Business Intelligence und Big Data im Cloud-Store als neues Vertriebsmodell für Systemhäuser

Ein Data Warehouse oder Big Data sind für Mittelständler oft zu teuer und zu komplex. Cubeware hat nun ein Cloud-Geschäftsmodell für BI-Lösungen entwickelt, das Reseller einbezieht. Eine Chance für Softwarehäuser mit Branchen und BI-Know-how.

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Von
  • Ariane Rüdiger

Rechtzeitig zur CeBIT prescht der Business-Intelligence-Spezialist Cubeware mit Bistro, einem Cloud-Shop für BI-Lösungen, vor. Cubeware rühmt sich, eine radikal vereinfachte Business-Intelligence-Lösung entwickelt zu haben. "Wir integrieren viele Funktionen wie Reporting, Dashboard oder Planung, die sonst nur über getrennte Oberflächen zu haben sind, unter einer Benutzerschnittstelle, unserem Cockpit. Das erleichtert dem Anwender das Leben", sagt Steffen Kleinmanns, Vice President Business Development.

"Wir wollen Business Intelligence Software, Data Warehouses und Big Data mit unserem Cloud-Angebot Bistro auch für den Mittelstand zugänglich machen und gleichzeitig unsere Partner unterstützen", Wolfgang Max Seybold, CEO Cubeware

(Bild: Cubeware)

Das Cloud-Geschäftsmodell sieht dabei so aus: Die häufig auf bestimmte Branchen spezialisierten Softwarepartner des Herstellers stellen ihre auf Cubewares BI-Lösung basierenden branchenspezifische Anwendungs-Templates in das System, das letztlich eine Art Business Competence Center für BI werden soll. "Es gibt viele spezialisierte SAP- oder Microsoft-Partner, die ein bis zwei Branchen mit einer Handvoll selbst entwickelten Modulen bedienen. Für solche Firmen ist es aufgrund der begrenzten Personaldecke schwierig, mehr Umsatz zu erwirtschaften", erklärt Wolfgang Max Seybold, frischgebackener CEO von Cubeware.

Ein Beispiel ist eine Lösung von Syscon für den Datenabzug aus Microsoft Dynamics. Interessierte Kunden können diese Applikationen dort in einem Web-Katalog entdecken. In seinem Anfangsstadium wird der Katalog rund 20 Applikationen umfassen, wobei einige wenige, etwa ein Währungsrechner, von Cubeware stammen und für dessen Kunden kostenlos sind. Die Apps im Online-Katalog durchlaufen bei Cubeware einen aufwändigen Zertifizierungsprozess. Auf der CeBIT präsentieren sich zusammen mit Cubeware auf dem BARC BI-Forum (H6, Stand A18) neben Syscon weitere Partner wie IDL, STAS und FWI.

Weil aber BI-Lösungen meist viel unternehmensspezifische Individualisierung erfordern, geht Cubeware davon aus, dass diese potentiellen Kunden nach der Auswahl einer Applikation im Web Kontakt zum Anbieter der speziellen Softwarelösung, in der Regel also einem Cubeware-Softwarepartner, aufnehmen werden. Tun sie das, tritt nun der Reseller in Aktion und bietet die nötigen Anpassungsleistungen als Beratung auf eigene Rechnung an. Dabei wird das anwendungsspezifische Template des Softwarehauses nach den Vorgaben des Unternehmenskunden umgebaut. Die Beratungsentgelte dafür behält das Softwarehaus. Cubeware bekommt von dem durch den Web-Store generierten Umsatz mit dem Template 30 Prozent. Von den derzeit rund 60 deutschen Cubeware-Partnern beteiligen sich aktuell etwa zehn an dem Geschäftsmodell.

