3000 Hefte: Perry Rhodans unendliche Geschichte
Der 3000. Heftroman der "Perry Rhodan"-Reihe ist erschienen. Die Serie ist seit Jahrzehnten ein Dauerbrenner und erscheint einmal in der Woche.
Links hinter ihm steht im Halbprofil seine hellgrünhäutige Gefährtin Sichu Dorksteiger, rechts hinter ihm ein düster blickender kahlköpfiger Mann aus dem Volk der Cairaner mit einem Teint wie aus Goldmetall. Vorne natürlich Perry Rhodan. Besorgt, bleich, etwas verstört, aber entschlossen sieht der Weltraumheld aus auf dem Cover des 3000. Heftes der weltbekannten Science-Fiction-Serie. "Mythos Erde", heißt es. Untertitel: "Die Zeit verändert alles."
Jede Woche – seit 1961
Fans des sogenannten Perryversums erwarten das Erscheinen des Romans mit der magischen Zahl mit großer Spannung am 15. Februar. "Die 1000er-Romane sind immer etwas besonderes", sagt eine Sprecherin des Rastatter Pabel Moewig Verlages, in dem die unendliche Serie seit Jahr und Tag erscheint: Seit dem 8. September 1961 Woche für Woche und bis heute ohne eine einzige Unterbrechung. "Es ist ein Riesenhype um den 3000. Band, ein Superevent! Wir fiebern dem geradezu entgegen", erzählt Rhodan-Experte Volker Hoff. "Die Erwartungshaltung ist riesig."
Worum wird es im neuen Roman gehen? Die Redaktion des Verlags war im Vorfeld vorbildlich verschwiegen und gab nur ein paar Informationshäppchen preis: Es wird ein neuer Handlungsabschnitt namens "Mythos" eingeläutet - 41 solcher Zyklen, die meist etwa 100 Bände lang dauern, gab es schon. Aber vor allem findet ein großer Zeitsprung statt, der Rhodan weiter denn je in die Zukunft befördern wird. Er kehrt gemeinsam mit Sichu, dem Arkoniden Atlan und Mausbiber Gucky nach langen Reisen in die Milchstraße zurück - und erkennt sie kaum wieder. Die Cairanische Epoche ist angebrochen. Und Rhodan gilt darin als schlimmster Feind.
Eine Milliarde Romane
Die Erfolgsgeschichte des nach Verlagsangaben größten Roman-Kosmos der Welt wimmelt von Superlativen. Mindestens eine Milliarde Romane wurden seit 1961 weltweit verkauft. Zusammen würden sie 100.000 Tonnen wiegen und aufeinandergestapelt rund 500 Kilometer in den Weltraum emporragen. Aktuell gehen 3,2 Millionen Hefte jährlich über den Ladentisch. Was fasziniert denn den Perry-Rhodan-Leser seit fast sechs Jahrzehnten so?
"Die Hürde, die Serie zu lesen, ist nicht sehr groß", erklärt es die Tübinger Kulturwissenschaftlerin Mirjam Nast, die sich in ihrer Dissertation mit dem Rhodan-Phänomen beschäftigt hat. Über die lange Laufzeit habe sich ein komplexes Universum entwickelt "mit einer großen Vielfalt an Figuren, Handlung, Themen und Schreibstilen", sagt sie. Das Klischee vom Rhodan-Leser als Freak oder schlichtem Gemüt stimme dabei nicht. "Es sind ganz unterschiedliche Leute, oft welche, die sich für Wissenschaft und Technik begeistern und auch insgesamt sehr viel lesen", sagt sie. "Die Serie bietet Platz für alle."
Nicht zu utopisch
Außerdem versuchten die Autoren intensiv, wissenschaftlich stimmig und nachvollziehbar zu erzählen, sagt Rhodan-Experte Nils Hirseland. Mitreißend sei die Vision Rhodans, der die Völker der Galaxie einen möchte. Hirseland ist Mitbegründer des detailreichen digitalen Nachschlagewerkes Perrypedia; rund 3,7 Millionen Mal wird die Seite seinen Angaben zufolge monatlich aufgerufen. Hier finden Fans seit 2004 jede Menge Infos über Zyklen, Handlung, Autoren und Rhodan selbst. Hirseland beschreibt ihn als moralisch gefestigten Mann der Tat mit Privatleben: "Fünfmal verheiratet, sieben Kinder, eine Enkelin. In 3000 Jahren ist das gar nicht soviel."
Rund um die Heftromane hat der Pabel Moewig Verlag nach und nach ein ganzes Perry-Rhodan-Netzwerk entwickelt: Es gibt Miniserien, Comics, Hardcover, Hörbücher und Rhodan als E-Book. Perry Rhodan ist bei Instagram, Twitter, Youtube und Facebook. Der Verlag kämpft nicht zuletzt damit um neue Leser. Denn die Fans sind nicht gerade blutjung, im Schnitt 45 Jahre alt – und zu 80 Prozent männlich.
In den Heftromanen selbst sind starke weibliche Charaktere bislang drastisch unterrepräsentiert. Altfans wollten oft keine Frauenthemen, sondern Technik, Faszination und Außerirdische, bedauert Hoff. Science Fiction sei aber längst keine "Männersache" mehr, betont der Verlag. Die inzwischen drei Frauen im elfköpfigen Autorenteam würden den Charakter der Serie quasi automatisch verändern. "Man muss einen Spagat schaffen. Einerseits muss man Neuleser mit tollen Geschichten ansprechen - auf der anderen Seite dürfen aber die Altleser nicht vergrault werden", sagt Hirseland. Viel zu tun also. Im Weltraum wie auf Erden.
Siehe dazu auch:
(vbr)