Die Woche: Ein anderer Weg

Es geht auch ohne OLPC und Classmate PC: In Mazedonien erhält jeder Schüler einen Computer-Arbeitsplatz – über eine Terminal-Lösung, mit der sieben Schüler gleichzeitig einen Ubuntu-PC nutzen. Ist das die Zukunft von Linux auf dem Desktop?

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Nicht "One Laptop Per Child", sondern "Computer for Every Child": Mit dieser Initiative will das mazedonische Bildungs- und Forschungsministerium dem Land Anschluss an die Informationsgesellschaft verschaffen. Jedem Kind soll in der Schule ein PC-Arbeitsplatz zur Verfügung stehen, um den Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnik zu lernen.

Ähnliche Ansätze gibt es in vielen Staaten, von Entwicklungsländern bis hin zu den Industrienationen. Und das Problem ist überall dasselbe wie in Mazedonien: viel guter Wille, aber wenig Geld. Um Abhilfe zu schaffen, hat Nicholas Negroponte die Initiative "One Laptop Per Child" ins Leben gerufen, deren Ziel ein robustes Linux-Laptop für 100 Dollar ist. Derzeit kostet das XO-Laptop allerdings noch 200 US-Dollar (rund 135 Euro), je mehr Bestellungen zusammenkommen, desto günstiger soll es werden.

Mittlerweile erkennt auch die Industrie, dass hier Geld zu verdienen ist: Intel hat mit seinem Classmate PC gekontert, der bei etwas besser Hardware-Ausstattung auch Windows ausführen kann, aber mit bis zu 350 US-Dollar teurer ist. Jüngster Player im Reigen der Billigst-Notebooks ist Asus, wobei unklar ist, auf welchen Markt der Linux-getriebener EeePC (ab 200 Dollar) zielt.

Mazedonien geht einen anderen Weg: Statt den Schülern Laptops in die Hand zu drücken, richtet man PC-Arbeitsplätze in den Schulen ein. Um die Kosten niedrig zu halten, kommt eine Terminal-Lösung zum Einsatz: Mit zwei X300-Karten von NComputing samt den zugehörigen Boxen, Stückpreis im Einzelhandel zwischen 200 und 250 US-Dollar (um 150 Euro, bei Abnahme großer Mengen sicher noch etwas günstiger) arbeiten sieben Personen gleichzeitig an einem PC – drei pro X300-Karte, wobei pro Arbeitsplatz nur noch ein Monitor, eine Tastatur und eine Maus benötigt werden, und einer direkt am PC.

Läuft der PC mit Linux (in Mazedonien kommt Ubuntu 7.04 zum Einsatz), werden die X300-Terminals über spezielle – proprietäre – Treiber als zusätzliche Ausgabegeräte eingebunden. Linux mit seinen Unix-Wurzeln ist von Hause aus darauf eingerichtet, mehrere Benutzer in unabhängigen Sessions gleichzeitig zu bedienen. Die PCs, insgesamt sollen es 20.000 werden, kommen von Haier, einem der größten chinesischen Elektrogeräte-Hersteller. Was sie kosten und wie sie ausgestattet sind, ist nicht bekannt.

Rechnet man PC und zwei X300-Karten zusammen, liegt die Summe (auch bei gut ausgestatteten Rechnern) deutlich unter 1.000 Euro für sieben Arbeitsplätze – zuzüglich Monitore, Tastaturen und Mäuse, aber inklusive aller Software, die Ubuntu ja schon mitbringt. Für normale PC-Arbeitsplätze mit normalen Desktops, wohlgemerkt, nicht für Mini-Laptops mit eigens designten Oberflächen, wie sie OLPC und Co. mitbringen – teilweise dem speziellen Einsatzzweck, teilweise der geringen Display-Auflösung geschuldet.

Mit einem solchen Konzept ergibt Linux auf dem Desktop Sinn: Je geringer die Hardwarekosten pro Arbeitsplatz, desto schmerzhafter die Kosten für Softwarelizenzen und desto größer die Motivation, ein Open-Source-System wie Ubuntu einzusetzen. Eine Chance nicht nur für ärmere Länder, in Sachen Informationsgesellschaft aufzuholen. (odi)