Microsoft kauft Anteil an Londons Börse, schließt Cloud-Vertrag für Milliarden

5 Milliarden Dollar in 10 Jahren will Microsoft mit Cloud-Services für LSEG und deren Nutzer einnehmen. Microsoft kauft sich dort einen Boardsitz.​

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Schild "Microsoft" an Einfahrt zu Firmencampus, dahinter Bäume

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

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Microsoft erwirbt etwa vier Prozent der Aktien an der London Stock Exchange Group (LSEG). Das ist Teil einer "langfristigen strategischen Partnerschaft", die die beiden Konzerne am Montag bekanntgegeben haben. LSEG wird Cloud-Dienste von Microsofts Azure beziehen und dafür über zehn Jahren insgesamt mindestens 2,8 Milliarden US-Dollar zahlen, vielleicht auch mehr.

Microsoft erhält einen Sitz im Verwaltungsrat der LSEG und erwartet in den zehn Jahren weitere 2,2 Milliarden Dollar zusätzliche Einnahmen von Kunden, die mit LSEG-Angeboten interagieren und dafür ebenfalls Azure-Dienstleistungen kaufen. Verkäufer des Aktienpakets ist das Konsortium aus Thomson Reuters, Blackstone, dem staatlichen Pensionssystem Kanadas und dem souveränen Fonds Singapurs GIC. Dieses Konsortium hat 2021 das Unternehmen Refinitiv an die LSEG verkauft und dafür 37 Prozent an der LSEG erhalten.

Einen Teil dieser Anteile hat das Konsortium bereits veräußert, mit dem nunmehrigen Verkauf von vier Prozent an Microsoft dürfte der verbleibende Anteil etwas über 25 Prozent bleiben. Refinitiv bereitet Wirtschaftsdaten auf und stellt sie gegen Entgelt zur Verfügung. Bekanntester Mitbewerber ist Bloomberg. Diesem Geschäftsmodell hat sich das LSEG-Management verschrieben. Es möchte in Zukunft mehr Geld mit dem Verkauf von Daten und deren Analyse verdienen, als mit Gebühren aus Börsenhandel und Clearing.

Dafür wollen LSEG und Microsoft fortan gemeinsam neue Angebote entwickeln. Basis dafür wird Microsofts Azure-Cloud mit Purview und Synapse. LSEG verspricht sich besseren Workflow, automatische Compliance und schnelleren Zugriff für die Kunden. Azure Machine Learning soll dazu genutzt werden, neue Analysewerkzeuge für Banken auszuarbeiten.

Microsoft Teams wird jenes Mittel sein, über das Kunden mit LSEG kommunizieren sollen. Auch intern wird LSEG Teams einsetzen. Die Mitteilung nennt außerdem die Softwareprodukte Office 365 und Excel.

Darüber hinaus möchten die beiden Konzerne eruieren, ob sie gemeinsam digitale Infrastruktur für Finanzmärkte entwickeln wollen. Ziel wäre, dass sich die Marktteilnehmer auf neue Wege der Interaktion mit Finanzinvestitionen aller Art einstellen müssen.

Für Microsoft ist der Schritt, sich bei einem wichtigen Kunden einzukaufen, ungewöhnlich. Womöglich war dieser Vertrag einfach zu wichtig.

Im Herbst des Vorjahres hat Google eine Milliarde Dollar in die weltgrößte Optionenbörsengruppe CME Group investiert, um sie für einen Einzug in die Google Cloud zu gewinnen. Kurz danach entschied sich die US-Börse Nasdaq für Amazon Web Services. Die LSEG beschäftigt 23.000 Mitarbeiter in 70 Ländern.

(ds)