Pro & Contra: Ist Apple Arcade ein Segen für den Spielemarkt?
Für fünf Euro monatlich bietet Apple Abonnenten Zugriff auf eine große Spiele-Bibliothek. Brechen damit goldene Zeiten für Gamer an?
Artikel aus Mac & i Heft 5/2019, S. 7
Pro
In meinen Augen ist Apple Arcade ein großer Gewinn. Über den Dienst darf man so viel spielen, wie man möchte. Dank klarer Preisstruktur muss niemand abwägen, ob ein Spiel sein Geld wert ist. Vom kurzen Jump and Run bis zum epischen Abenteuer ist alles inklusive. Noch diesen Herbst sollen gut 100 Titel erscheinen.
Die Flatrate macht außerdem Schluss mit lästigen Freemium-Games und überteuerten In-App-Käufen. Vorbei die Zeit, als man beim vermeintlichen Gratis-Spiel virtuelle Diamanten, Waffen oder Zusatzcharaktere bezahlen sollte, um weiterzukommen. Zum Taschengeldpreis spielt die ganze Familie über das Abo mit. Dabei müssen sich Eltern keine Sorgen machen, wenn der Nachwuchs unbeaufsichtigt am iPad zockt: Alle Titel in Arcade sind kindgerecht aufbereitet.
Auch Spiele-Entwickler, die Apple bislang nur belächelt haben, dürften ein großes Interesse daran haben, ihre Apps bei Apple Arcade anzubieten. Schafft es ein Spiel in die handverlesene Auswahl des Abo-Dienstes, rührt Apple kräftig die Werbetrommel dafür und verschafft den Entwicklern eine riesige Reichweite. Denn der Dienst läuft auf allen wichtigen Apple-Plattformen: vom iPhone bis zum Mac. Apple stellt außerdem nicht nur die Vertriebsplattform bereit, sondern zahlt für jeden Exklusivtitel auch einen Vorschuss, wie man hört. Kleinere Studios können so in Ruhe an den Spielen arbeiten und müssen nicht über die spätere Finanzierung nachdenken. Für größere Studios springt vermutlich mehr raus. Würde sich Apple Arcade nicht lohnen, wären bekannte Namen wie Capcom, Lego oder Sega sicherlich nicht mit an Bord.
Vermutlich zahlt Apple dazu noch monatliche Tantiemen. Das liefert den Entwicklern genug Anreiz, auch ältere Titel zu pflegen und später zusätzliche Inhalte zu entwickeln. Bei einem Vollpreisspiel müssten sie hingegen die Entwicklungskosten und Bugfixes mit einpreisen. (hze)
Contra
Für App-Entwickler ist Apple Arcade natürlich ein Angebot, das sie nicht ausschlagen können – präsentiert es ihre Spiele doch auf Millionen Geräten deutlich sichtbar. Damit tritt Apple erneut als Kurator auf. Schon im normalen App Store werden Titel abgelehnt, die den Richtlinien widersprechen. Natürlich will Apple möglichst viele Arcade-Abonnenten langfristig behalten. Dafür darf das Angebot nicht anecken. Apple dürfte von vornherein auf die Hersteller einwirken, scharfzüngigen, politischen oder anderswie riskanten Spielinhalt doch bitte wegzulassen.
Bereits jetzt sind Kauf-Spiele eine Seltenheit im App Store – Apple hat mit seinem Fokus auf In-App-Käufe für einen ruinösen Wettbewerb gesorgt. Bald sehen wir einen Zwei-Klassen-App Store: gut produzierte Spiele mit massenkompatiblem Inhalt in Arcade auf der einen Seite, werbefinanzierte, von In-App-Käufen durchseuchte Gratistitel mit programmiertem Suchtfaktor auf der anderen. Dazwischen bleibt kaum Platz für Experimente. Gerade diese Kleinode, die mit dem Medium und seinen Möglichkeiten spielen, machen den Reiz einer Spieleplattform für mich aus.
Die Spieler werden rechnen: lieber eine große, stetig wachsende Auswahl im Abo, als sich regelmäßig für einen 5-Euro-Titel zu entscheiden. Bald könnte sich die Entscheidung für das Abo rächen. Zum einen funktioniert der Multiplayer-Modus nur über das Game Center. Fehlt der Apfel auf dem Gerät, darf es nicht auf den Spielplatz. Zum anderen: Läuft das Abo aus, ist das Spiel futsch, mitsamt Spielständen und Eigenkreationen. Viele Spieler stecken eine Menge Zeit in ihre Charaktere, virtuellen Behausungen oder eigenen Level. Und zerstreiten sich Apple und Spieleentwickler, kann man noch so viele Monate gelöhnt haben – das Spiel verschwindet trotzdem. (imj)
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