Kommentar: 25 Jahre iMac – braucht es Apples All-in-One noch?

Am 15. August 1998 kam der Rechner heraus, mit dem sich Apple aus der Krise befreite. Doch heute landet der iMac nur noch unter ferner liefen. Das ist schade.

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iMac M1

Der iMac M1, letztmalig von Apple überholt im Frühjahr 2021.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 4 Min.

Wie wichtig kann für Apple ein Rechner sein, den das Unternehmen seit mehr als zwei Jahren nicht mehr überholt hat – und den selbst die Gerüchteküche aktuell weitgehend ignoriert? Zum heutigen 25. Dienstjubiläum des iMac, der am 15. August 1998 erstmals in den Handel gelangt war, ist ein Blick auf den einstigen König unter den All-in-One-Maschinen geradezu deprimierend.

Wer den allerneuesten iMac, der im Frühjahr 2021 vorgestellt wurde, heute erwirbt, kauft Alteisen – wenn auch hübsch buntes. Das integrierte Apple-Silicon-SoC M1 wurde schon 2022 vom M2 abgelöst, bald kommt Generation M3. Der Bildschirm ist mit 24 Zoll bescheiden klein, selbst das Studio Display hat 27 Zoll. Einzig der Formfaktor bleibt gut, das Alles-in-einem-Gehäuse ist flach, nimmt auf dem Schreibtisch kaum Platz weg und ist formschön. Der große 27-Zoll-iMac wurde gar eingestellt und verblieb im Intel-Zeitalter.

Die Frage muss jedoch erlaubt sein, ob man einen solchen Rechner heutzutage überhaupt noch braucht. Solle Apple den iMac vielleicht einstampfen?

Zunächst ein Blick zurück. 1998 war eine gänzlich andere Zeit. Damals war Apple mit einem enorm komplexen wie wenig gewinnträchtigen Produktportfolio ins Chaos geraten, das Steve Jobs radikal aufräumte. Mit dem iMac kam dann nach kurzer Zeit Apples erster echter Volksrechner nach dem Apple II auf den Markt: leicht bedienbar, mit Internet-Zugang, integriertem Farbbildschirm und vergleichsweise leistungsfähig. Alte Zöpfe wie Apples alte Schnittstellen wurden zugunsten von USB abgeschnitten. Es gab kein Floppy-Laufwerk mehr, damals ein Sakrileg. Das Gehäuse war bunt und durchsichtig zugleich, die Maus (allerdings leider) Hockey-Puck-förmig. Ganze Industrien kopierten Apples Design.

Ein Kommentar von Ben Schwan

Mac & i-Redakteur Ben Schwan schreibt seit 1994 über Technikthemen und richtet sein Augenmerk mittlerweile insbesondere auf Apple-Geräte. Er mag das Design von Mac, iPhone und iPad und glaubt, dass Apple nicht selten die benutzerfreundlicheren Produkte abliefert. Immer perfekt ist die Hard- und Software-Welt aus Cupertino für ihn aber nicht.

Dann gab es immer wieder neue Inkarnationen. Der iMac bekam einen Flachbildschirm statt Röhre, wurde zum sexy "Lampenschirm" in unterschiedlichen Größen samt schwenkbarem Screen. Schließlich kam 2004 – der Autor dieser Zeilen erinnert sich noch ganz genau an die Keynote mit Phil Schiller in Paris – der iMac G5 auf den Markt, der im Prinzip auch das heutige Design vorgibt: eckiger Flachbildschirm, Ständer aus Alu, alle Komponenten hinter dem Display. Nach dem Plastik-iMac wurde dann später auf ein Alu-Unibody-Gehäuse gesetzt, der Rechner bekam Intel-Prozessoren statt PowerPC-Chips, erschien auch in einer Größe von bis zu 27 Zoll sowie als Workstation-Variante.

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Dann endlich 2021 der Befreiungsschlag von Intel mit dem iMac M1, der den All-in-One ins Apple-Silicon-Zeitalter holte. Man erwartete, dass Apple schnell mit einem größeren Pro-artigen Modell nachlegen würde – mit 27 Zoll wie einst bei Intel oder gar 32 Zoll. Allein, es tat sich zunächst nichts. Derzeit kann man davon ausgehen, dass Apple einen eher schlichten iMac-M1-Nachfolger als M3-Modell plant, das man wohl nicht vor nächstem Frühjahr – dann ganze drei Jahre nach der ersten Variante – zu sehen bekommt. Ob auch ein größerer iMac folgt, ist unklar.

Der iMac G3 von 1998 (9 Bilder)

Fehlendes Diskettenlaufwerk beim ersten iMac nachrüsten? Mit etwas Lötgeschick kein Problem – auch wenn das Endergebnis nicht allzu ansehnlich ist.

Womit wir wieder bei der Ausgangsfrage wären: Braucht es einen iMac nach 25 Jahren überhaupt noch? Ich würde wie Radio Eriwan antworten: Das kommt darauf an. Natürlich kann man sich auch einen Mac mini oder einen Mac Studio gönnen plus Studio Display. Oder einfach ein MacBook (Air / Pro) als Hauptarbeitsgerät samt Dock und Bildschirm. Doch es gibt nach wie vor Anwendungsfälle, in denen der Minimalismus eines iMac sticht. Standardbüroanwendungen etwa, aber auch Videoschnitt und Design, wo man möglichst wenig Kabel und Zusatzgeräte haben möchte. Das klappt aber nur dann, wenn der All-in-One auf der Höhe der Zeit ist. Das heißt: aktuelle SoCs plus größerer Bildschirm. Aber will Apple das überhaupt? Der iMac hätte im 25. Jahr etwas Liebe verdient.

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(bsc)