Kommentar: iPod Classic, der Liebling der Gestrigen ist Geschichte

Nun ist er selbst ein Gestriger, der Classic. Ich habe ihn nie wirklich geliebt, aber er ist ein treuer Geselle und ständig in Gebrauch.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Grell

Ich geb es zu, beim Thema Musikhören bin ich selbst ein Gestriger: Ich streame meine Musik nicht aus dem Internet – immer noch nicht. Und ich bin einer, der leider bei allen Apple-Produkten genau nicht in das "Uns reicht es, wenn wir 90 Prozent der User glücklich machen"-Raster passt.

Ich rippe und tagge meine CDs (ja, richtig, diese silbernen Dinger) noch selbst. Sie landen dann als Flac im Server, als MP3 auf dem Stick fürs Auto. Und für unterwegs halt auf einem Apple-Dings. Ins iPhone 4S mit 16 GByte passt eigentlich nur ein bisschen was fürs Wartezimmer. Der iPod Touch mit 64 GByte hat immerhin in meiner Ripping-Startphase genügt, doch dann musste ein iPod Classic her, der nun mit 120 GByte befüllt ist.

Was kein reiner Spaß ist, denn die Navigation in dem, was iTunes aus einer mit viel Liebe vernünftig getaggten Mischung mit 40 Prozent Pop und 60 Prozent Klassik macht, ist einfach nur ein großer Kruscht. Oder Müll, wenn Sie das besser verstehen. Leider ist mein Classic zu jung für eine alternative Firmware wie Rockbox.

Ein Kommentar von Detlef Grell

Detlef Grell ist seit der Gründung 1983 bei c't. Von 1987 bis 1996 war der Diplom-Ingenieur Elektrotechnik stellvertretender Chefredakteur, seit 1996 ist er einer der beiden c't-Chefredakteure.

Aber schließlich hat der Classic, der mir auf der Arbeit zusammen mit einem noise-canceling Kopfhörer als Lärmabschirmung dient, einen Riesenvorteil: An der Fernbedienung des Kopfhörers genügt ein Tastendruck für Stop oder Go und die Lautstärke lässt sich sogar bei verriegelten Tasten des iPod einstellen.

Und ich habe schon einiges probiert, um iTunes zu entgehen: Nur mit dem PC – geht gar nicht. Lautstärke ändern oder anhalten und jedes Mal am Bildschirmschoner neu einloggen? Und ständig irgendein Windows-BimBamBom, egal wie viel man abschaltet ... Vier Versuche mit anderen Playern, von einem Sony-Experia über ein Android-Tablet bis zum iBasso-High-Ender hat der iPod überlebt, denn schnelles Reagieren auf Kollegen, die in mein Büro kommen, muss einfach sein. Und dann will ich wieder Musik hören und dazu weder neu booten noch Codes eingeben noch SD-Cards neu lesen lassen müssen.

Der iPod Classic hat gewonnen. Immer wieder. Trotz iTunes. Trotz nerviger Navigation. Seufz. Auch wenn ich vermutlich nie das von Apple kriegen werde, was ich mir wünsche: iPod Classic, ich verneige mich zum Abschied vor einem verdienten Helden des mobilen Musikhörens. (gr)