Googles Messaging-Rochade: Google Meet wird zu Duo wird zu Meet

Zuwachs für Googles Marken-Friedhof: Die Features aus Google Meet wandern zu Google Duo, das später in Google Meet umbenannt wird. Alle Klarheiten beseitigt?

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Eine Frau hält mit beiden Händen ein rotes Handy. Sie blickt über ihre Sonnenbrille hinweg in die Kamera. Im Hintergrund ein Pärchen und mehrere weitere unbeteiligte Menschen.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 5 Min.
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Das Chaos bei Googles Messaging-Dienst geht weiter. Die Videokonferenz-Apps Google Duo und Google Meet werden verschmolzen – jetzt aber wirklich. Konkret werden die Features aus Google Meet an die Features in Google Duo angeflanscht, anschließend wird Google Duo in Google Meet umbenannt. Dass man das dreimal lesen muss, bis man es versteht, kommt nicht von ungefähr: Der Messaging-Wahnsinn hat bei Google Methode. 2020 gab es bereits einen Bericht, wonach Duo und Meet verschmolzen werden sollten, was Google Ende 2021 dann aber angeblich fallen gelassen hat, nur um es jetzt doch anzugehen.

Ein Kommentar von Daniel AJ Sokolov

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Daniel AJ Sokolov

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Daniel AJ Sokolov schreibt seit 2002 fĂĽr heise online, anfangs aus Wien. Seit 2012 versucht der Jurist, als Nordamerika-Korrespondent von heise online Kanadier und US-Amerikaner zu verstehen und ihr Wesen begreiflich zu machen.

Spätestens seit 2005 versucht Google im Messaging-Markt abseits SMS und MMS sein Glück, damals mit Google Talk (auch GTalk). 17 Jahre später sucht man so etwas wie Zuverlässigkeit oder Strategie für Messaging bei Google vergebens. Laufende Produkt-, Feature- und Namensänderungen und regelmäßige Einstellungen haben vor allem Verwirrung und Unsicherheit gestiftet. Der Friedhof von uns gegangener Messaging-Apps aus dem Hause Google ist absurd groß: 2009 kamen Google Voice (die Erste) und Google Wave (die Unverständliche), im Jahr darauf Google Buzz (die Spamschleudernde).

Rückblickend waren die Anfangsjahre mit Google Talk noch die verständlichsten. 2011 ging der Tr(o)ubel so richtig los. Disco, eine Art Mailinglistenserver aber für SMS, gab es nur für iOS und nur in Nordamerika. Google+ (es Ruhe in Frieden) brachte dann neben einem Messenger, der zuerst Huddle und dann Messenger hieß, auch noch Google+ Hangouts (die Erste). Zwei Jahre später, wir schreiben 2013, folgte Google Hangouts (die Zweite, mit ohne +) als Nachfolger Google Talks. 2014 wurde ein Teil von Google Voice in Google Hangouts integriert.

Dann holte Google Luft, um auf der Entwicklerkonferenz Google I/O 2016 gleich drei Messaging-Apps zu präsentieren: Spaces (die Vergessene), Allo (die Unnötige), und Duo (der Fall für 2). Ein halbes Jahr darauf erblickten Hangouts Meet und Hangouts Chat (die Dritte und Vierte) das Licht der Welt.

Es dauerte bis 2017, bis Google das Tohuwabohu mit verschiedenen Angeboten namens Hangouts zu bereinigen suchte: Hangouts Chat wurde in Google Chat (die Businessapp) umbenannt und als Slack-Konkurrenz herumgereicht, während Hangouts Meet zu Google Meet (die Gebührenpflichtige) wurde. Allerdings wurde ein Teil der Google-Voice-Features wieder herausgeschält, sodass auf dem Android-12-Handy des Autors heute eine App namens Hangouts (welche auch immer) neben einer App namens Hangouts Dialer (die Fünfte) prangen, und auch Google Voice ist noch/wieder da.

2018 kündigte Google das Ende von Allo an. Eine Stallbereinigung war das nicht, denn umgehend brachte das Unternehmen mit RCS ein weiteres Pferd an den Start. RCS ist ein von Telekom-Konzernen ersonnener SMS-Nachfolger, der damals schon zehn Jahre alt war und ewig zu spät kommt. Natürlich darf RCS bei Google nicht RCS heißen. Stattdessen wird es – darauf kommen Sie nie – Chat genannt (die Verspätete). Statt dem Hangouts-Quintett gibt es jetzt ein Chat-Paar. Na ja.

2020, als Zoom im Windschatten der Coronavirus-Pandemie ungeahnte Höhenflüge erlebte, gab Google seinen Videokonferenzdienst Meet auch für Verbraucher frei (die Gebührenfreie) und erhöhte bei Duo das namensgebende Limit von zwei Teilnehmern auf 32. Ein Jahr später wurde auch Chat (Google Chat, die Businessapp, nicht Chat, die Verspätete) unzeremoniell zum Verbraucherprodukt umdeklariert. Und mit Google Spaces (die Hydra) wird ein längst vergessener Markenname für ein neues Produkt mit Messaging-Bezug recycelt.

Ein weiteres Jahr und wir sind in der Jetztzeit. Jetzt wird Google Meet (die GebĂĽhrenfreie) in Google Duo (der Fall fĂĽr 32) gestopft, bevor Duo in Meet umbenannt wird. Die Google-Meet-Funktionen sind in der neuen Duo/Meet-App oben platziert, die Duo-Buttons unten. Wer Google Duo schon hat, muss nichts tun, auĂźer die App zu gegebener Zeit upzudaten.

Die Idee hinter der Rochade mag sein, dass Google Duo enorm verbreitet ist – auf dem Papier. Als Zwangsbestandteil des Google Play Stores zählt Duo, wie andere Google-Play-Zwangsapps auch, mehrere Milliarden Installationen. Nutzungsstatistiken verrät Google nicht. Sie wären im Verhältnis zur Zahl der App-Installationen wohl bescheiden. Der Autor dieser Zeilen hat seit einem Probelauf bei der Produktpremiere noch keine einzige Unterhaltung über Duo erlebt. Wozu auch, die Welt hat Messaging-Apps wie Signal und WhatsApp, die nicht nur ein paar Jahre funktionieren, sondern sich über lange Zeit Vertrauen erarbeitet haben. Eine Tugend, die bei Googles Messaging-Brigaden unbekannt sein dürfte.

PS: NatĂĽrlich gab und gibt es Messaging-Dienste Googles auch in anderen Angeboten des Datenkonzerns, beispielsweise in Orkut, in Google Docs/Sheets/etc, in Google Maps, in der Telefonie-App, in Google Photos, bei Stadia, in Google Pay (die Zweite, nicht zu verwechseln mit Google Wallet (die Erste)/Android Pay/Google Pay (die Erste)/Google Pay Send) und natĂĽrlich im Google Assistant. Alles OK Google?

(ds)