Spotify vs. Apple: Die Vorwürfe im Faktencheck
Spotify läuft Sturm gegen Apples 30-Prozent-Provision und beklagt unfairen Wettbewerb. Was ist dran an den Vorwürfen?
Der seit Jahren schwelende Konflikt zwischen Spotify und Apple ist eskaliert: Mit einer am Mittwoch eingereichten Beschwerde bei der EU-Kommission hofft der Musik-Streaming-Marktführer, eine Anpassung der Geschäftsbedingungen des iPhone-Konzerns nun zu erzwingen. Das Vorgehen begleitet Spotify mit einer Kampagne, in der fünf Vorwürfe gegen Apple erhoben werden.
Vorwurf 1: Apple berechne eine "diskriminierende Steuer"
Apple verlange, dass "bestimmte Apps" eine Provision in Höhe von 30 Prozent für die Nutzung des In-App-Bezahlsystems (IAP) abtreten, schreibt Spotify und merkt an, das sei "Apples Vorrecht". Doch würde diese Regel nicht für alle gleich gelten, heißt es weiter: Weder Fahrdienst Uber noch Essenslieferdienst Deliveroo müssten dies bezahlen und auch Apple Music nicht, der Konzern räume "eigenen Diensten einen Vorteil ein".
Anbieter, die digitale Waren und Abonnements direkt in einer App verkaufen wollen, müssen dafür Apples In-App-Bezahlsystem (IAP) nutzen – ein Rückgriff auf andere Bezahldienste ist nicht zulässig. Bei jedem Einkauf erhält Apple 30 Prozent des Kaufpreises, auch bei Abonnements. Dort verringert sich der Anteil erst ab dem zweiten Abo-Jahr auf 15 Prozent und auch nur, wenn sich um Abonnements mit automatischer Verlängerung handelt.
Anbieter physikalischer Dienstleistungen und Waren sind von dieser Regel klar ausgeklammert, entsprechend greift sie weder für Uber noch Deliveroo – oder etwa Warenbestellungen bei Amazon. Diese Vorgaben zu IAP bestehen für den Vertrieb von Apps im App Store seit 2011, lange vor der Einführung von Apple Music (2015).
Apple selbst hat es hier einfacher: Die über Google Play vertriebene Android-App für Apple Music ermöglicht das Abonnieren per Apple-ID, das dafür benötigte Zahlungsmittel hinterlegen Nutzer direkt bei Apple. Dieser Weg ist im iOS-App-Store nicht erlaubt.
Vorwurf 2: Apple erlaubt nicht, Kunden Angebote zu unterbreiten
"Wenn wir Apples Bezahlsystem nicht einsetzen, dürfen wir auch nicht mehr direkt mit unseren Kunden kommunizieren, um etwa auf besondere Promo-Aktionen zu verweisen", beklagt Spotify.
Apple untersagt es App-Anbietern, auf externe Möglichkeiten zum Abschluss von Abonnements zu verweisen. In Apps dürfen also beispielsweise keine Links auf eine Webseite zum Abo-Abschluss gesetzt werden. Bei Versuchen, dies zu umgehen – etwa durch Werbe-E-Mails wie im Fall von Spotify – schreitet Apple gewöhnlich schnell ein. Promo-Aktionen könne so letztlich nur erfolgen, wenn Apples Bezahlschnittstelle verwendet wird.
Vorwurf 3: Apple verbiete bequeme Premium-Upgrades
"Apple hindert uns daran, dass wir eine Upgrade-Option in der App anbieten können – Nutzer müssen umständlich auf Browser oder Desktop ausweichen", argumentiert der Musik-Streaming-Dienst.
Das stimmt nur halb: Eine für Nutzer bequeme Option zum Abschließen von Abos in Apps bietet Apple ja an und Spotify hatte diese vor Jahren selbst integriert. Nur wird dann automatisch Apple am Umsatz beteiligt, siehe Vorwurf 1.
Entsprechend hat Spotify die IAP-Option längst entfernt, jüngst zog Netflix nach. Andere Bezahlsysteme zum Kauf virtueller Waren sind im App Store – wie schon erwähnt – nicht erlaubt.