Playstation 5 Pro für 800 Euro: Der Preis des guten Geschmacks
Für mehr Geld schafft die PS5 Pro mehr Pixel und mehr FPS. Wer ein optimales Spielerlebnis möchte, muss mit dem hohen Preis leben können, meint Daniel Herbig.
Es ist ein Jammer, dass Gaming-Hardware immer teurer wird. PC-Spieler klagen seit Jahren über horrende Grafikkartenpreise, nun sprengt Sony mit der 800 Euro teuren PS5 Pro jegliche Preiskonventionen bei Spielekonsolen. Als Spielgerät für die Massen taugt die Playstation 5 Pro damit nicht. Für ein wählerisches Publikum ist sie trotzdem verlockend.
Konsolen-Gaming ist meistens mit Kompromissen verbunden. Aktuelle Blockbuster-Spiele haben die Leistungsfähigkeit der PS5 und Xbox Series X längst abgehängt. Sie laufen daher oft wahlweise als Pixel-Matsch mit 60 fps oder in ansehnlicher Auflösung mit hakeligen 30 fps. Der Nutzer darf sein Gift dabei in der Regel sogar selbst wählen.
Die neue Playstation macht dieses Dilemma in vielen Spielen hinfällig, wie unser Test der PS5 Pro zeigt. Vereinfacht gesagt: Wer auf der Pro spielt, bekommt in vielen Spielen ordentliche Auflösung inklusive kompetentem KI-Upscaling per PSSR und gleichzeitig mindestens 60 Bilder pro Sekunde auf den Bildschirm. Die jeweiligen Verbesserungen variieren von Spiel zu Spiel, im Großen und Ganzen bekommt man mit der PS5 Pro aber mehr Pixel kombiniert mit mehr FPS.
Klar sichtbare Verbesserungen
4K nativ schafft die Pro bei Spielen wie "Alan Wake 2" und "Horizon Forbidden West" natürlich trotzdem nicht, dafür ist sie immer noch zu schwach. Aber die Verbesserungen bei der Bildqualität lassen sich trotzdem nicht leugnen: Höhere Render-Auflösungen sorgen im Verbund mit dem verbesserten Upscaling für schärfere Bilder auf hochauflösenden 4K-Bildschirmen. Besonders im direkten Vergleich mit den Performance-Modi der PS5 offenbart sich der feine Unterschied. PSSR funktioniert nicht ganz so gut wie Nvidias DLSS, ist dem FSR 2 der bisherigen Playstation-Konsolen aber haushoch überlegen.
Der Sprung von 30 auf 60 fps kann die Spielerfahrung zudem komplett transformieren. Je nach Spiel kann die PS5 Pro sogar bei freigeschalteter Bildrate variabel bis zu 120 fps ausgeben – geradezu himmlische Bildraten, die sonst meist den PC-Spielern vorbehalten sind.
Eine Frage der Wahrnehmung
Wer meint, all diese Unterschiede ohnehin nicht wahrnehmen zu können, soll sich glücklich schätzen und das Geld für das Konsolen-Upgrade sparen. Alle anderen haben jetzt eine möglicherweise kostspielige Entscheidung zu treffen. Es gibt aus Sicht preisbewusster Kaufinteressenten leider auch sonst nicht viel, was die PS5 Pro disqualifizieren und die Entscheidung damit erleichtern würde. Der Stromverbrauch ist mit 230 Watt unter Last nur minimal höher als bei der ursprünglichen PS5 und der Slim-Variante, die Lautheit mit 0,9 Sone weiterhin im kaum hörbaren Bereich. Das Einzige, woran man sich noch aufhängen kann, ist das Laufwerk: Es wird separat verkauft und kostet noch einmal 120 Euro extra. Das ist schon etwas frech.
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Die PS5 bekommt man für 500 Euro, die PS5 Pro kostet ohne Laufwerk also 300 Euro mehr. Qualität hat nun mal ihren Preis: Einfache LCD-Fernseher gibt es für ein paar Hundert Euro, kontraststarke OLEDs kosten gut und gerne das Doppelte. Enthusiastische Musikliebhaber geben für Verstärker und High-End-Kopfhörer vierstellige Beträge aus, obwohl nachweislich auch Bluetooth-Ohrstöpsel für 20 Euro Töne ausspucken. Wer hohe Ansprüche hat, zahlt eben drauf – bei Konsolen und PCs mittlerweile leider deutlich mehr als noch vor ein paar Jahren.
Warum der PC-Vergleich nicht weiterhilft
Die Rechnung für die PS5 Pro ist besonders verzwickt, weil viele schon eine PS5 zuhause stehen haben. Lohnt sich das Upgrade, wenn man die alte Konsole noch weiterverkaufen kann? Das muss letztlich jeder selbst wissen. Sonys neue Konsole bringt in etwa die Gaming-Leistung eines soliden Mittelklasse-PCs auf die Straße. Aber solide Mittelklasse-PCs bekommt man nicht für 800 Euro: Die AMD-Grafikkarte RX 7700 XT, die am ehesten der Leistung der PS5 Pro entspricht, kostet alleine schon über 400 Euro – und bis zum fertigen PC fehlt dann ja noch ein bisschen was. Zudem sind Games für Konsolen in der Regel besser optimiert.
Klar, Spiele sind auf dem PC günstiger zu haben. Aber Spielerechner sind ohnehin nicht mit jedem Wohnzimmer kompatibel. Für viele Konsolen-Gamer stellt sich die Frage, ob ein PC nicht die bessere Option wäre, also gar nicht.
Die PS5 Pro ist daher kein Affront an die treue Spielerschaft, kein zynischer Cash Grab, der den Fanboys das Geld aus der Tasche ziehen soll. Verbesserungen an Bildqualität und Framerates sind sichtbar und spürbar. Die Pro hat ihren Platz als Alternative für Gamer mit gehobenen Ansprüchen, die sich keinen PC unter den Fernseher stellen möchten. Alle anderen dürfen ohne schlechtes Gewissen ihre normale Playstation behalten – Genügsamkeit ist auch eine Tugend.
(dahe)