Finder erreichen. Alternativ kann man auch einfach "Terminal" in die Spotlight-Suche eintippen und die App direkt aufrufen.

So sieht das Terminal aus.

Das Terminal bietet eine Textschnittstelle zu macOS, ganz ohne Grafik. Auf den ersten Blick bietet sie nicht viel: Nach dem Start zeigt das Programm eine Eingabeaufforderung – auf neudeutsch Prompt – das wars. Bedienung mit der Maus ist nur in Ausnahmefällen möglich, die Befehle muss man von Hand eintippen. Wer den Dreh aber erst einmal raus hat, kommt im Terminal mitunter besser voran als im Finder. Will man etwa alle Dateien eines bestimmten Typs umbenennen, kopieren oder löschen, braucht es dazu nur einen Befehl. Im Finder muss man dazu vielleicht hunderte Male klicken und aufpassen, sich nicht zu vertun.

In anderen Situationen ist man auf das Terminal angewiesen. An viele geheime Einstellungen etwa kommt man via Finder gar nicht. Zudem spart man im Terminal eine Menge Ressourcen, wenn man aus der Ferne etwas an einem Rechner nachsehen oder reparieren will. Eine schmale Internetleitung bremst die Arbeitsgeschwindigkeit der Kommandozeile kaum aus, während sich der Finder darüber nur noch im Schneckentempo bedienen lässt. Um loszulegen, muss man jedoch die passenden Terminal-Befehle kennen. Für den Anfang genügen ein paar sehr einfache.

Nach dem Start zeigt die Eingabeaufforderung den Namen des benutzten Rechners an, gefolgt von einem Doppelpunkt und dem Titel des Verzeichnisses, in dem sich der angemeldete Anwender gerade befindet; normalerweise ist das der Heimat-Ordner. Dann kommt das Login-Kürzel und ein Trennzeichen (im Auslieferungszustand das Dollarzeichen). Um das aktuelle Verzeichnis zu ermitteln, tippt man pwd (print working directory) ein, gefolgt von der Eingabetaste. Das Terminal spuckt dann den kompletten Pfad aus. Mittels cd-Kommando (change directory) gelangen Sie in ein anderes Verzeichnis. Ihr Wunschziel geben Sie einfach nach dem Kommando ein, mit einem Leerzeichen als Trenner, etwa

cd /Users/mst/Documents

Sollte der Pfadname selbst Leerzeichen enthalten, muss man dem Terminal klar machen, dass die mit zum Pfad gehören. Das geht für einzelne Leerzeichen durch einen vorangestellten umgekehrten Schrägstrich (Alt+Shift+7), also Mein\ Ordner statt Mein Ordner. Alternativ schließen Sie die Pfadangabe komplett in Anführungszeichen ein und schreiben schlicht "Mein Ordner".

In manche Ordner wechselt man so häufig, dass es für sie eine Kurzschreibweise gibt. Das Wurzelverzeichnis der Festplatte, also die oberste Ebene im Dateisystem, erreicht man beispielsweise über den Schrägstrich. cd / katapultiert den Nutzer von überall direkt dorthin. Zurück in Ihren Heimatordner gelangen Sie durch cd ohne weitere Angabe eines Pfades. In anderen Befehlen dient die Tilde ~ (Alt+n) als Kurzschreibweise für den Pfad zu ihrem Heimatverzeichnis. cd ~ bringt Sie also ebenfalls zurück nach Hause. Das aktuelle Verzeichnis trägt den Kurznamen ".", das dem aktuellen übergeordnete erreicht man mit "..". Mit cd - wechselt man zwischen den beiden zuletzt besuchten Verzeichnissen hin und her.

Am Pfad im obigen Beispiel erkennt man eine Besonderheit: Manche Verzeichnisse tragen im Terminal andere Namen als im Finder. Im Beispiel oben betrifft das den Ordner "Users", der im Wurzelverzeichnis der Festplatte liegt. Schaut man an gleicher Stelle im Finder nach, trägt der Ordner den Namen Benutzer. Im Terminal tragen alle Ordner ihren englischen Namen, so heißt es dort etwa auch Documents statt Dokumente. Die deutschen Bezeichnungen im Finder sind für den Nutzer zwar eine Selbstverständlichkeit, sie werden aber erst bei Bedarf im Hintergrund übersetzt. Im spartanischen Terminal muss man auf diesen Luxus verzichten.

Um dahinterzukommen, wie die Verzeichnisse im Original heißen, lässt man sich am besten den Inhalt des aktuellen Ordners anzeigen. Das erledigt der List-Befehl ls. Ausführlichere Informationen erhält, wer ls -l – "l" steht dabei für "long" – tippt. Dann zeigt das List-Kommando pro Datei oder Ordner mehrere Spalten an, aus denen die Zugriffsrechte, der Besitzer und dessen Gruppe, Datum und Uhrzeit der letzten Änderung sowie der Dateiname hervorgehen.

Will man auch unsichtbare Dateien anzeigen, hilft die Option -a (für "all"). Die lässt sich allein oder in Kombination mit dem -l an den Befehl hängen. ls -al zeigt die wirklich komplette Liste aller Einträge an. Gibt man am Ende des Befehls noch einen Pfad an, bekommt man die Liste dieses Verzeichnisses angezeigt, das spart den Wechsel dorthin und wieder zurück.