Das Problem mit dem Urheberrecht und der KI-Kunst — ein Kommentar
KI-Bildgeneratoren werden derzeit in allerlei Bereichen genutzt. Dabei sind Künstler die Leidtragenden, obwohl das nicht so sein müsste. Ein Kommentar.
Midjourney, DALL-E 2, Stable Diffusion: Überall liest man von Kunst schaffender KI. Was als Spielerei in den sozialen Medien begann, ist heute ein weit verbreitetes und etabliertes Werkzeug. Auch professionelle künstlerische Arbeiten werden mit KI-Tools erstellt. In jüngster Zeit ist es sogar vorgekommen, dass Kunstwerke mithilfe von KI rekonstruiert wurden, um sie dann für verschiedene Zwecke zu verwenden - zum Beispiel als Buch- oder CD-Cover. Solche Fälle haben in der gesamten Kunstszene für Aufregung gesorgt.
Was ist gezeichnet und was ist von einer KI generiert?
Viele Menschen können ein von Menschenhand gezeichnetes Bild nicht von einem KI-Werk unterscheiden. Das liegt unter anderem daran, dass die KI auf bestehende Kunstwerke zurückgreift und diese verwendet, um ihre eigene "Kunst" zu schaffen. Das Problem dabei: Die Künstler, deren Werke verwendet werden, wurden nicht gefragt. Die KI verwendet sie einfach, weil sie online verfügbar sind. Und das darf nicht sein.
Kunst wurde schon immer durch Kunst inspiriert. Doch eine Kopie von einem bereits existierenden Gemälde anzufertigen, ist auch unter Menschen und ohne Verwendung von KI-Bildgeneratoren nicht akzeptiert. Inspiration ist die eine Sache, Motivklau eine andere. Das "Tracing" – also Abpausen eines Werkes – wird innerhalb der Künstler-Szene sehr kritisch betrachtet. Bilder, die getraced und für kommerzielle Zwecke genutzt werden sollen, sind ohne Diskussion ein moralisches No-Go und eine Respektlosigkeit dem Originalkünstler gegenüber. Das Urheberrecht ist hier zum Glück auf seiner Seite.
Bei dem, was künstliche Intelligenzen als Kunst ausgeben, handelt es sich häufig um sogenanntes Chimera-Tracing. Es werden Teile von bestehenden Werken genutzt und damit ein neues Bild erschaffen. Diese "Technik" nutzten einige Künstler, damit nicht direkt erkannt wurde, dass es sich bei ihren Arbeiten nicht um ein eigenes gezeichnetes Bild handelte. Doch natürlich hatte auch diese Art des Kopierens rechtliche Konsequenzen.
Wie kann es also sein, dass bei Künstlicher Intelligenz plötzlich beide Augen zugedrückt werden? Wieso wird KI-Kunst akzeptiert, obwohl auch diese sich häufig der Methode des Tracings bedient? Liegt es daran, dass auch Menschen, die nicht zeichnen oder malen können, nun Bilder erstellen können?
Macht KI Kunst für jeden zugänglich?
Macht sie Kunst für alle zugänglich? Denn genau das behaupten viele Poweruser von KI-Bildgeneratoren gerne in Diskussionen. Dabei ist eines klar: Kunst ist ein Handwerk! Zeichnen und Malen kann gelernt werden, wie jedes andere Handwerk auch. Die einen haben mehr Talent, die anderen weniger. Es schadet nicht, eine Veranlagung zu haben. Aber sie ist keine Voraussetzung, um Zeichnen zu lernen. Wie heißt es so schön? Übung macht den Meister. Und so ist es auch beim Malen und Zeichnen.
Jeder kann es lernen, wenn er sich die Zeit dafür nimmt. Werkzeuge wie Midjourney verkürzen den Weg und führen schnell zu Ergebnissen, was sie für viele attraktiver macht. Bilder sind im Handumdrehen erstellt, indem man mit wenigen Worten beschreibt, was man sich vorstellt. Aber das geschieht auf dem Rücken der Künstler, die Referenzen geschaffen haben, auf die die KI nun zurückgreift. Und das darf nicht sein.
Ohne menschliche Kunst keine generierten KI-Bilder
Nehmen wir mal an, kein Künstler dieser Welt hätte die Möglichkeit gehabt, in den vergangenen Jahrzehnten seine Werke ins Internet zu stellen. Könnte eine KI dann noch ein Bild erschaffen, wie sie es zum jetzigen Zeitpunkt tut? Die Antwort ist klar: Nein. Denn ihr würde die Grundlage fehlen, die den erzeugten Bildern ihren Stil verleiht. Allein deshalb kann es keine Lösung sein, dass sich die Künstler jetzt damit abfinden müssen. Ohne sie gäbe es die Möglichkeit von KI-Kunst gar nicht. Sie sollten deswegen keinesfalls die Leid tragenden dieser Technologie sein.
Man muss das Copyright nicht neu denken
Ja, der Geist der KI ist aus der Flasche: Aber wer jetzt sagt, das Urheberrecht müsse neu gedacht werden, der verfolgt einen falschen Ansatz. Das Urheberrecht muss nicht neu erfunden werden. Man kann der KI einfach beibringen, sich an es zu halten, indem man sie darauf trainiert, nur Werke zu verwenden, für die sie die ausdrückliche Erlaubnis hat, ein Bild zu erstellen.
Nehmen wir dazu einmal an, man richtet eine Plattform ein, in der Künstler freiwillig und mit Zustimmung ihre Werke hochladen können. Diese wären dann von der KI nutzbar – und das einvernehmlich und ohne Urheberrechtsverletzung. Künstler erhalten dann entsprechend eine Lizenzgebühr, falls ihre Bilder für die Erstellung genutzt wurden.
Die Nutzung von Bildern, die nicht eigens von den Künstlern hochgeladen wurden, könnten beispielsweise herausgefiltert werden. Außerdem könnten die Bildgeneratoren bereits beim Erstellen ihres Werkes im Hintergrund vermerken, welche Quellen sie dabei genutzt haben. Nicht bei jedem KI-Bild werden immer alle Vorlagen aus der Datenbank verwendet. Eine Art Lizenzgebührenmodell wäre also das einfachste und für Künstler die fairste Methode, wenn es denn unbedingt KI sein muss, die für die Bebilderung im kommerziellen Zweck zuständig ist.
Oder man beauftragt eben doch einen menschlichen Künstler und erhält ein einzigartiges Werk.
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