Kommentar: Bei Apples CPU-Entwicklung ist die Luft raus

Schon seit Jahren sind Apples Verbesserungen an den CPU-Kernen marginal. Der A17 Pro untermauert diese Entwicklung, kommentiert Mark Mantel.

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(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.

Apple hat den ersten Prozessor mit 3-Nanometer-Strukturen vorgestellt, den A17 Pro im iPhone 15 Pro und iPhone 15 Pro Max. Die Vorstellung zeigte allerdings vor allem eins: Bei Apples CPU-Kernen geht es nur zunehmend langsam voran.

Bisher war es Tradition, dass verschiedene Apple-Manager zur alljährlichen Keynote ein paar schicke Grafiken zeigen. Sie sollten die Fortschritte der eigenen Prozessoren verglichen zu den Vorgängern und zur Konkurrenz darstellen. Schon 2022 wurde die Luft jedoch dünn: Den A16 hat Apple bloß dem alten A13 und ungenannter Konkurrenz gegenübergestellt.

Beim A17 gibt es jetzt gar keine (Balken-)Vergleiche mehr. Apple nennt bloß eine 10-prozentige Verbesserung bei den zwei Performance-Kernen – üblicherweise sind hier kurzzeitige Spitzenwerte gemeint. Bei den Effizienzkernen gab es nur einen Einzeiler: Sie sollen weiterhin dreimal effizienter sein als die Chips der Konkurrenz.

Konkrete Angaben? Fehlanzeige. Bei einem Fertigungssprung mit besserer Prozesstechnik von TSMC hätte man mehr erwarten können.

Ein Kommentar von Mark Mantel

Mark Mantel ist seit 2019 Redakteur bei heise online und c't. Er kümmert sich hauptsächlich um die Online-Berichterstattung rund um PC-Hardware.

Wer Intels CPU-Entwicklung im letzten Jahrzehnt verfolgt hat, dem kommen Apples marginalen Verbesserungen an den Performance-Kernen bekannt vor. Die Firma nennt als Hauptpunkte eine optimierte Sprungvorhersage und breitere Decode- sowie Ausführungseinheiten. Das erhöht in Summe die Leistung um wenige Prozent. Tiefgehende Änderungen gibt es nicht. Hier zeigt sich womöglich ein sogenannter Brain-Drain, denn offenbar hat Apple Probleme, seine Chip-Ingenieure zu halten.

Den größeren Sprung bringen höhere Taktfrequenzen. Angeblich schaffen die zwei Performance-Kerne im A17 rund 3,7 GHz – 7 Prozent mehr als beim A16.

Apples einzige Folie zu den CPU-Kernen des A17 Pro.

(Bild: Apple)

Apple lässt den A17 offenbar bei TSMC im N3-Prozess fertigen – die erste 3-nm-Generation des Chipauftragsfertigers. Der A16 lief noch im N4-Prozess vom Band, eine leicht optimierte Version des 5-nm-Prozesses N5 (Apple A15) und kein echter Generationssprung.

Beim A16 war der geringe Fortschritt daher gewissermaßen erwartbar. Der Leistungssprung von N5 auf N4 ist so gering, dass TSMC nicht einmal konkrete Prozentangaben macht. N3 bringt hingegen auf dem Papier bis zu 15 Prozent mehr Performance bei gleicher Leistungsaufnahme verglichen mit N5 (minimal weniger gegenüber N4).

In der Realität hat TSMC allerdings mit seinen 3-nm-Prozessen zu kämpfen. N3 läuft nicht so gut wie ursprünglich erwartet und hat sich bereits verspätet. Die neue Variante N3E soll die Probleme angehen, stand offenbar aber nicht rechtzeitig für die Serienproduktion des A17 zur Verfügung.

Beim A17 treffen nun also zwei Probleme aufeinander: TSMCs Fertigungssprünge sind nicht mehr so groß wie vor wenigen Jahren und Apple scheut sich vor tiefgehenden Änderungen an seinen CPU-Architekturen. Apple setzt damit seinen Vorsprung gegenüber Konkurrenten wie Qualcomm aufs Spiel.

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