Freelancer: Gefragte Know-how-Träger für den flexiblen Einsatz

Als flexibles Mittel gegen den Fachkräftemangel sind Freelancer vor allem auch wegen ihres Know-hows willkommen. Wenngleich sich Spannungen zwischen internen und externen Kräften im Projekt nicht vermeiden lassen, wie eine Studie von projektwerk zeigt.

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Inhaltsverzeichnis

Fehlende Kapazitäten in Unternehmen und die besondere Flexibilität sind die wichtigsten Gründe für den Einsatz von Freelancern in IT-Projekten. Gerade die Flexibilität und das in die Unternehmen eingebrachte Know-how bergen für die betreffenden IT-Spezialisten aber auch Risiken – beispielsweise die Gefahr, überflüssig zu werden. Dieses Risiko schätzen Freiberufler im Hinblick auf ihre eigene Arbeit allerdings nicht allzu hoch ein, wie die jüngste Studie "projektwerk Freelancer-Befragung 2012" der Hamburger projektwerk GmbH zeigt.

Die Studie, bei der rund 160 ausgewählte Freiberufler aus verschiedenen Einsatzbereichen befragt wurden, gliedert sich in drei Teile: Risiken der Projektarbeit, Gründe für den Einsatz von Freelancern und die Bewertung der eigenen Arbeit in den Projekten.

Nach ihrer Eigeneinschätzung der mit dem Projekteinsatz verbundenen Risiken gefragt, hoben die Freelancer zwei konkrete Gefahren besonders hervor: das Risiko des Know-how-Transfers an interne Mitarbeiter des beauftragenden Unternehmens, der einen künftigen Einsatz des Freelancers eventuell überflüssig machen könnte, wurde von der Mehrheit (53 Prozent) als bedeutendste Bedrohung empfunden. Daneben sehen 46 Prozent der Befragten das Risiko der Unverbindlichkeit seitens des beauftragenden Unternehmens als wichtig bis sehr wichtig. Allerdings sind es Freelancer ja gewohnt, sich im Spannungsfeld zwischen Festanstellung und der Arbeit als Freiberufler zu bewegen – häufig sogar aus eigenem Antrieb heraus. Weitere Risikofaktoren hingegen, wie etwa die Unzuverlässigkeit der Unternehmen (31 Prozent), besonders was Absprachen beziehungsweise Verträge betrifft oder das Tragen der Haftungsrisiken (22 Prozent), wurden von den Umfrageteilnehmern als nicht relevant eingeschätzt.

Freelancer: Risiken der Projektarbeit

(Bild: projektwerk)

Als wichtigster Grund für den Einsatz von Freelancern wurden fehlende Kapazitäten in den jeweiligen Unternehmen genannt, die auf Projektbasis durch externe Mitarbeiter ausgeglichen werden sollen. 92 Prozent der Befragten schätzten diesen Grund als wichtig bis sehr wichtig ein. Dabei geht es im Wesentlichen um das Abfedern von Auftragspeaks, für das sich Freelancer flexibel – und vorübergehend – einsetzen lassen. Auch die weiteren in der Studie genannten Gründe waren keine großen Überraschungen: So schätzen die Auftraggeber, nach Aussage der Befragten, vor allem die besondere Flexibilität der Freelancer (84 Prozent) sowie deren Qualität und Leistung (83 Prozent). Auch der Ausgleich von fehlendem Know-how in den Unternehmen (77 Prozent) ist ein weiterer wichtiger Grund.

Gründe für den Einsatz von Freelancern

(Bild: projektwerk)

Dass sich Freelancer in den Unternehmen allerdings auch zu ernsthaften Konkurrenten der festangestellten Mitarbeiter entwickeln können, ist den Beteiligten zwar bewusst – jedoch glaubt nur eine Minderheit der Befragten (7 Prozent) daran, dass Freelancer bewusst als Druckmittel gegenüber der Belegschaft in den Unternehmen eingesetzt würden. Ebenso wenig würden Freelancer als Alternative zur Beschäftigung von Mitarbeitern auf Probe gesehen (7 Prozent).

Der dritte Themenblock in der projektwerk-Umfrage beschäftigte sich mit der Selbsteinschätzung der Freelancer. Knapp zwei Drittel (62 Prozent) der Befragten zeigten sich mit ihrer eigenen Situation zufrieden. Wichtig ist vielen vor allem die permanente eigene Weiterentwicklung durch "Wissensgewinn" aus den Projekten vor Ort (9,1 Prozent). Auch wissen immerhin 10,2 Prozent der befragten Freelancer nur von guten Erfahrungen mit den Projektteams in den Unternehmen zu berichten.

Gänzlich frei von negativen Aspekten ist die Arbeit als Freelancer unterdessen aber auch nicht. Negative Erfahrungen haben die Umfrageteilnehmer unter anderem schon im Hinblick auf die Zahlungsmoral ihrer Auftraggeber gemacht (9,1 Prozent). Auch die mangelnde Kompetenz seitens der Verantwortlichen in den Unternehmen führt gelegentlich zu Spannungen (8 Prozent). Dabei kann es dann auch zu Problemen durch "schlechte Briefings" (7,4 Prozent) kommen. Oder Freelancer werden vor Ort plötzlich mit anderen Aufgaben konfrontiert als im Vorfeld vereinbart wurden (6,3 Prozent).

Beinahe drei Viertel der Hightech-Unternehmen rechnen für 2013 laut Branchenverband BITKOM mit Umsatzsteigerungen, und mehr als die Hälfte der ITK-Unternehmen plant, zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. Der IT-Markt blieb bisher unbelastet von den Auswirkungen der Eurokrise. Das wird sich auch im laufenden Jahr voraussichtlich nicht ändern – für viele Unternehmen jedoch bedeutet das schon jetzt, dass offene Stellen nicht zeitnah genug oder gar nicht besetzt werden können. Besonders kleine und mittlere Unternehmen sind vom omnipräsenten Fachkräftemangel betroffen. Davon profitieren besonders Freiberufler, die aufgrund ihrer Flexibilität und ihres spezialisierten Wissens immer mehr zu einer der Grundsäulen der wirtschaftlichen Entwicklung der IT-Branche werden.

Die Umfrage

Die Projektbörse projektwerk hat für die Umfrage rund 160 ausgewählte Freiberufler befragt. Die Umfrageteilnehmer werden vorrangig in den Fachbereichen Beratung und Dienstleistung (28 Prozent), Informationstechnologie (27 Prozent) sowie im Vertrieb (13 Prozent) eingesetzt. Bei den Branchen dominieren Telekommunikation und IT (32 Prozent), gefolgt von Handel (21 Prozent) und Industrie (17 Prozent). (map)