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Ioniq: Sonnencreme ohne klebrige Hände auftragen

Der ionisierende Sprayer trägt verschiedene Hautpflegeprodukte sehr gleichmäßig auf.

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Ioniq: Sonnencreme ohne klebrige Hände auftragen

(Bild: Ioniq)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Florian Müssig
Inhaltsverzeichnis

Das deutsche Startup Ioniq zeigt seinen Sprayer, der das Auftragen von Hautpflegeprodukten vereinfachen soll. Das Grundprinzip: Die Flüssigkeit wird im Sprayer ionisiert und haftet sich dann an die entgegengesetzt polarisierte Haut an. Diese Methode ist in der Industrie ein alter Hut. Ioniq konnte diesbezüglich auf die Expertise seines Mutterunternehmens J. Wagner GmbH zurückgreifen, einem Spezialisten für Oberflächenbeschichtung.

Der Ioniq Sprayer funktioniert auch im Freien und bei Wind.

(Bild: Ioniq)

Die Anwendung des Sprayers ist denkbar einfach: Man schraubt unten eine Kartusche mit dem gewünschten Hautpflegeprodukt an, hält der Sprühkopf rund 15 Zentimeter von sich entfernt und drückt auf einen der beiden metallischen Knöpfe – schon macht sich der Nebel auf den Weg. Abschließendes Einreiben ist nicht notwendig, weil sich die feinen ionisierten Partikel sehr gleichmäßig anlagern.

Im Vergleich zu klassischen Aerosolen gibt es viel weniger Sprühverluste, weil die Ionen von der Haut angezogen werden und dabei auch Kurven fliegen: Um einen Arm vollständig einzusprühen, reicht je ein Durchgang von oben und unten. Zudem sind schwer zugänglicher Stellen wie der Rücken für den Sprayer kein Problem; er kann beim Auftragen auch kopfüber benutzt werden.

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Ioniq wird Kartuschen mit vier verschiedenen Hautpflegeprodukten anbieten.

(Bild: Ioniq)

Ioniq will zum Start vier verschiedene Arten von Hautpflegeprodukten anbieten, wie es zur Präsentation auf der CES hieß. Es wird Sonnencreme bis Lichtschutzfaktor 50, Selbstbräuner in mehreren Stufen, einen Feuchtigkeitsspender und eine Anti-Mücken-Variante geben. Die Kartuschen fassen jeweils 100 ml; mit diesem Volumen kann man sie noch im Handgepäck des Urlaubfliegers mitnehmen. Durch die geringeren Sprühverluste sollen sie laut Ioniq ähnlich lange ausreichen wie herkömmliche Sprays mit 200 bis 250 ml.

Direkt nach einem Sprühvorgang pumpt der Sprayer alle Flüssigkeitsreste zurück in die Kartusche. Manuelles Reinigen ist dadurch nicht nötig, und nach dem Anschrauben einer anderen Kartusche kann man sofort mit dieser loslegen.

Die Kartuschen enthalten Chips, anhand der Sprayer deren Typ und Füllstand erkennt. Freilich soll damit wie bei Tintenstrahldruckern auch Nachbau- und Auffüllprodukten ein Riegel vorgeschoben werden. Ioniq will damit aber auch seinen Sprayer schützen: Die Flüssigkeiten müssen bestimmte Parameter erfüllen. Grundsätzlich ist Ioniq aber offen für Kooperationen und spricht auch mit etablierten Unternehmen. Somit ist nicht ausgeschlossen, dass man künftig auch Kartuschen von Neutrogena oder Nivea erhalten könnte.

Ioniq arbeitet an einer eine Begleit-App, die den Nutzer hinsichtlich des richtigen UV-Schutzes berät. Hat man einmal anhand von sechs Fragen seinen Hauttyp bestimmt, gibt die App über der aktuellen Wetterdaten am jeweiligen Standort Empfehlungen zum Sonnenschutz ab. Außerdem kann sie den Nutzer erinnern, wenn es bei längeren Sonnenbädern nötig ist, den Schutz zu erneuern.

Da die App mittels Bluetooth den Füllstand von Akku und Kartusche vom Sprayer übermittelt bekommt, kann sie den Nutzer zudem an den Nachkauf neuer Kartuschen – ein Webshop wird eingebaut sein – oder Laden des Akkus erinnern. Letzteres erfolgt über eine integrierte USB-C-Buchse; laut Ioniq schafft der Sprayer aber auch einen einwöchigen Single-Sommerurlaub ohne Nachladen.

Größenvergleich

(Bild: Ioniq)

Der Sprayer wird den Sommer 2019 verpassen; Ioniq plant einen Verkaufsstart im Herbst mit dem Moisturizer. Im Sommer soll dem ganzen noch eine Kickstarter-Kampagne vorausgehen – teils zur Finanzierung, teils zum Sammeln von Kunden-Feedback, teils, weil dies die Tür zu Vertriebsplattformen wie Amazon Launchpad öffnet. Unabhängig davon setzt Ioniq zunächst auf einen Direktvertrieb per Internet.

Die Mixturen der verschiedenen Kartuschen und deren Produktion sind laut Ioniq fertiggestellt; die Fertigung und Abfüllung wird in Deutschland erfolgen. Ioniq plant Preise zwischen 10 und 15 Euro je Kartusche.

Hinsichtlich der Produktion des Sprayers steht man in finalen Verhandlungen mit mehreren Partnern. Erst nach deren Abschluss könnte man den Preis festlegen. Angestrebt wird ein Gerätepreise zwischen 80 und 100 Euro. Ioniq sagt aber ganz offen, dass sich das noch etwas nach oben verschieben könne und auch andere Faktoren eine Rolle spielen – etwa, welche und wie viele Kartuschen beiliegen.

Den Sprayer wird es anfangs ausschließlich in Weiß geben; einzig bei der abnehmbaren Silikonabdeckung der Sprühköpfen kann man zwischen Blau oder Rosa wählen. Später sind freilich auch andere Farben denkbar.

Mittelfristig strebt Ioniq zusätzliche Geschäftsfelder im professionellen Bereich an. So könnten Krankenhäuser Verbrennungsopfern die notwendigen Medikamente komfortabel auftragen; die Altenpflege ist ein weiterer denkbarer Bereich. Der Sprayer würde hier nicht nur beim Auftragen helfen, sondern kann dank digitaler Schnittstelle auch gleich die nötige Dokumentation für die Akten liefern. (mue)