Abo-Werbung in Apple-Apps stößt auf wachsende Kritik

Wer die Abo-Dienste des Konzerns nicht nutzt, wird in Apples Standard-Apps und dem Betriebssystem zunehmend mit Werbung konfrontiert, klagen Nutzer.

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iPhone X

(Bild: dpa, Lino Mirgeler)

Lesezeit: 3 Min.

In immer mehr Apps und Teilen des Betriebssystems bewirbt Apple eigene Abo-Dienste und kostenpflichtige Zusatzleistungen: Standard-Apple-Apps wie Musik und TV – einst auf die Wiedergabe lokaler und gekaufter Medieninhalte ausgelegt – sind nun voller Werbung für Apples zugehörige Abo-Dienste, wie ein iOS-Entwickler dokumentiert hat. Das Gleiche gelte für die News-App, Wallet und den App Store.

Den ganzen Umfang an Werbung erkenne man erst, wenn man keinen der Dienste nutze, schreibt der Entwickler Steve Streza – auch setze Apple Push-Nachrichten ein, um auf die eigenen Abodienste hinzuweisen oder abgesprungene Kunden zurückzulocken. Die bei Apps von Drittanbietern erforderliche Einwilligung für die Zustellung von Mitteilungen werde hier nicht eingeholt. Diese Werbemethode stößt besonders iOS-Entwicklern bitter auf, weil Dritt-Apps die Verwendung von Push-Nachrichten zu Werbezwecken von Apple explizit untersagt ist.

Selbst wenn man Apple Music ganz abschaltet, können Hinweise auf das Abo erscheinen.

(Bild: Screenshots: Steve Streza)

Durch den Fokus auf die Bewerbung der eigenen Aboangebote leide auch die Funktionalität der Apple-Apps, so Streza. Für sich allein genommen, seien die Banner zwar nicht sonderlich "tückisch", doch betrachte man das Gesamtbild zeige sich eine Beeinträchtigung des Nutzererlebnisses. Die Debatte über Push-Nachrichten und Abo-Werbung wird vor allem unter Nutzern in den USA seit längerem geführt, dortzulande bietet der Konzern bereits mehr Abo-Dienste an sowie eine eigene Kreditkarte, die in Deutschland bislang nicht eingeführt wurde. Jedes Mal, wenn man versuche, eine Karte zu Apple Pay hinzuzufügen, erscheine Werbung für die Apple Card, merkt Streza an.

Die News-App startete ursprünglich als Nachrichten-Agreggator und Feedreader. Basisfunktionen wie die RSS-Unterstützung wurden inzwischen aus Apple News entfernt, die App sei nun vorrangig mit Inhalten gespickt, die zum Abonnieren von Apples Zeitschriften-Abo News+ verleiten sollen, monieren US-Nutzer.

In den iOS-Systemeinstellungen weist Apple auf neuen Geräten außerdem prominent auf die Zusatzversicherung AppleCare hin – mit einem Timer, der die verbleibende Zeit zum Abschluss der Versicherung aufführt. Auch die Einrichtung von Apple Pay wird dem Nutzer so lange mit einer roten Kennzeichnung an den Systemeinstellungen signalisiert, bis er das Setup des Bezahldienstes startet und dann entweder durchführt oder abbricht. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager verwies zuletzt speziell auf diese "roten Punkte" als Anlass für die vorläufige Prüfung von Apples mobilem Bezahldienst.

Vor drei Jahren hat Apple sich öffentlich das Ziel gesteckt, den Umsatz mit Diensten und Abonnements bis 2021 zu verdoppeln – auf dann rund 50 Milliarden Dollar pro Jahr. Weitere Abo-Dienste hat Apple bislang nicht angekündigt. Seitdem hat Apple selbst mehrere hauseigene Abodienste eingeführt und sieht Abonnements auch als Erfolgsmodell für den Software-Verkauf. (lbe)