Space Entertainment: Künstliche Sternschnuppen sollen am Nachthimmel leuchten

Die Japanerin Lena Okajima will mit ihrem Start-up künstliche Sternschnuppen erzeugen – und damit der Forschung helfen.

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Lena Okajima, Star-ALE
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Die Physik-Absolventin Okajima ist Chefin eines der meistbeachteten Start-ups in Tokio: Star-ALE. Unlängst hat sie eine japanische Zeitung sogar zum „Female CEO of the Year“ geadelt, weil sie so unbeirrt an einer Idee festhält, die man zunächst eigentlich nur für eine Spinnerei halten kann: „Space Entertainment“ mit Mikrosatelliten. Das berichtet das Magazin Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 8/2018 (jetzt am Kiosk oder online zu bestellen).

Star-ALE will zentimetergroße Metallkugeln von Satelliten in 350 Kilometern Höhe gegen die Flugrichtung abschießen. In dieser Höhe sind Gravitation und Luftwiderstand bereits so stark, dass die Kugeln binnen 15 Minuten auf gut 80 Kilometer Höhe fallen und mit einer Geschwindigkeit von etwa 7,5 Kilometern pro Sekunde in die Erdatmosphäre eintreten.

Und dann beginnt das Spektakel: Eine Serie lang und hell leuchtender Sternschnuppen am Nachthimmel über Tokio, New York oder München, je nachdem, wo und wann es der Auftraggeber möchte. Etwa vier bis fünf Sekunden später und 20 Kilometer tiefer sind die künstlichen Meteore verglüht. Und mit ihnen ein sechsstelliger Geldbetrag. „Unsere Sternschnuppen werden zwar einiges kosten, aber zu sehen sind sie nicht nur für die Superreichen“, sagt Okajima – sondern von jedem im Umkreis von gut 200 Kilometern.

TR 08/2018

Technology Review August 2018

Dieser Beitrag stammt aus Ausgabe 08/2018 der Technology Review. Das Heft ist ab 19.07.2018 im Handel sowie direkt im heise shop erhältlich. Highlights aus dem Heft:

Der erste Satellit soll, wenn alles gut geht, noch dieses Jahr in seine Umlaufbahn geschossen werden und etwa zwei bis drei Jahre dort oben bleiben. Ausgestattet mit 400 sorgsam nach Farben und Brenndauer ausgewählten Kugeln, soll er im Frühling 2020 den Nachthimmel über Hiroshima im Rahmen eines großen Science-Festivals erleuchten. Viele weitere Events sollen folgen, die Gespräche mit möglichen Kunden, unter anderem in den USA, laufen gerade an.

In den nächsten Jahren sollen weitere dreißig Trabanten folgen, Huckepack mit anderer Nutzlast an Bord kommerzieller Raketen. Nach und nach soll eine ganze Star-ALE-Flotte um die Erde kreisen, inklusive einem größeren Kugelvorrat an Bord. Wenn alle Kugeln verschossen sind, werden die Satelliten durch eingebaute Triebwerke in eine Erdeintrittsumlaufbahn geschickt und verglühen selbst restlos.

Okajima will mit dem Projekt nicht nur für Unterhaltung sorgen, sondern auch Forschung finanzieren. Satelliten von Star-ALE könnten zwei Drittel ihres Volumens für Forschungsinstrumente zur Verfügung stellen, um die oberen Bereiche der „Ignorosphäre“ zu untersuchen. Forscher nennen den Bereich zwischen 90 und 300 Kilometern Höhe so, weil man wenig über ihn weiß. Doch gerade an dieser Grenzschicht zwischen All und Atmosphäre spielt sich Spannendes ab: Sie ist sowohl beeinflusst von Sonnenstürmen als auch von Wetter auf der Erde. Geht es in dieser Schicht turbulent zu, können etwa GPS-Signale gestört werden.

Mehr dazu lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von Technology Review (jetzt im gut sortierten Zeitschriftenhandel und im heise shop erhältlich). (grh)