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Floppy-Ersatz gesucht: Deutsche Marine benötigt Ersatzteil für Fregatte

Deutschland wird nicht länger am Hindukusch verteidigt, sondern auf Laufwerk A: Warum die Deutsche Marine dringend einen Diskettenersatz benötigt.

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Eine Fregatte der Deutschen Marine

(Bild: Bundeswehr/Sascha Jonack; Montage: heise online)

Lesezeit: 3 Min.

Der frühere Bundesverteidigungsminister Peter Struck sagte einst: Deutschland wird am Hindukusch verteidigt. Der Afghanistan-Einsatz ist inzwischen Geschichte. Eine neue Ausschreibung lässt eher vermuten, dass das Land nunmehr auf Laufwerk A: verteidigt werden muss. Denn ohne Floppy Disk geht es auf den Fregatten der Klasse F123 nicht voran. Hierfür gibt es jetzt eine Ausschreibung, um die Brandenburg-Klasse weiterbetreiben zu können.

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Das Internet ist voll von heißen IT-News und abgestandenem Pr0n. Dazwischen finden sich auch immer wieder Perlen, die zu schade sind für /dev/null.

Disketten – die Älteren unter uns erinnern sich –, das sind jene magnetischen Datenspeicher, mit denen viele schöne Kindheitserinnerungen an die ersten Gehversuche mit PC, Amiga, C64 und Co. verbinden. Die Diskette war in den Formaten 3,5 und 5 1/4 Zoll verbreitet – und es gab sie im 8-Zoll-Format. Genau dieses soll nach Informationen des Blogs "Augen geradeaus" im Falle der Fregatte gefragt sein.

Auf den großen Disketten sollen die Betriebsparameter der Kriegsschiffe erfasst werden – die sogenannte Messwerterfassungsanlage speichere dort etwa Daten für den Antrieb und die Stromversorgung ab. So ungewöhnlich ist der Gebrauch von Diskettenlaufwerken in Fahrzeugen gar nicht. Auch im Bereich der Eisenbahnen gibt es weltweit immer noch viele Systeme, die entweder auf alten Betriebssystemen basieren oder gar alte Hardware für Speichermedien verwenden. So fahren etwa die Stadtbahnen in San Francisco nur dank 5,25-Zoll-Disketten. Und die Deutsche Bahn suchte jüngst einen Admin für Windows 3.11. Da die Fahrzeuge in der Regel sehr lange im Gebrauch sind, verwenden sie aus heutiger Sicht rückständige Geräte. Dass teils zum Zeitpunkt des Erbauens bereits vorhandene neuere Hardware nicht zum Einsatz kommt, hat damit zu tun, dass etablierte Systeme als verlässlicher gelten.

Die vier Fregatten der Brandenburg-Klasse (Brandenburg, Schleswig-Holstein, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern) wurden in den Jahren 1992 bis 1996 erbaut und haben ihren Heimathafen in Wilhelmshaven. Sie sind spezialisiert auf die Jagd nach U-Booten und die Luftverteidigung. Sie haben eine Besatzung von 236 Soldaten, sind 139 Meter lang und 16,7 Meter breit. Der Tiefgang beträgt maximal 6,30 Meter.

Das ausschreibende Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr scheint allerdings wenig Hoffnung zu haben, die Floppy-Laufwerke mit neuen Geräten ersetzen zu können. Stattdessen sucht das Amt mit Sitz in Koblenz nach jemandem, der ein "emulierendes Speichersystem zum Ersatz der Floppy Disk Einheit" entwickeln und an Bord integrieren kann. Das Ganze soll zwischen Oktober 2024 und Juli 2025 erfolgen. Vorbild könnten ähnliche Umrüstungen beim US-Militär sein. Dort wurden vor einigen Jahren die Atomwaffensteuerungen ebenfalls von 8-Zoll-Disketten auf SSDs umgestellt.

Weitere Details bleiben der Öffentlichkeit aus "Gründen der Vertraulichkeit" verborgen. Und wer weiß, ob das nicht auch den Speicherplatz einer 8-Zoll-Diskette, der zwischen 180 KB und 1 MB liegt, sprengen würde.

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(mki)