10 Jahre App Store: Wie Apples Software-Laden Google & Co. inspirierte

In diesen Tagen jährt sich die Vorstellung des iOS App Store zum zehnten Mal. Der Laden bringt Apple enorme Profite – und krempelte den Markt um.

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10 Jahre App Store: Wie Apples mobiles Software-Imperium Google & Co. inspirierte

So einfach ging's mit dem App Store los.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Wenn das 2007 erschienene iPhone den Smartphone-Markt umgekrempelt hat, dann gilt Gleiches auch für Apples iOS App Store und das Software-Geschäft. Am 10. Juli 2018 sind es genau zehn Jahre, seit der Online-Laden für iPhone-Programme erstmals seine virtuellen Pforten öffnete. Er erfüllte einen von der Nutzerschaft lange gehegten Wunsch: Endlich wurde es möglich, "richtige" Programme auf seinem iPhone zu installieren – Produktivitäts-Apps, Nachschlagewerke und natürlich ganz, ganz viele Spiele.

Zuvor hatten die Kunden ein Jahr lang neben den von Apple mitgelieferten Programmen nur simple Web-Apps verwenden können, die ihnen der Konzern wie Sauerbier schmackhaft zu machen versuchte. Steve Jobs höchst persönlich hatte dereinst nicht gewollt, wie Ex-Apple-Mitarbeiter später erzählten, dass das iPhone als Softwareplattform für Dritte dient – zumindest nicht ohne Restriktionen. Apple nannte dafür einige mehr oder minder lustige Begründungen. So wollte man angeblich vermeiden, dass Entwickler von iPhone-Apps Mobilfunknetze zum Absturz bringen. Doch irgendwann ließ sich Jobs dann schließlich breitschlagen, weil ihm klar wurde, dass hier ein ganz neuer gigantischer Markt auf Apple wartete.

Da iOS – das damals noch bescheiden "iPhone Software" hieß – grundsätzlich auf macOS basiert, war es recht flott möglich, ein Software Development Kit zu zimmern. Die Entwicklung für das iPhone fand auf dem Mac statt, dessen Programmierumgebung Xcode von Apple angepasst wurde. Anfang März 2008 (siehe Video) verkündete Apple schließlich die Bereitstellung eines SDK, das dann auch gleich in wenigen Tagen 100.000 Mal heruntergeladen wurde. Entwickler machten sich ans Werk um zu zeigen, was an mobiler Software möglich ist. Jobs und Apple pushten dabei den Kurzbegriff "App" für "Application" (Anwendung) derart, dass er heute allgemeingültig für Programme auf Smartphones und Tablets steht.

Ganz spezielle Einschränkungen gab es im App Store – dessen Namen Apple eifersüchtig vor Konkurrenten wie Amazon zu schützen versuchte – von Anfang an. So kündigte der Konzern an, jedes einzelne Programm von einem "Review Team" durchsehen zu lassen, es gab strikte Regeln, was verboten war (Nacktheit zum Beispiel) und der Vertrieb für die Plattform durfte einzig und allein durch Apple erfolgen. Dies legte den Grundstein für ein blühendes Apple-Servicegeschäft. 30 Prozent wollte der Konzern von seinen Entwicklern gerne an Provision sehen – dafür gab's das Einstellen in den Laden, die Kreditkartengebühr und Spesen.

Der App Store heute.

Anfangs wurde der App Store vielfach belächelt. Die zunächst nur gut 500 Programme kosteten zum Teil richtig Geld und Entwickler auf anderen Plattformen konnten sich gar nicht vorstellen, einem Gatekeeper wie Apple auch noch Geld in den Rachen zu werfen. Allein, es half nichts: Nutzer des iPhone begaben sich in Scharen auf die Plattform. Schon am ersten Wochenende wurden 10 Millionen Apps heruntergeladen. Es gab schnell erste App-Millionäre. Und, was noch erstaunlicher war: Die ganze restliche Branche zog nach.

Google kam mit seinem Laden für Android-Geräte (erst Android Market, dann Play Store) bereits im Herbst 2008 um die Ecke. Microsoft betrieb auf seiner Windows-Mobile-Plattform ebenfalls einen eigenen Store. Später eroberten die Software-Läden, die Apples Geschäftsmodell nutzten, auch Desktop-Plattformen, Apple selbst brachte 2011 den (deutlich weniger erfolgreichen) Mac App Store heraus.

Beliebteste Spiele aller Zeiten.

(Bild: App Annie)

Heute ist der App Store noch immer ein großer Hit – trotz aller Ups and Downs. Er hat dafür gesorgt, dass Software billiger wurde, die berühmte 99 Cent-App ist eine Apple-Erfindung. Es kam zur Einführung von In-App-Verkäufen, die bei vielen Nutzern eine Hassliebe produzieren – und besonders Spielefirmen enorm reich machten. Abomodelle setzten sich mehr und mehr durch. Und mittlerweile hat Apple laut eigenen Angaben 100 Milliarden US-Dollar an Entwickler ausgezahlt.

Apple hat zum Jubiläum des App Store bislang keine Top-Listen vorgelegt, dafür lieferte das Marktforschungsunternehmen App Annie Zahlen. Die Apps mit den meisten Downloads sind demnach echte Klassiker: "Candy Crush Saga", "Subway Surfers", "Fruit Ninja", "Clash of Clans" und "Honour of Kings" bei den Spielen, Facebook, Facebook Messenger, YouTube, Instagram und der WhatsApp-Messenger waren bei den regulären Apps ganz vorne. Mancher Anbieter hat sich eine goldene Nase verdient: So soll der Umsatz allein bei "Clash of Clans" vier Milliarden US-Dollar betragen. (bsc)