Banner des geplanten Big-Data-Servicestore in der Cloud, den Cubeware im ersten Quartal als Betaversion freigibt

(Bild: Cubeware)

Der Vorteil für den Endkunden: Die Anpassungen am allgemeinen Template werden als unternehmensspezifisches Template in der Cubeware-Cloud sicher und getrennt von anderen Templates gespeichert und können vom Kunden immer wieder im Rahmen eines SaaS-Modells verwendet werden. Vorteil für den Reseller: Er erwirtschaftet Beratungshonorare, bekommt eine Marge für die SaaS-Nutzung der Cubeware-Basisinfrastruktur in der Cloud durch die Endkunden und erreicht mit dem Angebot mehr potentielle Kunden. "Cubeware kennen immer noch zu wenige potentielle Kunden. Wir wollen mit dem Shop unsere 15 Jahre BI-Erfahrung vor allem als Cloud-Provider für Cubeware-basierende Softwarelösungen unserer Partner vermarkten", erklärt Seybold. Dabei können Anwender die Auswertungen auch mobil über eine entsprechende App beziehen.

Interessant dürfte das Modell für Softwarepartner besonders deshalb sein, weil der an sich mittelständische BI-Spezialist, der weltweit 120 Mitarbeiter beschäftigt, inzwischen zur indischen Unternehmensgruppe Cranes Software gehört. Die treibt die Auslandsexpansion des Rosenheimer BI-Spezialisten voran. So wird gerade eine zweite britische Cubeware-Niederlassung in London eröffnet, in den USA gibt es bereits zwei, in Italien und in Bangalore je eine. "Wir suchen nun in den jeweiligen Ländern Softwarehäuser, die an unserem Cloud-Modell mitwirken wollen", erklärt Seybold.

Außerdem will die Cranes-Gruppe laut Seybold dem Tochterunternehmen Cubeware weitere Software-Assets aus dem Bereich Datenanalyse und Big Data aus dem eigenen Portfolio hinzufügen. Denn der frischgebackene bayerische Cloud-Provider plant schon den nächsten Streich. Er wird zur CeBIT zwar bereits vollmundig angekündigt, aber erst im Sommer Wirklichkeit: Über eine angemietete Hadoop-Plattform will Cubeware Unternehmenskunden Big-Data-Analysen aus der Cloud anbieten, wobei der Partner, der die Plattform stellt, ein amerikanisches Unternehmen ist.

Das könnte sich freilich als Stolperstein entpuppen, weil die Rechtsvorstellungen gerade beim Datenschutz hinsichtlich sensibler Firmendaten in den unterschiedlichen Rechtsräumen, die Cubeware bedient, doch sehr unterschiedlich sind. Deutsche Kunden schicken sensible Daten schon an sich sehr ungern in die Cloud und wegen der aus Terrorabwehrgründen uferlos ausgedehnten Datenzugriffsrechte des amerikanischen Staates schon gar nicht in die Cloud-Ressourcen eines amerikanischen Unternehmens, es sei denn, es kann exzessive Sicherheitsvorkehrungen und EU-Zertifizierungen vorweisen. Seybold: "Wir wissen, dass das nicht ganz unkompliziert ist, glauben aber, dass wir damit zurechtkommen."

Ob sich die vergleichsweise unbekannte Softwarehersteller mit der ebenfalls hierzulande unbekannten Cranes Software an seiner Seite gegen die großen App-Stores, etwa von Fujitsu oder T-Systems wird behaupten können, muss sich zeigen. Dafür spricht die inhaltliche Spezialisierung von Bistro, das sich von breiteren AppStore-Konzepten abhebt und ein genau umrissenes Interesse der angepeilten Kundschaft treffen könnte. Während sich auf Fujitsus Cloud Store und dem T-Systems Business Marketplace professionelle Anwendungen zu allen möglichen Gebieten tummeln (Business Intelligence oder Business Analytics sind nicht darunter), ist das Cubeware-Angebot sehr fokussiert. Der Erfolg des noch nicht freigegebenen Big-Data-Angebots, für das gerade eine Referenzanwendung getestet wird, scheint weniger sicher. Er hängt wohl davon ab, ob der Anbieter potentielle Kunden davon überzeugen kann, dass Vorbehalte gegen den amerikanischen Provider seiner Hadoop-Infrastruktur unbegründet sind. (map)